Pro und Contra zum Thema „Einführung ein neues Schulfach „Alltagswissen“ in der Oberstufe“?
Z.B. Finanzielle Bildung, Kommunikationsfähigkeit
5 Antworten
Faszinierend: Kinder werden heute schon in Klassenräumen eingesperrt und “lernen“ etwas über Bäume. Nur die wenigsten haben die Gelegenheit, dazu in die Natur zu gehen. Nun möchtest Du - oder wer auch immer - den Alltag in die Schule holen, anstatt die Kinder dem Alltag zu überlassen.
Du unterwirfst damit das Erleben des Alltags den Schulregeln. Damit ist sichergestellt, dass man weniger über alltägliche Dinge lernt, als wenn sie einem auf ganz natürliche Weise begegnen. Die Schule ist doch gerade der Ort, an dem man nichts über den Alltag lernt, oder jedenfalls nur das, was bestimmte Leute für wichtig halten.
Du hältst finanzielle Bildung und Kommunikationsfähigkeit für wichtig. Wäre es nicht toll, wenn Du Dich mit diesen Themen nach eigenem Ermessen beschäftigen könntest? Wäre es nicht toll, wenn Du Dich bei Bedarf an jemanden wenden könntest, der sich mit diesen Themen auskennt? Daran wirst Du gehindert, in dem Du in einem Klassenzimmer hockst und Dich beispielsweise mit einer Gedichtsinterpretation beschäftigen musst. Und das musst Du, weil es gerade 8:45 Uhr ist und Deutsch auf dem Stundenplan steht.
Du merkst, ich kenne nur Kontraargumente. Je mehr Du von anderen vorgeschrieben bekommst, womit Du Dich beschäftigen sollst, desto weniger lernst Du.
Gruß Matti
Zu Deinem ersten Absatz: Es ist ein ganz grundlegender Irrtum, wenn man glaubt, in der Schule ginge es um Bildung. Bildung war noch nie ihre Aufgabe, auch wenn es natürlich einzelne Persönlichkeiten gab, die versucht haben, Bildung zum Inhalt der Schule zu machen; von Humboldt, über Kerschensteiner, Montessori oder in jüngerer Zeit der Grundschullehrer Robischon.
Sie alle sind am System gescheitert, welches auf Belehrung und vor allem Erziehung zur Gehorsamkeit ausgerichtet ist. Das erkennt man sofort, wenn man sich weigert, das Spiel mitzuspielen. Und in Deutschland besonders schlimm, wenn man sich weigert, die Schule zu betreten.
Zweiter Absatz: Ich möchte die Schule nicht in den Alltag bringen, ich möchte sie abschaffen, weil sie nichts taugt. Außer zu dem, wozu sie gegründet wurde (Belehrung und Erziehung). Diese Institution hat erst dann wieder eine Berechtigung, wenn der Lernende bestimmt, was er lernt und nicht der Belehrende.
Dritter Absatz: Ich kritisiere nicht die Idee eines NEUEN Schulfachs, sondern die Schulfächer an sich. Ich wiederhole mich erneut: In einem Schulfach geht es um Belehrung und darum zu gehorchen. Ob ein Schulinsasse etwas lernt, ist völlig irrelevant. Er wird mittels Note einfach kategorisiert, das war‘s
Wenn der Lehrer sagt, die Klasse schreibt einen Test und einige sagen »Nein, machen wir nicht.«, was passiert denn dann? Ein von fremden Leuten erdachter Plan, bestimmt darüber, womit sich der zum Schüler degradierte Mensch zu beschäftigen hat.
Die Sache wird auch nicht dadurch besser, dass das Prozedere mehr oder weniger freundlich umgesetzt wird. Das ändert sich nämlich sofort, wenn jemand sagt, er will das nicht.
Dass es nicht, nicht im Entferntesten um Bildung geht, ist inkorrekt: Das Schulsystem verfehlt diese zwar maßgeblich, doch Bildung und Wissen ist nichts rein Faktenbasiertes: Man lernt zu lernen, sich Dinge anzueignen, im Berufsleben weiterzukommen mittels Bewerbungen, Berufsberatungen (auch wenn ich diese als wirklich verwerflich finde, vor allem die, die diese machen), etc. Natürlich verfolgt nicht jeder Lehrer den Sinn Bildung, doch dies kann man leider kaum völlig objektiv betrachten, sondern lässt hierbei immer seine eigenen Erfahrungen einspielen.
Die Benotung spielt eine wirklich essenzielle Note und ich zweifle auch diese als Mittel zum Zweck, der hiermit entweder verfehlt oder einfach nicht der richtige ist, an, doch nur, weil sich einzelne Schüler darüber beschweren, eine Klausur zu schreiben, geht dies so nicht, wo sollte das hinführen? In diesem System, auch wenn man es anzweifelt, benötigt man die Chance zur Bewertung und dies nach dem Wissen zu beurteilen wäre auch falsch: Wissen und vor allem dessen Aufnahme mündet viel zu häufig auf der eigenen Intelligenz, einige erkennen einfache Zusammenhänge nicht, andere können sich nichts merken. In welcher Welt also wäre es fair, rein nach Wissen zu bewerten und nicht anhand dessen, was du versucht hast zu lernen, wie gut du dich im Unterricht beteiligst und wie gut du lernst, auch wenn dies als gehorchen aufgefasst wird. Dieses Gehorchen gehört dazu, ob nun als Staatsform oder Erziehungsmethodik von Eltern, degradieren oder denunzieren tust du niemanden ohne weiteres, grenzüberschreitendes Handeln.
Des Weiteren versuchst du, von Subjektivem an sich abzusehen - gut so - doch dann sagst du, dass sich das Prozedere einer Lehrkraft im Falle eines Aufstandes ändern würde. Das ist leider bei vielen Lehrkräften so, da eben dann dein angesprochener Punkt der Gehorsamkeit marginaler wird, doch dies ist lediglich das Resultat eines Verhaltens, was einige Lehrer an den Tag legen und entspricht nicht dem, wie sie sein sollten bzw. wie sie in ihrem Beruf prädestiniert sind.
Was denkst du, würden wohl 6-Jährige gerne von sich aus lernen?
Ich zweifle nicht deine Auffassung von Gehorsam und aufgezwungener Belehrung an, doch deinen "Weg", dies zu umgehen, da du dafür das ganze Schulsystem abschaffen würdest - und um das anzuzweifeln, muss man lediglich über die Folgen nachdenken. Nur wenige Schüler sind dazu imstande, ohne dieses obligatorische Voraussetzen eigenständig rational an ihre Zukunft zu denken und dass sie für diese Bildung brauchen.
Würde deine Argumentation mitunter der Vernunft geschehen, die alle irrationalen "Argumente" / Ideen ausschließen würde, wäre dies durchaus angepasst und verwendbarer.
Contra: Viel zu spät - oder sollen etwa nur Gymnasiasten darin geschult werden? Ironie der Geschichte: Gerade Gymnasiasten haben wohl eher Eltern, die ihnen das vermitteln können. Aber auch der Umstand, dass viele Lehrer da selbst wohl eher zu wenig Ahnung haben. das einzige echte Gegenargument wäre, dass dafür andere Fächer zurückstecken müssten - das hielte ich aber für verschmerzbar.
Pro: Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir - war schon im alten Rom bekannt. Wissen, worauf es bei Mietverträgen ankommt, wie man eine Steuererklärung macht, welche Möglichkeiten der Geldanlage es gibt, Grundlagen des Vertragsrechtes, ja das wäre bitter nötiges Wissen.
Das wurde bei uns in den 80er Jahren in der Realschule im Fach WRL unterrichtet.
Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir - war schon im alten Rom bekannt.
Allerdings sagte Seneca das Gegenteil.
Pro für praktische Überlebenstipps im Unterricht
Man sollte Kindern in der Schule, ein paar überlebenswichtige Sachen bei bringen
z B Abstand von Hochspannungsleitungen, nicht auf Eisenbahnwagons und Strommasten klettern ich kenne noch 100 andere Sachen, die wichtig wären
Damit man z B nicht von der Strapßenbahn überfahren wird sollte man auf Kopfhörer und Handy unterwegs , draußen verzichten,
Würde ich am Gym ab Klasse 10 unterrichten. Wie mache ich eine Steuererklärung? Und warum? Wozu brauche ich eine Krankenkasse? Und wie finde ich eine? Unterschiede Privat und Gesetzlich? Studieren oder Ausbildung? Versicherungen, welche sind sinnvoll? Bafög, kann ich es beantragen? Und wie? Gehaltsabrechnung, wie sieht sowas aus und was steht drin? Arzt, wie wird das abgerechnet? Bürgergeld, wie funktioniert das? Altersvorsorge, was für Möglichkeiten gibt es? Mietvertrag, was ist zu beachten? Was sind Nebenkosten? Was ist ein Dispo?
So viele Dinge, die man in dem Alter können sollte, ohne sich auf seine Eltern zu verlassen.
Kommunikationsfähigkeit sollte unbedingt geschult werden! Nichts wär wichtiger.
Deine Argumentation, vor allem dein Schlusssatz, zwischenzeitlich ist es etwas irrsinnig und unschlüssig, aber ich verstehe, worauf du hinauswillst. Doch das, womit ich mich hier kurz befassen will, ist, dass die Bildung nicht rein Aufgabe der Schule ist, natürlich ist sie dafür prädestiniert, aber Kinder lernen auch außerhalb dieser, was genau, liegt bei ihnen, ihren Eltern und ihrem Umfeld, hier geht es jedoch weniger um faktisches Wissen (das liegt außerhalb der Schule fakultativ bei den Schülern an sich), sondern um Erfahrung.
“Die Schule in den Alltag bringen“ ist zwar an sich nicht dumm, doch man versucht dies mittels einer solchen Integration eines Schulfaches ja, konkret nehmen kann man diese Aussage von dir nicht, mal einen Ausflug in den Bundestag machen, in ein KZ, in ein Museum, u. dgl. ist drin, doch ich denke nicht, dass dies das ist, was du meinst.
Und egal, inwiefern du die Idee eines neuen Schulfaches kritisierst, finanzielle Bildung und Kommunikationswissenschaften sind wichtig und es ist gut, wenn auch ein Schüler dies erkennt. Und ja, es wäre toll, wenn man sich damit selber beschäftigen kann, doch das tun kaum welche und sobald man dieses Wissen praktisch fakultativ darstellt und nicht mittels Unterricht macht, verschwindet das Interesse, da sie es gerade als langweiligen Unterricht empfinden, doch später im Leben werden sie dies brauchen.
Ja, das Schulsystem hat außerordentlich viele Fehler, doch ganz abzustreiten ist es hier nicht,