Platon Höhlengleichnis Tabelle (Bedeutung der Begriffe)

1 Antwort

Günstig ist es, die Begriffe anzuheben, um die es geht bzw. die in ihrer Bedeutung unklar sind. Hinweise dazu sind in einem Kommentar zu meiner Antwort möglich.

Eine Reihe von Begriffen ist einfach in der Bedeutung gemeint die, die sie allgemein bzw. besonders bei Platon haben.

Bildung (παιδεία) ist Erziehung und Formung, bei der Anlagen/Fähigkeiten entfaltet/ausgebildet werden. Ein Mensch kommt so erst wirklich voll zu seinem Menschsein.

Seele (ψυχή) ist bei Platon einerseits Lebensprinzip, andererseits Träger/Sitz von Erkenntnisfähigkeiten, Bestrebungen/Begierden/Willensregungen und (angenehmen oder unangenehmen) Gefühlen. Das Höhlengleichnis zeigt die Aufgabe, nach dem Aufstieg (der eigenen Befreiung und einer Umwendung der Seele [ψυχῆς ττεϱιαγωγή Platon, Politeia 521 c] zur erhellenden Erkenntnis) zu den noch in Unkenntnis befindlichen Menschen zurückzukehren.

Für solche Begriffe können Philosophielexika/-wörterbücher helfen (dabei darauf achten, was möglicherweise zur Begriffsverwendung bei Platon geschrieben wird).

Außerdem sind in einer Bibliothek vielleicht auch spezielle Nachschlagewerke vorhanden:

Wörterbuch der antiken Philosophie. Herausgegeben von Christoph Horn und Christof Rapp. Originalausgabe. 2., überarbeitete Auflage. München : Beck, 2008 (Beck'sche Reihe ; 1483). ISBN 978-3-406-56846-6

Platon-Lexikon : Begriffswörterbuch zu Platon und der platonischen Tradition. Herausgegeben von Christian Schäfer. 2., durchgesehene und bibliographisch aktualisierte Auflage. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2013. ISBN 978-3-534-25795

Platon, Jubiläumsausgabe sämtlicher Werke zum 2400. Geburtstag. Band 8: Begriffslexikon. Verfaßt von Olof Gigon und Laila Zimmermann. Zürich ; München : Artemis-Verlag, 1974

Ein Gleichnis dient der Veranschaulichung eines Sachverhaltes durch eine bildhafte Darstellung. Etwas an dem, was geschildert wird, entspricht dem Sachverhalt, um den es im Grunde geht, ist also unter Gesichtspunkten der Ähnlichkeit vergleichbar. Für die Deutung des Höhlengleichnisses ist es nötig, zu erkennen, wofür bestimmte Dinge im Gleichnis stehen, was ihre Entsprechung ist. Hinweise dazu gibt z. B. Platon, Politeia 517 a- c.

die Höhle: Sie steht für das gewöhnliche Dasein der Menschen. Sie ist der Bereich der Sinneswahrnehmungen und der Beschränkung auf den Anschein bei einer Erfahrung. Das Umschließen symbolisiert die Begrenztheit, die Dunkelheit/Finsternis die mangelnde Klarheit und das fehlende Wissen.

die Gefangenen: Sie sind Menschen, die an den Anschein in einer Sinneswahrnehmung gefesselt sind. Ihre Lage ist ähnlich wie die der normalen Menschen („sie gleichen uns“). Sie sind einem einzigen Blickwinkel verhaftet (wegen der Fesselung an Hals und Schenkeln können sie weder Kopf noch Rumpf drehen) und darauf fixiert. Sie meinen aber, etwas zu wissen.

eine Mauer: Sie verhindert ein Hereinkommen des Sonnenlichtes von oben in die Höhle hinein und verbirgt offenbar die Träger von Gegenständen vor den Gefangenen. Sie steht für das, was von klarer Erkenntnis trennt und am Erfassen von Zusammenhängen hindert.

das Feuer: Es steht für die Sonne, die mit ihrem Licht das Sehen ermöglicht.

die Objekte (natürliche Gegenstände) in der Höhle: Sie stehen für Ideen, deren Abbilder sie sind.

die Schatten: Die Schatten von Figuren in der Höhle stehen für Abbilder von sichtbaren Gegenständen (Spiegelungen, Schattenbilder). In Bezug auf Ethik gehören dazu falsche Meinungen, z. B. über die Gerechtigkeit. Die Schatten in der Welt draußen stehen wohl für mathematische Gegenstände und Formen.

die Welt außerhalb der Höhle: Sie ist der Bereich der Ideen, des geistig Erfaßbaren/des Denkbaren/mit der Vernunft Einsehbaren. Dort ist Erkenntnis möglich und Menschen können die Wahrheit entdecken.


Albrecht  20.03.2015, 05:31

Licht: Allgemein kann Licht für Erhellung, Klärung, Erleuchtung stehen. In Platons Höhlengleichnis ist Licht eine Kraft, eine vermittelnde Wirksamkeit. Licht ist ein vermittelndes Drittes sowohl zwischen Sehendem und Sichtbarem (Gegenstände der Erscheinungswelt) beim Sehen (Sinneswahrnehmung) als auch zwischen Denkendem und Gedachtem (Gegenstände eines geistig zu erfassenden Bereichs) beim Erkennen. Das künstliche Licht, das in der Höhle vom Feuer ausgeht, steht im Gleichnis für das Licht in der Erscheinungswelt/Sinnenwelt, das von der Sonne ausgestrahlte Licht steht für ein geistiges Licht, das von der Idee des Guten ausgeht.

die Sonne: Sie steht für die Idee des Guten (ἡ τοῦ ἀγαθοῦ ἰδέα Plato, Politeia 517 b). Wie die Sonne der Erscheinungswelt/Sinnenwelt Licht spendet, so ist nach Platons Darstellung die Idee des Guten Ursache der Ideen und Grund ihrer Erkennbarkeit. Die Idee des Guten ist nach seiner Auffassung sowohl Seinsgrund (Ursache des Seins der Ideen) als auch Erkenntnisgrund. Platon denkt das Seiende lichthaft und intelligibel (geistig einsehbar). Das geistige Licht (in einer Doppelnatur als Wahrheit und Sein) ist das vermittelnde Dritte, das Bedingung der Möglichkeit von Erkennen/Erkenntnis ist. Dieses Licht hat nach Platon eine einheitsstiftende Kraft. Es unterscheidet Seiendes in seiner Eigenart und verbindet zugleich zu einer Einheit.

Aufstieg und Schau der Dinge oben: Hinaufgehen der Seele in den Bereich des geistig Erfaßbaren/des Denkbaren/mit der Vernunft Einsehbaren. Über bloße Sinneswahrnehmung hinausgehend wird mit Hilfe begrifflichen Denkens eine Erkenntnis von Ideen erreicht.

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