Zu Platons Höhlengleichnis: Inwiefern sitzen die Menschen heutzutage noch in der Höhle?

3 Antworten

Fast die gesamte Menschheit sitzt auch heute noch im Kino (Hoehle) und schaut sich ihr Leben auf der Leinwand an und sind mit dem Film identifiziert.

Sie koennen das Kino nicht verlassen, weil sie es nicht wissen und von den anderen im Kino gehalten werden und gewarnt das Kino bloss nicht zu verlassen.

Wenn sie von der Identifizierung mit dem Film ablassen und sich selbst als den Projektor erfahren, dann wissen sie, und haben sie, den Kinosaal verlassen und sind befreit, sie wissen nun, wer sie wirklich sind.

Das Höhlengleichnis ist in unserer Zeit mehr oder weniger obsolet geworden, da wir zum einen nicht an die platonische Ideenwelt glauben und zum anderen heute einen fast unbegrenzten Zugang zu Informationen haben. 

Zudem stecken im Höhlengleichnis so viele methodische und logische Ungereimtheiten, dass man sich als Philosoph fragt, wie eine so krude Geschichte so lange so vielen Menschen Stoff zum Nachdenken bieten konnte. So kenne ich eigentlich auch nur Leute, die Platon nachweisen, dass er sich nicht nur an einer, sondern an vielen Stellen völlig verrannt hat, so dass sein vermeintliches Anliegen nicht vermittelbar werden konnte.

Die banale Einsicht, dass man eine wie auch immer geartete "Wahrheit" nicht erkennen kann, ist so dürftig, dass man dazu eine solch aufwändige Geschichte nicht hätte konstruieren müssen.

Also verabschiede Dich von dem Gedanken, dass die Leute heute immer noch in der Höhle sitzen. Sie sitzen im Gegenteil in einem Informationstempel, der so übervoll mit Einsichten ist, dass der Einzelnen nur in Melancholie versinken kann über die Begrenztheit seiner Lebensspanne, die es ihm lediglich ermöglicht einige sehr kleine Schneisen in diesen Wissenskosmos zu legen.

Hallo newcastlegirl!

Das ganze ist ja ein Gleichnis, das sagt, dass der Zugang zur Erkenntnis dem Menschen nur indirekt möglich ist. Das kann man natürlich für heute immer noch sagen!

Gruß Friedemann