Pferd hat innere Unruhe und klebt an der Herde?

6 Antworten

Doofe Situation...

Meiner, als er noch jünger war, war ähnlich. Nicht direkt "klebend", aber als ob er was verpassen könnte. Dauernd links und rechts am Putzplatz, gezappelt, getingelt, Kopf hoch, gescharrt...
Ich habs damals ausgesessen.
Ihn angebunden, jeden im Stall eingeschworen, ihm nicht zu helfen und dann abgewartet. Das hat mich einen kompletten Tag gekostet, aber irgendwann wurde er ruhiger und ich konnte ihn lösen. Sobald er ruhiger wurde, habe ich gelöst und bin mit ihm zur Herde.
Danach zurück zum Anbinden.
So entwickelte sich ein Muster in seinem Kopf.
Das geht natürlich nicht von Heute auf Gleich, aber mit der Zeit merkte er, je ruhiger er ist, desto eher kommt er zur Herde zurück.

Die kleinsten Anzeichen von Ruhe habe ich belohnt mit "Herde".
Die größte Zappelei habe ich ignoriert, auch wenn mein Herz dabei gelitten hat XD

Zweite Idee:
Keep her mind busy
Halte ihren Kopf beschäftigt. Biete ihr am Putzplatz etwas zum "spielen". Lecksteine, Knabberhölzer oder so Rollen, etc. Manche Pferde mögen auch Stofftiere, oder so Bälle - ausprobieren.
Spielt sie damit und steht ruhig: loben und lösen.


Navina3012 
Beitragsersteller
 29.08.2024, 00:46

Vielen Dank, die Idee mit dem abwarten am Putzplatz würde ich ihr dann doch nicht antun wollen, da sie wirklich ein unfassbares Durchhaltevermögen hat und ich nicht glaube das es die Situation besser macht. Aber die Idee mit der Beschäftigung habe ich heute sogar ausprobiert. Am Waschplatz habe ich ihr das erste mal Mash angeboten und zack stand sie ganz entspannt da. Ich denke ich werde das jetzt ab und zu mal machen, vielleicht baut sie ja irgendwann eine positive Verbindung zum wasch- und Putzplatz auf :)

Gerade Stuten leiden sehr, wenn sie aus ihrer gewohnten Umgebung genommen und von ihrer Herde getrennt werden, Umzüge bringen für viele ihnen ihre Welt aus den Fugen.

Verständlich, dass dich ihr jetziges Verhalten nervt - aber du gehst mit einem Tier um. Es ist keine Maschine, wo man ein Knöpfle drückt und dann läuft die Sache... Daher wäre es schön, du würdest Verständnis zeigen und dem Pferd die Zeit geben, die es braucht. Offensichtlich ist sie im neuen Stall immer noch nicht angekommen und zusätzlich zur Trennungsangst gibt es vermutlich noch andere Stressfaktoren wie evtl. größere Herde, vllt noch gemischt, Nachts drin, vllt andere/für sie ungute Futtersituation, etc. pp. Da könnte man als erstes mal ansetzen und sehen, ob es vllt etwas gibt, was es dem Pferd stressfreier macht.

Das Vertrauen in Menschen jedenfalls wird sich keineswegs steigern, wenn sie einfach nicht gehört wird. Warum lässt du sie zB länger angebunden, wenn du doch schon weißt, dass es sie stresst? Natürlich beruhigt sie sich nicht - sie versteht doch überhaupt nicht, was los ist. Sie weiß auch nicht, dass ihr Verhalten in deinen Augen falsch ist. Sie kapiert mit Sicherheit kein längeres Anbinden oder Strenge als "Erziehungsmaßnahme" für ein Verhalten, welches sie doch nicht an den Tag legt um jmd zu ärgern, sondern weil sie halt in dem Augenblick nicht anders kann.

Statt also grob zu werden oder alles noch künstlich in die Länge zu ziehen würde ich das ganze anders rum angehen. Erstmal immer nur kurz von den anderen weg und idealerweise wieder zurück, ehe sie sich aufregt/reinsteigert. Den Zeitraum der Trennung langsam steigern. Macht sie es gut und bleibt sie ruhig, wird sie gelobt. Fängt sie an zu zappeln, wird sie korrigiert. Ohne Kommentieren, ohne Geschimpfe und Gezeter. Einfach wieder so hinstellen, wie du sie haben willst. Und zwar prompt. Und zwar 50 mal, wenn nötig. Ausnahme Umrennen - das geht natürlich gar nicht, da ist dann ein Donnerwetter durchaus angebracht.

Sowas ist immer eine langwierige Sache, geht nie von heute auf morgen und auch wird es gute und schlechte Tage geben, die Frage ist halt - bringt man sich hier ein und es ist einem wichtig genug oder eben nicht, gerade als RB bist du ja eigentlich gar nicht in der Pflicht. Andererseits - du willst was von dem Pferd, also ermögliche es ihm auch, das gewünschte umzusetzen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin

Navina3012 
Beitragsersteller
 29.08.2024, 00:42

Dankeschön, vorhin nochmals mit der Besitzerin gesprochen. Das und deine Antwort haben mir sehr geholfen🙌

Schwierig…

Könnt ihr euch denn nicht mit andern verabreden, so dass das Pferd nicht allein angebunden stehen muß? Das könnte dem Pferd mehr Sicherheit geben, bis es sich richtig eingewöhnt hat. Und das kann locker ein Jahr lang dauern. Wenn es imme allein vor sich hin zappelt, wird es wohl daraus eine dauerhaft Gewohnheit entwickeln.

Das ist wirklich sehr schwierig zu beantworten wenn man nicht selber dabei war.

Ich kann jetzt nur mal aus eigener Erfahrung sprechen: Wir hatten ein Pony am Stall die im Reitunterricht total nervös wurde, wenn man sie alleine ließ, bzw immer wenn sie genau wusste das sie gleich zur Herde durfte (Also so ähnlich wie bei deiner Rb) Damals haben wir alles ausprobiert... Tierarzt, Hufschmied, anderer Sattel, andere Trensen, anderer Reiter, anderer Reitplatz, usw usw, bis wir dann endlich mal das Problem herausgefunden hatten. Am Ende haben wir in der Reitstunde bzw Ausreiten immer ein anderes Pferd dazu gestellt damit dieses Verhalten sich bessert, und dieses Pferd (War damals ein ganz lieber älterer Wallach mit dem sie sich gut verstand) in immer größeren Abständen weiter von ihr weg gestellt bzw irgendwann ganz auf ihn "verzichtet:" Das ganze hat sehr lange gedauert, und war auch manchmal sehr nervenaufreibend, aber effektiv.

An deiner Stelle würde ich folgende Sachen testen:

Die Besitzerin Erstmal fragen ob ihr dasselbe passiert, bzw ob dieses sie dieses Verhalten als "normal" empfindet. (Natürlich immer respektvoll;) )

Da du sagst, das sie das Verhalten entwickelt weil sie weiss, dass sie gleich in die Herde kommt, einfach mal schauen was sie macht wenn du sie zb am Putzplatz stehen lässt d. h. dabei gehst du am besten auf eine gewisse Distanz dass sie dich nicht mehr sieht, was macht sie dann? Wird sie ruhiger weil du nicht mehr da bist und sie evtl unsicher wird wo du steckst? Oder wird sie noch verrückter?

Was passiert nachdem du ihr zeigst wer hier der Chef ist? Wird sie "kleinlaut" oder zickt sie dann noch mehr rum? (Übrigens ist das ein typisches Studenverhalten ;)) )

Falls alles nicht hilft, würde ich mir einen Profi ranholen, aber da muss natürlich die Besitzerin zustimmen


Navina3012 
Beitragsersteller
 28.08.2024, 00:36

Ja es ist wirklich eine blöde Situation. Ein anderes Pferd bringt nichts, außer eins vielleicht. Sie sieht eine ältere Stute als eine Art "Mama" an. Wenn die da is is alles gut, das ist aber leider selten der Fall da der Besitzer nicht so oft da ist. Andere Pferde interessieren sie überhaupt nicht. Wenn 1/2 Pferde unten stehen macht das leider keinen Unterschied. Wenn ich weggehe wird sie unruhiger bzw wenn sie davor schon unruhig war verändert sie sich nicht großartig. Als der Schmied da war hat es allerdings sehr geholfen das ich da war und sie wurde etwas ruhiger.

Wenn ich versuche ihr zu zeigen das ich Chef bin bringt das recht wenig. Egal ob ich ihr eins auf die Nase geben würde, die Stimme strenger wird oder mir die Gerte nehmen würde. Habe das alles schon versucht aber da es das nicht besser gemacht hat, habe ich versucht sie zu beruhigen. Wenn ich selber gechillt bin ist sie zwar auch unruhig und "nervig" aber so behalte ich wenigstens die Nerven und wir kommen nicht in Versuchung uns gegenseitig hochzuschaukeln damit die Situation nicht noch schlimmer wird.

Und ja, ich würde mir wirklich gerne einen Profi ranholen, ich denke aber leider das ich da keine Chance hätte aufgrund der Besitzerin. Wir kommen zwar ganz gut miteinander klar, allerdings hat sie eine ganz andere Denkweise als ich was Pferdeerziehung betrifft (ich lasse ihr eben nichts durchgehen bzw versuche es und sie ist eben naja Antiautoritär) und da ihr dazu denk ich auch das nötige Kleingeld fehlt, denke ich nicht das sie begeistert davon wäre. Wir tauschen uns öfter mal aus wie die Stute sich bei ihr und mir verhält. Sehr ähnlich. Ich denke bei ihr noch etwas schlimmer da wir es noch nicht geschafft haben in dem jetzigen Stall zusammen hinzufahren. Naja, ich glaube sie denkt das wir das alleine hinbekommen und ich kann natürlich als RB nicht darüber entscheiden was mit dem Pferd geschieht..

Eins meiner Pferde hat anfangs auch total die Nerven verloren, wenn sich nur das weidetor außen hinter ihr schloss. Also gab es tagelang nur die Übung "wir verlassen die weide bis hinter das tor". Als das nicht mehr übermäßig aufregend war bin ich 2 meter nach links und dann zwei Meter nach rechts gegangen. Den Abstand habe ich solange verlängert, bis wir ein Stück von der weide weggehen konnten, aber sie die anderen pferde noch sehen konnte. Und dann immer weiter. Kein gezerre, immer ruhig, keinen Grund zur Angst geben. Und nach einiger Zeit konnte man dann den großen Sprung ganz außer Sichtweite der Herde machen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologin, medizin. Fortbildungen, Pferde-Gnadenhof