Öffentliche Wahrnehmung FFW?

7 Antworten

Also ich arbeite hauptberuflich bei der Flughafenfeuerwehr, fahre fast jede Woche eine ehrenamtliche Schicht im Rettungsdienst und engagiere mich bei der frewilligen Feuerwehr und bin dort auch stllv. Wehrführer.

Ich bin mir zimlich sicher, das du entweder zimlich übertrieben darstellt wie du die Situation findest oder ein paar viele Tatsachen verdrehst und ein Drama draus wird.

  • Bei uns in der FFW ist es ruhig, wir fahren zwar unsere 2-3 Einsätze in der Woche, aber großartig beschimpft werden wir meistens nicht, kam aber auch schon vor.
  • Bei der Flughafenfeuerwehr ist es auch ruhig, die Passagiere wissen ja, daß sie ohne uns nicht starten können.
  • Im Rettungsdienst fehlt mir ein wenig fie Erfahrung (mach ich noch nicht do lange) um mir da ein verallgemeinertes Urteil zu erlauben.

Ich hoffe für euch das du übertrieben hast. Wer täglich mit Feuerlöschern beworfen wird tut mir leid.

Allerdings ist das alles sehr unglaubwürdig, quasi täglich die Berliner Silvesternacht in einer Kleinstadt würde schon auch mal durch die Presse gehen und in Feuerwehrkreisen bekannt sein.


DieKatharina190 
Fragesteller
 19.05.2023, 10:35

Danke für Deine Antwort.

Ich bin mir zimlich sicher, das du entweder zimlich übertrieben darstellt wie du die Situation findest oder ein paar viele Tatsachen verdrehst und ein Drama draus wird.

Kurz zu mir, ich bin seit über 40 Jahren bei der FF, mittlerweile BI'in und OWL'in einer Ortswehr über 50 aktiven (in unserer Stadt sind über 200). Unsere OW hat die Schwerpunkte Autobahn und ABC.

Wir fahren mind. jeden 2. Tag wegen einem Unfall auf die Autobahn und werden dann von Vorbeifahrenden mit Flaschen, Unrat und dergleichen beworfen und beschimpft.

Da ich die Entwicklung der Feuerwehr über diesen Zeitraum miterleben konnte, kann ich nur sagen: Nein, ich übertreibe nicht.

Wer täglich mit Feuerlöschern beworfen wird tut mir leid.

Wir werden nicht täglich mit Feuerlöschern beworfen - dies kam aber bereits vor.

Allerdings ist das alles sehr unglaubwürdig, quasi täglich die Berliner Silvesternacht

Wo habe ich mich darauf bezogen?

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firemanairport  19.05.2023, 11:19
@DieKatharina190
Wir fahren mind. jeden 2. Tag wegen einem Unfall auf die Autobahn und werden dann von Vorbeifahrenden mit Flaschen, Unrat und dergleichen beworfen und beschimpft.

Okay dann scheint das bei dir in der Gegend indertat ein Problem zu sein. Ich kenne so Situationen zum Glück nicht.

Wir werden nicht täglich mit Feuerlöschern beworfen - dies kam aber bereits vor.

Dann stelle es nicht so da.

Wo habe ich mich darauf bezogen?

Wirkt anhand deiner Erzählung so.

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Dass ist leider nicht nur im Ehrenamt das Problem. Das deutsche Gesundheitssystem gehört zwar sicher zu einem der Besten der Welt, leider ist dieses aber lange von der Politik kaputtgespart worden, während Covid ist dies extrem geworden. Ich habe aber auch das Gefühl, dass seit Covid der Fokus wieder mehr auf der finanziellen Stärkung des Gesundheitssystems liegt. Dennoch muss meines Erachtens auch ein Umdenken seitens der Bevölkerung stattfinden. Einfach nur zu klatschen für die Klinikmitarbeiter während der Covid-Hochphase wird da leider nicht helfen und die Situation verbessern…

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung zum Notfallsanitäter
Ich bin seit fast 40 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr und erlebe nahezu täglich, wie hier mit Kameraden umgegangen wird. Man wird beschimpft, bespuckt, geschlagen, mit Unrat, Steinen und Feuerlöschern beworfen.

Also... nach rund 25 Jahren Einsatzdienst in der FF kann ich das glücklicherweise so nicht bestätigen. Ja - verbal muss man da leider tatsächlich einiges einstecken. Körperlich angegangen bin ich in der Zeit nur ein einziges Mal - und das war der Ehemann einer lebensgefährlich verletzten Frau, der mit allen Mitteln zu seiner Frau wollte (sich dabei aber selbst in Gefahr gebracht und uns bei der Arbeit behindert hätte). Das war nicht schön, war aber menschlich irgendwo nachvollziehbar. In einem Nachbarort wurde mal ein Kamerad mit einer Schreckschusspistole bedroht und vor mehr als 20 Jahren sind mal Kameraden aus der Region durch eine Bombe verletzt worden, die ein Geiselnehmer am Hydranten platziert hatte (bevor er sich mit seiner Geisel in einem Haus verschanzt und dieses angesteckt hat). Aber das sind glücklicherweise seltene Extremfälle.

Woher kommt also dieser eklatante Unterschied in der öffentlichen Wahrnehmung derer, die sich in ihrer Freizeit mit ihrer Gesundheit und ihrem Leben für andere einsetzen?

Das hat mit Sicherheit verschiedene Gründe.

Gerade in den USA werden Feuerwehrleute als Helden verehrt. Das gibt es so in Deutschland nicht mehr. Die Gründe sind mit Sicherheit in der Vergangenheit zu suchen... Dinge wie (National-)Stolz, Ehre, Heldenmythos usw. haben halt zum Aufstieg der Nazis beigetragen und sind nach dem 2. Weltkrieg dann bewusst unterbunden worden.

Leider ist es auch so: Je besser es den Menschen geht, desto mehr wird gejammert. In Deutschland ist gefühlt jeder unzufrieden mit "dem Staat". Denn egal, was die einzelnen staatlichen Stellen tun und machen: Es wird niemals allen recht sein. Und die Unzufriedenen sind nunmal lauter als die Zufriedenen. Das führt aber auch zu einer immer schlechteren Stimmung in Deutschland. Und die Feuerwehr wird nunmal von vielen als Teil der Staatsmacht gesehen, genau wie die Polizei.

Dann kommt noch dazu, dass die Menschen auf der einen Seite immer hilfloser werden und auf der anderen Seite immer größere Ansprüche haben.
Früher wurde ein Ast selbst von der Straße geräumt und ein unter Wasser stehender Keller selbst ausgeschöpft. Heute wird für den Ast oder 3 cm Wasser die Feuerwehr gerufen. Nicht selten hört man dann: "Das ist ja immerhin euer Job, dafür bezahle ich euch ja auch mit meinen Steuergeldern". Der Respekt vor der Arbeit und dem Ehrenamt schwindet also - und vielen ist auch gar nicht bewusst, dass Feuerwehr zu 95% aus Ehrenamtlern besteht.

Ein weiterer Grund ist dann, dass unsere heutige Zeit viel hektischer und schnelllebiger ist als noch vor einigen Jahrzehnten. Eine durch Feuerwehreinsatz gesperrte Straße wirft bei vielen den minutiös geplanten Tagesablauf völlig durcheinander. Berufskraftfahrer usw. stehen unter enormen Termindruck.

Und manchmal ist es auch die kulturelle oder Sprachbarriere. Es gibt in Deutschland viele Menschen, die nicht auseichend gut deutsch sprechen. Das führt gerade unter Stress zu Missverständnissen und Unverständnis. Zudem kommt der ein oder andere auch aus einem Staat, wo man Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst nicht bedenkenlos vertrauen kann, wo Korruption usw. vorherrscht oder man deutliche "Klassenunterschiede" macht. Das so zerstörte Vertrauen muss in Deutschland dann auch erst mühsam und langwierig wiederhergestellt werden.

Und das alles sind sicher nur einige der Dinge, die zu den von Dir genannten Problemen führen.

Ein Grund für mich ist definitiv, dass sich die Politik überhaupt nicht für die Ehrenamtler interessiert (wenn dann zu Wahlzwecken) und diese viel zu oft alleine lässt.

Sorry - das ist in meinen Augen großer Blödsinn.
Was genau sollte "die Politik" denn anders machen in Bezug auf das Ehrenamt? Hast Du da konkrete Beispiele?

Ich persönlich übe ein Ehrenamt aus, weil es mir Spaß macht und weil ich gerne anderen helfe. Dafür erwarte ich grundsätzlich keine Gegenleistung.

Dennoch tut zumindest die Kommune hier in Bezug auf die Feuerwehr alles, ws sie tun muss und sogar noch einiges mehr. Und das, obwohl die finanziell auch arg gebeutelt ist und noch einige andere Pflichtaufgaben zu erfüllen hat.
Einzig die immer weiter ausufernde Bürokratie ist es, die mir sauer aufstößt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

DieKatharina190 
Fragesteller
 21.05.2023, 21:10

Danke für Deine ausführliche Antwort!

Was genau sollte "die Politik" denn anders machen in Bezug auf das Ehrenamt?

Lass es mich so sagen: "Die Politik" ist ein ziemlich großgefasster Begriff. Ich meine diesbezüglich die verantwortliche Politik; und die verlässt sich mE auf das Ehrenamt, als ob dies eine Selbstverständlichkeit wäre.

Es ist aber nicht selbstverständlich, dass ich meine Gesundheit, mein Leben und meine Freizeit für die Gemeinschaft opfere und mich in einen Waldbrand stelle oder im Hochwasser umherstapfe.

Und am Ende solcher Ereignisse bekommt man keinen Dank, sondern eine Ansteckmünze.

Ich persönlich übe ein Ehrenamt aus, weil es mir Spaß macht und weil ich gerne anderen helfe.

Absolut.

Dafür erwarte ich grundsätzlich keine Gegenleistung.

Ein einfacher Dank ist keine Gegenleistung, sondern sollte ein Selbstverständlichkeit sein, die man insb. für Ehrenamtler erübrigen sollte.

Nur noch zur Ergänzung: Ich bin seit über 40 Jahren bei der FF und mittlerweile BI'in (ZF, VF etc.). Mir ging es nie darum, dass sich permanent irgendjemand bei mir bedankt. Aber gerade bei solchen Großschadensereignissen wie den Waldbränden 2022 hat man stark gemerkt, wie sehr sich auf die Einsatzbereitschaft der Ehrenamtler und nicht zuletzt deren Arbeitgeber verlasse worden ist und wie wenig (nichts) am Ende zurück kam.

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26Sammy112  21.05.2023, 21:48
@DieKatharina190
Lass es mich so sagen: "Die Politik" ist ein ziemlich großgefasster Begriff. Ich meine diesbezüglich die verantwortliche Politik; und die verlässt sich mE auf das Ehrenamt, als ob dies eine Selbstverständlichkeit wäre.

Die verantwortliche Politik für den Bereich der Feuerwehr ist aber die Kommunalpolitk. Hier darfst Du nicht vergessen, dass auch die Kommunalpolitik rein ehrenamtlich agiert.
Hinzu kommt, dass die Kommune die kleinste staatliche Instanz ist. Leider ist es aber so, dass auf Bundes- und Landesebene Entscheidungen getroffen werden, welche die Kommune dann letztendlich zu zahlen hat - mit der Folge, dass (fast) jede Kommune finanzielle Probleme hat. Bestes Beispiel: Bei uns "bunkert" der Landkreis Geld "für schwere Zeiten", dass den Kommunen schon heute u.a. für Schulen, Kitas, Feuerwehr und Straßen fehlt.
Da ich neben meiner Funktion als stellv. Wehrführer auch in der Kommunalpolitik aktiv bin, habe ich diese Probleme ständig vor Augen.

Es ist aber nicht selbstverständlich, dass ich meine Gesundheit, mein Leben und meine Freizeit für die Gemeinschaft opfere

Naja... darüber lässt sich zumindest streiten.

In meinen Augen ist es irgendwo eine Bürgerpflicht, sich für andere zu engagieren. Schau mal in die Geschichte der Feuerwehren... schon im Mittelalter, als es noch keine oganisierten Feuerwehren gab, war es für alle Menschen eine selbstverständlichkeit, bei einem Brand zur Hilfe zu eilen. Natürlich auch aus Eigennutz, denn ein unkontrolliertes Feuer hat das Hab und Gut aller gefährdet. Später waren alle Mitglieder der Brandgilden (Versicherungen und Hilfeleistung auf Gegenseitigkeit) zur gegenseitigen Hilfe verpflichtet und später alle Bürger einer Gemeinde. Das ist im Grunde genommen ja auch heute noch so (Stichwort Pflichtfeuerwehren) - nur braucht man das glücklicherweise nur selten durchzusetzen, weil es eben genügend Freiwillige gibt.

Wir haben unseren Wohlstand in Deutschland zu einem großen Teil dem Ehrenamt zu verdanken. Und das in allen Bereichen... Selbstverwaltung und Demokratie (Parteien und Wählergemeinschaften, Wahlen, Stadt- und Gemeinderäte, ehrenamtliche Bürgermeister, Schöffen, Schiedsleute usw.), Sicherheit (Feuerwehren, Katastrophenschutz, HiOrgs, THW, Deich- und Sielverbände, ...), Soziales (Suppenküchen, Flüchtlingshilfe, Spendensammlungen, Kleiderkammern, Besuchsdienste, ...), Freizeit (Vereine und Verbände) - einfach überall.
Alles Dinge, die gerne und von den meisten Menschen heute als selbstverständlich wahrgenommen werden.

Ein einfacher Dank ist keine Gegenleistung, sondern sollte ein Selbstverständlichkeit sein, die man insb. für Ehrenamtler erübrigen sollte.

Ich weiß ja nicht, wie das bei euch so ist... aber gerade von politischer Seite aus sehe ich da kein großes Problem. Unsere Politik hier vor Ort weiß unsere Arbeit schon zu würdigen und zeigt dies auch immer wieder. Hinzu kommen Ehrenamtspreise, Auszeichnungen usw.

Was die Bevölkerung angeht... ja, da ist das schon sehr gespalten. Die einen zeigen sich dankbar. Die anderen sehen unsere Arbeit als Selbstverständlichkeit an - bis hin zu der Meinung, dass sie uns dafür ja immerhin mit ihren Steuern bezahlen.

Das Problem lässt sich aber nur bedingt durch "die Politik" oder "den Staat" bekämpfen. Da sind zu einem guten Anteil auch die Wehren selbst gefragt, vor Ort Aufklärungsarbeit zu leisten, Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda ud persönliche Gespräche und Kontakte das Image zu verbessern und falsche Vorstellungen auszuräumen.

Dazu gehört eben auch, bei kommunalen Veranstaltungen mitzuwirken und notfalls auch mal den Parkplatzeinweiser zu spielen - auch wenn dann gerade die größeren Wehren wieder aufschreien, dass das alles keine Feuerwehraufgaben seien.

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Ehrlich gesagt, kann ich mir auch nicht vorstellen, wie man auf die Idee kommen kann, solche Menschen anzugehen.

Mir ist allerdings aufgefallen, dass sich Zusammenleben und Kommunikation seit Aufkommen der (a)sozialen Medien ziemlich verändert haben... vielleicht hängt das irgendwie zusammen.

Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen empfindlicher geworden sind, was sie selbst betrifft, und rücksichtslose gegenüber anderen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Gut, dass die den letzten Satz noch geschrieben hast, denn dieses Thema betrifft ALLE BOS und Rettungskräfte gleichermaßen.

Ich bin selbst schon geschlagen worden im Einsatz und einmal hat mich versucht, ein Besoffener in aller Öffentlichkeit anzupinkeln - einfach so, weil es ihm gerade in den Sinn kam und ich da so einsam in meiner Rettungsdienstkleidung herumstand. Zum Glück hat er es nicht versucht. Da ich eine große Maglite am Gürtel hängen hatte, wäre er vermutlich nicht mehr in der Lage gewesen, Kinder zu zeugen danach.

Übrigens ist der Ruf der FFW wesentlich schlechter als jener der Berufswehren. Denn FFW-Kameraden sieht man des öfteren in Uniform und mit einer Bierflasche in der Hand. So etwas habe ich beim ehrenamtlichen Sanitätsdienst oder dem Wachdienst der Wasserrettung noch niemals beobachtet.

Das ist also ein Teil der Gründe, warum gerade ehrenamtliche Wehrmänner und Frauen in der Öffentlichkeit nicht ganz so hoch angesehen werden - obwohl sie eine wesentlich bessere Presse haben, als alle anderen BOS zusammengenommen.

Der andere Grund - und damit jener, welcher alle BOS-Einsatzkräfte betrifft: Alles was eine Uniform hat, reizt nun einmal den Besoffenen ganz stark. Und ich behaupte, das 7/8 aller Angriffe auf BOS-Kräfte von Betrunkenen ausgehen. Das retsliche 1/8 geschieht im Rahmen beispielsweise von Antifa-Demos etc - wenn nämlich das Blut und das Adrenalin hochkocht so wie die Emotionen, und vor allem der Gruppenzwang die Personen dazu zwingt, auf alles, was etwas uniformähnliches trägt, loszugehen - egal ob derjenige Helfen, Schützen, Bergen oder eingreifen will.

Der Alkoholkonsum spielt meiner Meinung nach die größte Rolle überhaupt. Denn Alkohol setzt nun einmal zuallererst die Hemmschwellen ausser Kraft, ebenso wie die angelernten Fähigkeiten (z.B. nicht in die Hose zu pinkeln) und die Willenskraft. Dann kommt der Urtrieb wieder durch. Und dieser Urtrieb sagt den Besoffenen eben: "Uniform: Böse!"

Warum dies augenscheinlich in anderen Staaten nicht so ist, kann ich Dir nicht erklären. Du kannst aber guten Gewissens davon ausgehen, dass Du solche Vorfälle wie von mir und Dir beschrieben in jedem anderen Staat findest, dessen Menschen ein etwas lebhafteres Temperament haben - wie beispielsweise Frankreich, Spanien, Italien etc.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Das Leben war eine harte Schule!