Öffentlich-rechtlicher Rundfunk = Staatsfunk?
Zurzeit wird auf Twitter mal wieder ausgiebig darüber diskutiert, den Rundfunkbeitrag abzuschaffen. Manche wollen den gesamten ÖRR abschaffen.
Das Argument der ÖRR-Gegner, wie ich sie jetzt einfach mal nenne, ist, dass der ÖRR nicht objektiv und unabhängig sei, sondern vom Staat, also der Politik kontrolliert werde. Meiner Meinung nach ist das völliger Unsinn, aber viele Menschen sehen das anders.
Wie steht ihr dazu: Ist der ÖRR "Staatsfunk" oder ist der ÖRR eurer Meinung nach, wie es auch sein sollte, frei, unabhängig und objektiv?
76 Stimmen
18 Antworten
Jeder Sender hat einen Rundfunkrat, dieser wählt den Intendant. Die Positionen im Rat werden nach einem festen Schlüssel vergeben, Regierungsmitglieder und meines Wissens auch Oppositionelle im Bundestag, dürfen nicht in den Rat. Es existiert also keine direkte Verbindung zwischen Regierung und den ÖR auf Programmebene.
Allerdings sind nach meinem Geschmack viel zu viele Räte mit Parteibuch und auch viel zu viele Kirchenvertreter in den Räten.
Der Intendant ist aber auch kein Alleinherrscher viele Beiträge kommen direkt aus den Redaktionen und wie pluralistisch dort die Meinungen sind, ist von Redaktion zu Redaktion unterschiedlich.
Aber nein, dass die ÖR Staatsfunk wären kann man nicht sagen. Die Regierung kann weder verhindern, dass einzelne Beiträge gesendet werden, noch selbst welche platzieren. Sie hat keine Instrument für eine direkte Einflussnahme auf die Berichterstattung.
hmmm kriegen die irgendwie weniger oder mehr geld je nach dem was sie berichten, was dann ein Kontrollmechanismus des Staats über sie wäre? Nein? oh...
Ich möchte mal andersherum argumentieren.
Hat jemand von euch da draußen im Land in letzter Zeit einfach mal die Programmleiste ein paar mal hoch und runter gezapt?
Was da allenhalben für ein Scheibeissdreck läuft.
Und der läuft vor allen Dingen auf den privaten Sendern. Irgendwelche saublöden Köche gepaart mit Bauern, die Frauen suchen wobei man dann raten kann, wer ist Bauer, wer ist Frau? ODer die Familie da, die dicke Tante mit ihren dicken Kindern, die sich die ganze Zeit scheibeissebe benehmen und nur Zeugs von sich geben, für das man nicht reden müsste, grunzen würde völlig ausreichen - wie heißt die noch gleich? Egal - ob man es weiß oder nicht, es macht überhaupt gar keinen Unterschied.
Die einzigen Programme, bei denen zwischen dem Müll und den Webepausen wenigstens ab und zu noch was läuft, bei dem man zumindest geringfügig gebildeter die Glotze ausmacht, als man sie angestellt hat, kommt vom ÖRR - zumeist von einem der Dritten - weil ZDF und der ARD Hauptsender zuweilen auch nur noch Müll bringt und sich ebenfalls davon beeindrucken zu lassen scheint, sein Programm wirklich nur noch für die Amöben unter uns zu gestalten, die ansonsten diesen Privatscheibeissdreck ankucken.
Um Werbepausen zu vermeiden und Gehirnamputiertprogramme auch, so scheint es mir, kommt man um einen Rundfunkbeitrag nicht herum.
Staatlich finanzierte Medien sind eigentlich immer die unabhängigsten, zumindest in einer Demokratie. Man muss sich das so vorstellen:
Die Medien berichten eigentlich nach den Vorstellungen ihrer Besitzer und diese nach denjenigen der Finanzierenden. Wenn das Medium also staatlich finanziert wird, sind erstens alle Meinungen vertreten auf der Seite der Geldgeber und zweitens wird gesetzlich vorgeschrieben, dass unabhängig berichtet werden muss. Anders bei nicht staatlich finanzierten Medien: Diese finanzieren sich natürlich auf der einen Seite durch Werbung, aber auch durch die Konsument*innen. Das heisst aber, dass man das Interesse dieser nicht verlieren darf, weshalb dann manchmal Fakten leicht verdreht werden oder übertrieben wird, um die Leserschaft zu erweitern. Doch sind natürlich auch andere Geldgeber*innen sehr gerne gesehen. Zum Beispiel irgendwelche Unternehmen. Und wenn die zahlen, wird das Medium sicher nicht gegen diese berichten.
Aber ja, ganz objektiv wird nie ein Medium berichten werden. Aber der "Staatsfunk" ist am nächsten dran.
Öffentlich-rechtliche Medien sind nicht staatlich finanziert, ergo auch kein "Staatsfunk".
Unabhängig ja, objektiv nicht immer.
Genau diese Unabhängigkeit soll ja durch den Rundfunkbeitrag sichergestellt werden. Würde der ÖRR durch Steuern finanziert werden, dann könnte das zu weniger kritischer Berichterstattung führen, aus Angst vor Kürzungen bei der Finanzierung.
Eine Abschaffung des Rundfunkbeitrags und eine Finanziering durch Steuern halte ich deshalb für kontraproduktiv. Ich bin aber trotzdem gegen den Rundfunkbeitrag und finde, der ÖRR sollte privatisiert und nicht anders behandelt werden als andere Fernseh- und Radiosender.
Stimmt, aber wie oft wird über solche Unternehmen berichtet im Vergleich zur Politik?
Es gibt nicht nur ein paar Werbekunden, sondern viele. Wenn einer davon einen Sender boykottiert, tut das nicht weh.
Bei Zeitungen ist mir jedenfalls noch nie eine Abhängigkeit aufgrund der Werbung aufgefallen.
Ein wenig Werbung gibt es ja auch jetzt schon im ÖRR.
Außerdem ist Werbung nicht die einzige Finanzierungsmöglichkeit. Ein freiwilliger Rundfunkbeitrag wäre ebenfalls denkbar.
Aber bei der Privatisierung schlittert man doch erst Recht in die Abhängigkeit... Dann halt nicht von der Politik, sondern von großen Wirtschaftsunternehmen, die die Werbung bezahlen.