Niccolò Machiavelli Moralpolitik

4 Antworten

DAS war ein irrer typ....superinteressant ...

Sein Name wird heute mit rücksichtsloser Machtpolitik unter Ausnutzung aller Mittel verbunden. Der später geprägte Begriff Machiavellismus wird daher oft als abwertende Beschreibung eines politischen Verhaltens gebraucht, das raffiniert, aber ohne ethische Einflüsse von Moral und Sittlichkeit die eigene Macht und das eigene Wohl als Ziel sieht. Dieses Verhalten war aber nach heutigem Wissensstand nicht Machiavellis Ziel. Vor allem aufgrund seines Werks Il Principe („Der Fürst“) gilt er als einer der bedeutendsten Staatsphilosophen der Neuzeit. Sein politisches und literarisches Werk Discorsi ist darüber in den Hintergrund getreten.

quelle:http://de.wikipedia.org/wiki/Niccolò_Machiavelli

Aus Machiavelli, Der Fürst: „Denn von den Menschen kann man im allgemeinen das sagen: Sie sind undankbar, wankelmütig, heuchlerisch, scheuen die Gefahr und sind gewinnsüchtig.... Die Menschen scheuen sich weniger, einen anzugreifen, der sich beliebt gemacht hat, als einen, den sie fürchten..... In Hannibals Heer hat sich nie ein Zwist erhoben. Das war nur durch seine unmenschliche Grausamkeit möglich, die zusammen mit seiner unerhörten Tüchtigkeit ihn ...als verehrungswürdig und furchterregend machte. Bei Scipio, einer in der ganzen Weltgeschichte sehr seltenen Erscheinung, sieht man folgendes: seine Heere meuterten in Spanien. Das kam nur von seiner allzu großen Milde. (Kap. 17) Es braucht sich ein Fürst nicht vor der Nachrede der Grausamkeit zu scheuen, wenn er dadurch seine Untertanen eint und in Treue hält; denn mit seinen wenigen Fällen der Grausamkeit wird er milder sein als diejenigen, die infolge ihres allzu großen Mitleides Unordnung einreißen lassen, wodurch Mord und Plünderung entsteht; denn diese treffen gewöhnlich ein ganzes Gemeinwesen und die harten Urteile des Fürsten nur einen Teil.... Weil also ein Fürst das Tierische kennen muss, muss er sich am Fuchs und dem Löwen ein Beispiel nehmen. Er muss Fuchs sein, um die Schlingen zu kennen, und Löwe, um die Wölfe zu schrecken.... Es kann und darf ein kluger Fürst sein Wort nicht halten, wenn es für ihn von Nachteil ist und wenn die Gründe wegfallen, die ihn zu seinem Versprechen bestimmt haben. Wenn alle Menschen Engel wären, wäre dieser Vorschlag nicht gut; aber sie sind es leider nicht und würden dir nicht Wort halten; daher brauchst du es ihnen auch nicht zu halten. Es fehlen einem Fürsten niemals gute Gründe, seinen Wortbruch zu bemänteln....Ich wage zu behaupten, dass es schädlich ist, sie (die edlen Eigenschaften) zu besitzen und stets danach zu handeln, dagegen nützlich, sich den Anschein zu geben, als besäße man sie. So sollst du milde, treu, menschlich, aufrichtig und fromm scheinen und es sein; aber du musst dich so erzogen haben, dass du, falls es not tut, auch das Gegenteil zu vollbringen vermagst..... Daher kann der Fürst (besonders in neubegründeter Herrschaft) nicht alles tun, was die Menschen für gut halten.... Daher muss er einen Geist besitzen, der sich nach dem Wind und nach dem Wechsel des Schicksals drehen kann und der, falls es möglich ist, nicht vom Wege des Guten abweicht, aber in Zwangslagen auch das Böse zu tun versteht.......“(Kap. 18). Machiavelli lebte in der Zeit der Renaissance-Fürstentümer Italiens, in der es gang und gäbe war, sich mit unmoralischen Methoden bis hin zum Mord an die Macht zu bringen bzw. diese zu erhalten. Ein Fürst, der in diesem Haifischbecken moralisch handeln wollte, hätte einem Karpfen geglichen, der von den Haien unverzüglich gefressen worden wäre. Machiavellis Menschenbild ist durchweg negativ, wohl aufgrund eigener Erfahrungen. Auch diese zutiefst pessimistischen Sicht auf die Menschennatur hat ihn zu seinen „Ratschlägen“ an die Fürsten bewogen. Da für ihn die Menschennatur unverrückbar feststand, passt er nicht mehr in die heutige Zeit, die von der Möglichkeit der Veredelung der Menschennatur ausgeht (im Gefolge der Philosophie der Aufklärung). Außerdem leben wir in Europa z.Z. in demokratischen Staaten, und wir haben eine weitgehend anerkannte Un-Satzung (mit der Proklamation der Menschenrechte). Deshalb ist Machiavelli aber nicht für immer antiquiert. Dass es Rückfälle in machiavellistische Denkweisen immer wieder geben kann, zeigen z.B. das 3. Reich und das stalinistische Imperium.

Wenn Du nachstehenden Link gelesen und verstanden hast, was bei der übersichtlichen Gliederung in Kurzform kein Problem darstellen sollte, dann verstehst Du Macchiavelli! Unsere Vergangenheit- und Gegenwart liefert eigentlich viele anschauliche Beispiele, welche die Thesen Macchiavellis untermauern; denn letztendlich funktionieren die menschlichen Gesellschaften unter Führung weniger Machthaber ausschließlich durch die Ausschöpfung absoluter Machtmittel gegen die Gleichgültigkeit und Beschränktheit der Volksmassen!

Es gab in der Vergangenheit auch positive Beispiele wie z.B. durch König Friedrich II. den Grossen, dessen 300. Geburtstag heute begangen wird. Friedrich nannte sich selber 1. Diener seines Staates; denn er förderte Wissenschaften- und Künste und er kümmerte sich vorbildlich um die Sorgen und Nöte des einfachen Volkes. Doch auch als aufgerklärter Herrscher konnte sich Friedrich schließlich dem Teufelskreis der Kriege zum Zwecke der Machtabsicherung nicht entziehen, womit er als Gegner Macchiavellis dessen Erkenntnisse letztlich bestätigte!

http://www.balsi.de/Sonstiges/Personen/M-/Macchiavelli.htm

Stimme ampersand sehr zu - und um es auf den Punkt zu bringen: Machiavelli war kein Machiavellist.

Sagen wir so: Es findet sich bei M. schon die Unterscheidung Zweck/Ziel und Mittel - er nimmt vieles der Handlungstheorie Webers voraus. BEsonders auch die Ableitung für die Politik. Webers Musterbild der VErantwortungsethik für die Politik entsprich z.T. Machiavellis virtue- Bild.