Nerviger Freund in der Frage: Arbeiter-Akademiker?
Hallo zusammen :)
Ich bekomme bald wieder Besuch von einem sehr guten Freund aus meiner Heimat. Dieser hat nach seinem Schulabschluss eine Lehre absolviert und arbeitet schon seit einigen Jahren in seinem Beruf und scheint seinen Aussagen zur Folge auch glücklich darin zu sein. Ich habe einen anderen Lebensweg eingeschlagen und bin an die Universität gegangen um dort zu studieren und ich kann mit Überzeugung behaupten, dass es individuell für mich der richtige Weg war. Ich bin sehr glücklich damit und werde in 2-3 Jahren meinen Abschluss haben. Kommen wir nun zum Problem. Schon zu Beginn meines Studiums musste ich mir anhören, wie sinnlos ein Studium sei wenn es um das Thema Geld ginge. Er würde schon viel früher anfangen Geld zu verdienen und es mache doch keinen Sinn mehrere Jahre zu studieren und sobald ich ins Berufsleben einsteigen würde, hätte er schon soooo viel Geld verdient. Meine Meinung in dem Punkt ist eine andere. Des Weiteren kommen immer so kleine subtile Giftpfeile gegen mich und Studenten im allgemeinen von seiner Seite, wie zb das Alter, in dem man anfangen würde zu arbeiten, Faulheit, da ich mein Studium so ausrichten kann, wie ich das will und damit auch viel Zeit habe und das er ja schon so viel Geld spart und bis dato verdient hat. (Er verdient höchstens durchschnittlich aber so wirklich sagen wollte er es mir nie)
Mir geht das über die Jahre hinweg schon sehr auf die Nerven. (Ich sehe ihn nur sehr selten und deshalb ist es noch nie wirklich zur großen Aussprache gekommen). Zum einem, habe ich nie auch nur irgendwem gegenüber zum Verständnis gegeben, dass ich Akademiker als höherwertig ansehe als Arbeiter. In meinem Augen ist fast jeder Beruf wichtig und es kommt auf die Individuellen Interessen und Fähigkeiten an. Zudem habe ich schon früh von meinen Eltern (beides Akademiker) gelernt, Respekt vor jedem Menschen zu haben, egal ob obdachlos oder reicher Banker.
Mich nerven seine ständigen, teils schon arroganten Aussagen. Als ich ihm sagte, wie viel ich bei bestimmten Berufen verdienen würde (überdurchschnittlich mit jährlich steigendem Gehalt, welches sich verdoppelt über die Jahre) bekomme ich ein gehässiges: und dafür studiert man mehrere Jahre ? Ist ja traurig…
Das ich mit ihm ein Gespräch führen werde, sobald das Thema aufkommt ist klar. Mich würden einfach mal eure Meinungen interessieren. Zumal ich auch einige Freunde habe, die ebenfalls nicht den akademischen Weg gegangen sind und bei denen solche Themen nie zur Sprache kamen, auch wenn wir uns über die Themen Beruf und Karriere unterhielten.
Danke schonmal :)
5 Antworten
Ich glaube, du brauchst mit ihm kein Gespräch zu führen.
Er scheint die festgefahrene Meinung zu haben, dass das Studieren grundsätzlich blöd ist. Und um nicht immer nur zu sagen "studieren ist blöd", wahlweise "Studenten sind blöd", sucht er sich halt aus dem Hörensagen von Gleichgesinnten, Halbwissen, kreativer Fantasie und aktiver Tatsachenverweigerung irgendwelche Argumente zusammen, die im Grunde einfach nur den Zweck haben, irgendwas gegen das Studieren zu sagen.
Und selbst wenn seine Argumente stichhaltig wären, ignoriert er den mit Abstand wichtigsten Punkt:
ich kann mit Überzeugung behaupten, dass es individuell für mich der richtige Weg war. Ich bin sehr glücklich damit
Du hast eine Entscheidung getroffen, mit der du nach Abwägung deiner Interessen glücklich bist. In einer gesunden Freundschaft respektiert man das, unabhängig von der eigenen Meinung darüber.
Es ist schon traurig, wenn jemand dermassen darauf fixiert ist, dass es nur EINEN "richtigen" Weg gäbe, sein Leben zu leben. Und dermassen schmalspurig die Ausbildungs- und Berufswahl nur unter finanziellen Verhältnissen sieht. Es ist für dieses Gespräch eigentlich völlig egal, wer wann unter welchen Umständen wieviel Geld verdient. Und ob ein Studium sich dafür lohnt - oder nicht. Dein Freund hat einfach eine sehr eingeschränkte Weltsicht.
Ich bin selbst Akademiker (seit vielen Jahren im Beruf), und fühle mich wohl damit. Meine Tochter macht gerade eine Ausbildung, und - zumindest für den Moment - ist das für sie die richtige Wahl. So what?
Ich habe bisher sehr wenige Akademiker erlebt, die wirklich auf Menschen ohne Studium herabschauen. Ich habe aber schon etliche Menschen ohne Studium erlebt, die aus irgendwelchen Gründen Minderwertigkeitskomplexe hatten. Erklären kann ich mir das nicht so richtig.
Nun ich sehe da zwei Möglichkeiten. Entweder gehst du gar nicht groß ein und sagst ihn eben, das Thema hatten wir nun schon häufiger und da kommen wir wohl auch nicht auf einen grünen Nenner. Ich bin mit meiner Entscheidung glücklich. Ggf. bereue ich es später, ggf. war es die Richtige, das ist aber nix wo rüber ich nun wieder wild diskutieren möchte.
Oder du gehst eben auf andere Themen ein. Ein Studium oder eine Ausbildung heißt ja nicht nur mehr oder weniger Geld, früher oder später verdienen usw. Ein Studium bedeutet z.B. meist auch mehr Theorie, etwas breiter aufstellen usw.
Kann also durchaus auch bedeuten, für dich war die Ausbildung sicher das Richtige, du bist stark Praxisorientiert. Mich interessiert aber durchaus auch die Theorie dahinter, auch wenn sie im Arbeitsalltag ggf. gar nicht so wichtig sein wird und das ist eben etwas, was im Studium ebenfalls Beachtung findet.
Natürlich gibt es auch Berufe, für die man nur studieren kann. Wenn da das Interesse liegt, dann ist das so, unabhängig des Geldes.
Oder man interessiert sich eher für den Highlevel Überblick und wie die Sachen zusammenspielen als für die praktischen Details usw.
Es gibt doch so viel, was Studium und Ausbildung unterscheidet, wo man eben nicht Studium mit Ausbildung oder anders herum ersetzen kann.
Ansonsten eben weniger aufs Gespräch einlassen. Thema wechseln oder ein verwandtes Thema, kann ja durchaus Arbeit sein. Man muss keine Diskussion führen, die keiner Gewinnen kann. Vor allem dann nicht probieren den anderen davon zu überzeugen was richtig oder falsch ist.
Ich würde dieses Thema überhaupt nicht mit ihm ausdiskutieren, sondern ihm sagen, dass wenn er mit seinem Weg zufrieden und glücklich ist, doch alles in bester Ordnung ist und es für ihn keinen Grund gibt, sich zu beschwerden.
Andererseits bist auch du mit deinem Weg glücklich und zufrieden und das soll er dir doch dann auch gönnen und akzeptieren.
das innere Kind des armen Kerls ist verletzt. Seine Eltern konnten ihm wohl kein Studium ermöglichen und jetzt ist er eifersüchtig.
Er scheint sehr unintelligent zu sein, denn ein Studium vermittelt Wissen, dass du durch eine Ausbildung niemals erlangen kannst.
„Würde ihm sagen ohne Akademiker hättest du gar keine Ausbildung machen können!“
oder… „sagst du das auch zu deinem Arzt ?“
Generell würde ich aber mit solchen Menschen die eine Gedankenspanne von der Wand bis zur Tapete haben, keinen Kontakt wollen.
Das mit dem inneren Kind habe ich auch schon gedacht. Ich bin ja generell auf das Treffen gespannt, denn ich glaube, es wird wegweisend für die Freundschaft in der Zukunft sein.