Mutter gibt mir Schuld (Sprachkenntnisse)?
Findet ihr es meine Schuld wenn meine Mutter seit 20 Jahren in Deutschland lebt und kein Deutsch kann. Sie meinte immer, mein Vater und ich würden nie mit ihr Deutsch sprechen. Immer wenn sie jemand gefragt hat, weshalb sie denn nach so langer Zeit die Sprache so schlecht spricht, meinte sie: „Ja, meine Tochter möchte kein Deutsch mit mir sprechen“. Ich weiss noch, wie dann die Leute zu mir meinten: Ach Kind, du musst deiner Mutter helfen und Deutsch mit ihr sprechen. Das ist so x mal passiert.
Meine Mutter hatte hier ständig nur ihre Landsleute als Freunde, sodass sie nie ihre Komfortzone verlassen musste. Sie ging auch in die Deutschschule, aber irgendwie liegen ihr Sprachen nicht. Die Motivation fehlte glaube ich auch, da ihr die Sprache nicht gefällt. Ausserdem ist Deutsch nicht gerade leicht.
Meint ihr, es ist zum Teil meine Schuld, dass sie die Sprache nie richtig gelernt hat? Ich musste ja auch Englisch und Französisch ohne Hilfe der Eltern lernen und es geht.
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6 Antworten
Englisch und Französisch hast du wahrscheinlich in der Schule gelernt, oder?
Also blieb dir dort keine Wahl. Du hattest regelmäßig den dazugehörigen Unterricht, nebenbei Aufgaben für daheim bekommen, musstest dich privat mit den Sprachen auseinandersetzen um bei Klassenarbeiten/ Tests/ Prüfungen einigermaßen durchzukommen.
Hat man diesen Zugzwang nicht, und irgendwie von sich aus keinen allzugroßen drive eine Sprache privat zu erlernen.... wirds schwierig da dann auch wirklich ernsthaft dran zu bleiben.
Sicher, es wär gut wenn man dann auch daheim miteinander die Fremdsprache/ Landessprache spricht..... rein zu Übungszwecken. Eben im Alltag integrieren, um so nach und nach Sicherheit zu gewinnen. Das würde ich als Elternteil auch mit meinem Nachwuchs daheim so halten, würden wir irgendwohin auswandern.
Aber: Es ist eben auch leichter die Verantwortung von sich zu weisen als das man die Eigenverantwortung komplett trägt.
Also nein, es ist nicht deine Schuld. Es kann doch nicht wirklich die Schuld vom Nachwuchs sein, nein wirklich nicht.
Wobei Schuld vielleicht das falsche Wort ist und der Anteil eher klein.
Warum hast du dem Wunsch deiner Mama nicht entsprochen und sprichst mehr deutsch mit ihr?
dennoch hättest du natürlich mit ihr Deutsch sprechen können, wenn sie sich das wünscht und dir es nicht schwer fällt oder andere Sorgen bereitet.
Ich hatte den ganzen Text über erwartet, dass jetzt noch die Stelle kommt, an der du schreibst "Und dann habe ich mit ihr Deutsch gesprochen und dann war es auch nicht recht. Sie hat mit mir geschimpft etc.". Da das nicht kam, gab es wohl auch keinen (?) Grund, mit ihr nicht Deutsch zu sprechen? Wusstest du von diesem Wunsch?
Ja, verstehe. So stelle ich es mir auch vor. Das hätte man vermutlich auch begrenzen müssen auf gewisse Tageszeiten oder Themen, weil es für alle eine Umstellung ist.
In der Praxis ist es meistens so, dass Erwachsene nicht mehr die Zugänge zu einer Sprache haben wie Kinder. Erstmal ist Lernen nie leichter als als Kind und Jugendliche. Und dann stimmen die kontakte oft nicht, weil man in seinen Kreisen bleibt. Das schreibst du ja auch über deine Mutter - die Schule hat nicht zum Erfolg geführt. Mit einer h Deutsch pro Woche oder auch pro Tag bleibt nicht viel hängen. Gerade wenn es nicht angewendet wird. Und es ist auch ganz normal, dass man mit Freunden in ähnlichen Kreisen bleibt. Das ist nicht nur Schuld deiner Mutter. Es ist ja auch so, dass es zu Einheimischen grlßere Zugangshürden gibt und diese auch nicht immer sich mit anderen auseinandersetzen wollen.
Kinder sind nicht für die Bildung ihrer Eltern verantwortlich.
Ihre Schuld - sie muss die Sprache von sich aus lernen wollen
Ich hätte mit ihr Deutsch sprechen können. Aber stell dir vor dein ganzes Leben auf einer Sprache mit ihr gesprochen zu haben und dann auf Deutsch zu wechseln. Das ist ungewohnt, anstrengend und komisch. Dafür gab es ja die Deutschschule…Freunde die aus der Umgebung kommen usw.