Muss man in Deutschland betteln?

9 Antworten

Betteln müsste hier niemand, vorausgesetzt, man kümmert sich um die entsprechenden Anträge und hält die Termine ein (und selbst wenn nicht gibt es noch Möglichkeiten). Aber: Wenn man pro Stunde nur 10 Menschen findet, die einen Euro spendieren, ist das ein formidabler Stundenlohn, immerhin netto, Pfandflaschensammler erreichen diesen Wert regelmäßig nicht.

Niemand müsste betteln in Deutschland, denn wenigstens Grundsicherung bekommt jeder.

Aus meiner Arbeit mit Obdachlosen weiß ich, dass es die gibt, die nicht anders können, weil sie kein geregeltes Leben auf die Reihe kriegen - so mit Wohnung, sich melden, Geld holen, Arbeiten usw. Denen könnte man zwangsweise helfen, die bräuchten aber eine 24/7-Betreuung. Und menschlich fände ich das auch nicht, denn es käme einer Einweisung oder Einsperren gleich.

Und dann gibt es noch die, die das so wollen. Die wollen keine Wohnung, sich nicht melden, kein Geld holen, nicht Arbeiten usw. Das ist deren Lebensstil. Sie sehen zwar die Vorteile, die ein Leben mit Arbeit, Geld und Wohnung hätte, aber sie müssten sich zu sehr verbiegen um das zu erreichen. Für sie ist Leben auf der Straße und Betteln Freiheit.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Sofern man die vom System/Staat geforderten Bedingungen einhält, brav alle Anträge abgibt, und bereit sich "wiedereingliedern" zu lassen, bekommt man zumindest soviel, dass man sich mit rund 5.-€ am Tag Essen und Trinken kaufen kann.

Wer da meint, noch betteln zu müssen, muss eben noch den Umgang mit Geld lernen

Jein. Ist Betteln wirklich Ausdruck individueller Armut, steckt dahinter fast immer Sucht und später Desozialisierung, also Menschen, die nicht mehr in der Lage sind geordnet dem Leben und Terminen nachzugehen, Korrespondenz mit dem Arbeitsamt aufrecht zu halten. Hier könnten housing first Programme helfen.

Dann kommt es häufig vor, dass geflüchtete Menschen betteln. Sie bekommen in der Regel subsidiären Schutz und eine Wohnung gestellt aber ihre Familien erwarten meist, dass sie ihnen Geld zukommen lassen, teilweise müssen sie das sogar, weil sich die Familien verschuldet haben um Schleuser zu bezahlen. In solchen Fällen schicken sie oft das komplette Geld vom Amt ins Ausland gehen hier in Suppenküchen und oder betteln nebenbei. Im besten Fall, im schlimmsten werden sie kriminell.

Und dann gibt es auch noch Banden, die organisiert Bettler(innen) auf die Straße schicken, meist aus ärmeren EU Ländern wie Rumänien. Betteln ist keine Straftat, die Polizei kann höchsten Platzverbote aussprechen und da Schengenraum, gibts auch keine Probleme die Bettler an- und wegzukarren.

wer das system nutzt muss nicht betteln.