Morphologie (Kunst)

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Morphologie ist eine Lehre von Formen und Gestalten.

Das Fremdwort ist aus altgriechischen Wörtern abgeleitet: μορφή [morphe] = Gestalt, Form, äußere Erscheinung und λόγος [logos], was unter anderem Lehre, Kunde, Wissenschaft bedeutet.

Der Begriff kann sich auf die Wirklichkeit insgesamt oder einzelne Bereiche beziehen. Er ist sowohl für das Gebiet der Naturwissenschaften (insbesondere der Biologie) als auch für das Gebiet von Geistes- und Kulturwissenschaften verwendet worden.

Johann Wolfgang von Goethe hat den Begriff geprägt (zuerst in einer Tagebuchaufzeichnung 1796 in Jena). Seine Anschauungsweise (bei der die Pflanze und ihre Metamorphose ein Bereich ist, mit dem er sich stark beschäftigt hat) ist in einigen Texten festgehalten, z. B. Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie (1817-1824). Sein Denken enthält die Betrachtung, nichts Ruhendes, Abgeschlossenes vorzufinden, sondern in steter Bewegung befindliche Gebilde. Die Morphologie ist bei ihm in starkem Ausmaß eine Verwandlungslehre (Bildung und Umbildung von Formen). Trotz Interesses an Strukturen werden die Gebilde somit dynamisch verstanden.

Morphologie ist eine Anschauung, die Gestalten und Wandlungen der Natur und der Kunst bzw. Geschichte nicht trennt und auch vor der ausschließenden Teilung in Natur- und Geisteswissenschaften liegt.

Morphologie bezeichnet seither die Lehre von den organischen Formen, in den Geisteswissenschaften eher in übertragenem Sinn Entwicklungsformen und annähernde Gesetzmäßigkeiten kultureller Gebilde.

Unabhängig von Goethe hat der Mediziner Karl Friedrich Burdach den Begriff Morphologie in einer Veröffentlichung verwendet: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst : ein Leitfaden akademischer Vorlesungen. Leipzig : Breitkopf & Härtel, 1800, S. 62

Bei ihm ist Morphologie eine Lehre von der Gestaltung überhaupt im Anorganischen und im Organischen.

Morphologie bezeichnet eine vergleichende Lehre von den Formen der Organismen (und auch der organischen Körper), insbesondere ihrer Entwicklung (›Bildung‹). Sie beschäftigt sich mit Abwandlungen von Urbildern und Bauplänen (›Typen‹).

Wilhelm Dilthey hat sich in einer Erlebnis, Ausdruck und Verstehen verschränkenden Hermeneutik mit geisteswissenschaftlichen Fragestellungen beschäftigt, z. B. Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften (1910)

Seine Ästhetik enthält Morphologie.

Eine allgemeine wissenschaftsgeschichtliche Untersuchung:
Herbert Fitzek, Der Fall Morphologie : Biographie einer Wissenschaft. Bonn : Bouvier, 1994 (Schriften zur psychologischen Morphologie ; Band 4). ISBN 3-416-02524-5

Artikel in Nachschlagewrke enthalten Erläuterungen zur Bedeutung und Literaturhinweise.

Rainer Piepmeier, Morphologie I. Die Bildung des Begriffs und seine Bedeutung in den Geisteswissenschaften . In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 6: Mo – O. Basel ; Stuttgart : Schwabe, 1984, Spalte 200 – 205

Theodor Ballauf, Morphologie II. Naturwissenschaften. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 6: Mo – O. Basel ; Stuttgart : Schwabe, 1984, Spalte 205 - 210

Gereon Wolters, Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Band 2. H – o. Unter ständiger Mitwirkung von Siegfried Blasche, Gottfried Gabriel, Herbert R. Ganslandt, Matthias Gatzemeier, Carl F. Gethmann, Peter Janich, Friedrich Kambartel, Kuno Lorenz, Kaus Mainzer, Peter Schroeder-Heister, Oswald Schwemmer, Christian Thiel, Reiner Wimmer in Verbindung mit Gereon Wolters herausgegeben von Jürgen Mittelstraß. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1995, S. 940 – 941

Es geht um die Farben und Formen in der Kunst, also um die Frage wie etwas Bildnerisches "Gestalt annimmt".

Ein Zitat aus einer angekündigten Lehrveranstaltung:

"Einführung und Überblick Grundlagen Mophologie Hier werden die Grundlagen der Morphologie vermittelt (Figurgrundproblem, Wahrnehmungstheorie, Die Erfindung der Perspektive, Farbe, Farbtheorien, das bewegte Bild – Wahrnehmung in der Geschwindigkeit, Prägnanzgesetze…etc Besprechung und Analyse von Anschauungs- und Fallbeispielen aus der Filmgeschichte (Konstruktivismus, Suprematismus, Film Noir, Animationsfilm, Vienna Abstractions, Musikvideos, etc)


Ich kann nur erahnen, dass es etwas mit Formenlehre zu tun haben könnte.