altgriechische Aussprache: epimeleia heautou + parrhesia
Liebe Leute, könnt ihr mir sagen, wie man "epimeleia heautou" und "parrhesia" ausspricht? Die beiden Begriffe kommen aus der antiken griechischen Philosophie und es geht darum, wie sie in einem wissenschaftlich-philosophischen Zusammenhang ausgesprochen werden. Vielen Dank schon im Voraus.
4 Antworten
Gewöhnlich werden die Wörter auf eine Weise ausgesprochen, wie es jemand von der Schulaussprache des Altgriechischen kennt, die nicht in allen Ländern genau gleich ist (so wird in Griechenland neugriechische Aussprache angewendet).
Dazu, wie die Originalaussprache phonetisch genau gewesen ist, gibt es Rekonstruktionsversuche. Hundertprozentige Sicherheit ist dabei nicht für alle Einzelheiten erreichbar, zumal es im Verlauf der Zeit auch schon in der Antike offenbar Ausspracheveränderungen gegeben hat.
Die Schulaussprachen sind nicht mehr als Annäherungen, wobei auch Gewohnheiten und eine gewisse Anpassung an die eigene Sprache eine Rolle spielt.
Welcher Laut betont wird, ist in griechischer Schrift an Akzenten erkennbar.
Bei den genannten Wörtern ist es jeweils die dritte Silbe.
In der altgriechischen Sprache wurde beim Akzent hauptsächlich eine Veränderung der Tonhöhe (musikalischer Akzent) vorgenommen, während dies in der deutschen Sprache hauptsächlich durch Veränderung der Tonstärke (dynamischer Akzent/Druckakzent) geschieht. Dieser Unterschied wird gewöhnlich aber auch in einem wissenschaftlich-philosophischen Zusammenhang eine Feinheit sein, die (fast) nicht beachtet wird und kaum von Belang ist.
Es reicht, wenn die richtige Silbe betont wird und richtig unterschieden wird, ob ein Vokal kurz oder lang ist.
In der altgriechischen Sprache gibt es das Epsilon (Ε/ε), ein kurzes E/e, und das Eta (Η/η), ein langes E/e. Phonetisch kann das Epsilon als [ɛ], das Eta als [ɛ:] wiedergegeben werden. Das Epsilon wird wie ein kurzes e ausgesprochen, das Eta wie äh (langes ä).
ει (ei) wird nicht genau wie αι (ai) ausgesprochen, also nicht wie z. b. bei den deutschen Wörtern „Hai“ oder „Ei“, sondern als ein „ei“ in Richtung „e-i“ gehend (ungerundet, halbgeschlossen). Das Omikron-Ypsilon, ου (ou), wird wie deutsches u ausgesprochen
epimeleia heautou
Ἕπιμέλεια ἑαυτοῦ
Aussprache wie epiméleia heautú
Beim ersten Wort ist a einzeln die letzte Silbe. Die Silben des zweiten Wortes sind he-au-tu.
Das Substantiv Ἕπιμέλεια bedeutet:
Sorge, Sorgfalt
a) Eifer, Fleiß
b) Betreibung, Übung
c) Leitung, Aufsicht
d) Fürsorge, Aufmerksamkeit, Verehrung, Achtung
ἑαυτοῦ ist Genitiv Singular Maskulinum und Neutrum des Reflexivpronomens der dritten Person. Der Nominativ Singular Maskulinum ist ἑαυτός (heautós), was „sich selbst“ bedeute.
Ἕπιμέλεια ἑαυτοῦ ist Sorge um sich selbst, Sich-Kümmern um sich selbst, Fürsorge für sich selbst.
parrhesia
παϱϱησία
Aussprache wie parrähsía
Das a der letzten Silbe ist lang. Die Silben sind: par-räh-si-a
Das Substantiv παϱϱησία hat die Grundbedeutung „Redefreiheit“. Ein Recht auf freie Rede wird so bezeichnet. Etwas kann offen ausgesprochen werden.
Bedeutungen:
a) Redefreiheit, Freimütigkeit, Freimut
b) Öffentlichkeit
c) Mut, Zuversicht, Freudigkeit
Ich schreibe gerade an einer Hausarbeit zu dieser Thematik, hast du einen wissenschaftlichen Beleg für deine Informationen? :)
Griechische Aussprache: Die Aussprache die Altgriechischen ist sehr schwierig, weil es Laute enthält, die auf Deutsch (Hochdeutsch) nicht vorkommen. Die griechische Sprache hat keinen starken Druckakzent, sondern einen melodischen. Daher empfiehlt es sich, nicht nach der hochdeutschen Sprache, sondern nach anderen wie Italienisch und melodischen deutschen Dialekten wie z. B. Kölsch und Bayrisch zu gehen, die mehr durch die Tonhöhe betonen. 1) Akut ´: Ein Italiener betont „bon giorno“, indem er ‚gio‘ etwa um eine Terze höher spricht, aber er verwendet nicht so einen starken Druck wie auf Hochdeutsch. Ist die betonte Silbe lang, so könnte es auch so gewesen sein, daß der Ton anstieg, wie bei einem bestimmten österreichischen Dialekt oder wie im Chinesischen, wo der steigende Akzent mit dem Akut geschrieben wird. 2) Der Circumflex ^, der auch ‚zweigipfliger Akzent“ genannt wird, ist in etwa auf Kölsch zu hören, wenn ein Kölner „Jung“ sagt, wobei er in Jú-ùng zerdehnt. Ebenso auch in sehr melodischer Aussprache auf Englisch bei Aussprache einsilbiger Wörter mit langem Vokal, wie „car“, gesprochen „cá-à(r)“. In dem Wort ἑαυτοῦ ist der Circumflex zu sprechen (heautû). Der Circumflex steht in griechischen Wörtern oft, wenn etwas zusammengezogen ist, z. B. εἶ (du bist) aus Ἕσσί, Άθηνᾶ aus Άθηνάα. Oft verwendet man den Circumflex auch, um Worte zu unterscheiden, wie κῆϝ (Herz) von κήϝ (Tod). Manche Wörter wird man nicht verstehen, wenn man sich nicht die Mühe macht, ´ und ^ in der Aussprache zu unterscheiden, wie ἤ (oder) von ἦ (fürwahr). 3) Der Gravis `, welcher nur auf der letzten Silbe oder auf Einsilbern stehen kann, sollte etwas tiefer als der Akut klingen; man kann an altgriechischen Liedern sehen, daß die Melodie in der älteren Zeit nie gegen den Akzent gehen konnte. 4) Die hochdeutsche Sprache aspiriert t, p, k, was man aber nur bei θ φ χ machen sollte, hingegen τ π κ wie nicht aspiriertes französisches oder süddeutsches t p k (c) sprechen soll, sonst würde man z. B. ὅτι (weil) mit ὅθι (wo) verwechseln. Die sog. ‚Spirantisierung‘ (Aussprache von θ φ χ als engl. th, f, ch) hatte die altgriechische Sprache abgesehen vom θ im Dorischen noch nicht. f galt im Lateinischen als littera foeda (häßlicher Buchstabe), und man hielt Griechisch für desto schöner als Latein, weil es den Buchstaben f nicht hatte.
epimeleia heautou – ἐπιμέλεια ἑαυτοῦ (Bemühung/Sorge um sich selbst);
parrhesia – παρρησία (Redefreiheit; Freimütigkeit).
(1) An den Akzenten erkennt man die Betonung: ἐπιμέλεια hat einen Akut auf der vorvorletzten Silbe, ἑαυτοῦ hat einen Zirkumflex auf der letzten, παϝϝησία hat einen Akut auf der vorletzten. Weil im G die Betonung anders funktioniert als im D, bedeutet ein Akzent eigentlich einen Tonhöhen-Unterschied, im Fall des Akuts nach oben, im Fall des Zirkumflex herauf und wieder herunter. Chinesen können das sehr schön imitieren, weil sie es aus ihrer Sprache kennen. Das D kennt aber keine Betonung nach der Tonhöhe, sondern nach der Tonstärke, also reicht es die Wörter mit deutscher Betonung auszusprechen. (In der Dichtung macht es Sinn, den musikalischen Akzent des G zu berücksichtigen, in Prosa ist es nicht nötig. In den anglophonen Ländern berücksichtigt man nichteinmal die Akzente.):
(2) An der Umschrift von ἑαυτοῦ sieht man bereits, dass Behauchung /h/ im G durch das Zeichen" ̔ " dargestellt wird, dasselbe Zeichen umgedreht, " ̓ ", wie in ἐπιμέλεια, bedeutet Nicht-Behauchung.
(3) Dann ist noch zu achten auf die Unterscheidung zwischen ε (kurzes offenes ) und η (langes offenes ) und ου (wie in "Uhr"). In Lautschrift könnte man die Schrift-Laut-Zuordnung für die Buchstaben, die nicht selbsterklärend sind, so darstellen: ε = /ε/ η = /ε:/ ου = /u:/
Also: epiméleia heautú; parrhesía.
Die Betonung ist fett, sonst wie man es schreibt:
epimeleia heautou - Wobei Epimeleia außer Sorge auch Fleiß und Sorgfalt heißen kann, es sich also nicht um "ängstliches Sorge machen" handelt sondern eher um "sich kümmern", an seinem Wohlergehen arbeiten.