Moralisches Gleichnis?

3 Antworten

Nein, es setzt voraus, dass der Mensch a priori unmoralisch, also schlecht ist. Jedoch gibt es die Philosophie des freien Willens, die in diesem Fall besagen würde, dass man, um sich frei zu fühlen eben nicht stiehlt, weil man die Veranlagung zum schlecht sein hätte. Wer gegen seine Veranlagung handeln kann, wäre also freier als jener, der es nicht kann.

Zudem gibt es in der Religionsphilosophie die Agape, das wäre die naturgegebene, durch Erfahrung und Erkenntnis freigelegte mitmenschliche Liebe, oder, wenn man so will: die Erkenntnis, dass es sich gut anfühlt gut zu sein.

Allerdings kann es durchaus sein, dass in schwersten Krisenzeiten (Krieg, Kulturuntergang) auch gute Menschen unmoralisches tun, weil es ums nackte Überleben geht. Aber es gibt auch da den umgekehrten Fall. Apokalypse-Kinofilme und solcherart Bücher sind voll von dem Thema...

Kleiner Hinweis: der Text ist aus Platons Politeia, ein Dialog zwischen Sokrates und anderen Figuren. Und zwar gibt er Glaukons Gegenargument wieder gegen Sokrates' These, dass selbst in einer Gruppe einer ungerechten Räuberbande ein Rest Gerechtigkeit herrschen würde, weil sie sonst nicht zusammenarbeiten könnten.
Insofern ist nicht die Frage, ob Platon recht hat, sondern Platons Figur Glaukon.

Der Dialog selbst gibt dir also Argumente und Gegenargumente zu dieser Frage an die Hand.

Übrigens sieht man an dem Auszug sehr schön, wie alt die Vorstellung oder Fantasie eines unsichtbar machenden Rings (u.a. Herr der Ringe) oder Mantels (u.a. Harry Potter) ist.

Was er beschreibt ist im Grunde das klassische Gefangenendilemma.

Also hat er unrecht - es ist nicht so das niemand "gut sein will" sondern nur so das niemand übervorteilt werden will (bzw. andernfalls den Moralisch schlechten zum Vorteil gereicht) - der Mensch ist nicht von sich aus schlecht, da eine Welt ohne schlechte zu jedermanns Vorteil wäre, aber er fürchtet das schlechte im Anderen.