Mit blinden Menschen wandern gehen?
Hallo zusammen,
heute hatte ich im Radio gehört, dass es eine Aktion gibt, wo es für blinde Menschen organisierte Wanderungen über Fernwanderwege gibt. Also insgesamt über 100 Kilometer.
Das wären immer Gruppen aus einem Sehenden (ehrenamtlichen) und dann, vielleicht jeweils zwei Blinde. Die Eindrücke allgemein aller beteiligten sei wohl überwältigend! 😊
Ich stelle es mir sehr schwierig vor, die Landschaft, die Wege usw. den blinden Menschen zu beschreiben. Aber auch sehr spannend. Und man würde wohl auch anfangen, die Umgebung anders wahrzunehmen.
Wie sind eure Gedanken dazu? Würdet ihr euch so etwas zutrauen? Als blinder Mensch wandern zu gehen oder als sehender den blinden Menschen den Weg zu weisen?
Hattet ihr schonmal mit blinden Menschen "ausführlicher" zu tun gehabt? (Nicht so wie nur kurz hallo oder über die Straße helfen.)
Würde mich über nette Antworten sehr freuen und wünsche allen eine schöne Woche.
9 Antworten
ich hätte damit kein Problem, ich wandere gerne und etwas beschreiben kann ich mit meiner bildhaften Sprache und meinem Detailblick schon immer gut
bei solchen Aktionen gehe ich davon aus, dass auch geschultes Personal dabei ist, von daher sollte das für alle Beteiligten was bringen
bei Wanderungen in Gruppen gibt es eigentlich ein Prinzip - keiner ist da auf der Jagd und orientiert wird sich eher an den Langsameren
Pausen sind auch eingeplant und gefährliche Wege sind auch für sehende Menschen nicht unbedingt empfehlenswerte Wege, nicht umsonst gibt es Wanderwegmarkierungen und auch Hinweise zur allgemeinen Begehbarkeit
Ich hoffe, ich kann dieses Jahr noch mal eine schöne Wanderung unternehmen. Aber bei der Kälte habe ich auch keine Lust mehr.
ach komm, wir haben noch keinen Winter - und selbst da macht Wandern Spaß mit der richtigen Kleidung, beim Laufen wird einem von alleine warm
Mir nicht. Du weißt ja nicht, wie sehr ich immer schwitze. Und wenn ich dann auch noch so warm angezogen wäre. Die reinste Sauna. Dann zieh ich Jacke aus und im Nu bin ich krank! 🙄 Bin da leider nicht so der Fitteste.
Ja, aber ich hab das von meinem Vater und Oma geerbt, dass ich so schnell schwitze. Ich muss jedes mal immer erst so "reinkommen" in den Rythmus. Dann geht es.
dann leidest du vielleicht an Hyperhidrose - schon mal untersuchen lassen?
Nein, noch nicht. Danke. Werde ich mich mal informieren.
Blinde können nicht nur wandern, sondern auch viele andere Sportarten ausführen:
https://www.blindensport.at/site/wirueberuns/sportangebot
https://www.plusport.ch/de/sport/breitensport/leiterinnen-helferinnen/guides-gesucht-gebucht/
Es gibt auch Ski Schulen für Blinde:
https://www.skischool.ch/the-red-legends/unsere-stories/blindenskischule/
Das weiß ich. Mir ging es ja vor allem um die Verständigung und Kommunikation zwischen "normalen" Sehenden und Blinden bei solchen Wandererlebnissen.
Ich war mal mit meiner Schulklasse im "Café im Dunkeln" (heißt glaube ich Dialoghaus) und das war sehr spannend und lehrreich. Dort konnten wir auch Menschen mit Sehbehinderungen (die wenigsten sind an wirklich blind) unsere Fragen stellen und sie berichteten uns von ihrem Leben, ihren Herausforderungen und dem, was ihnen im Alltag hilft (zB gibt es Gadgets, die man an zB Kleidung hält und die einem dann die Farbe des Gegenstandes sagen!).
Deswegen finde ich die Idee eines solchen Waldspaziergangs auch wirklich klasse.
Ich finde diese Idee mehr als nur "berauschend". Sie ist phantastisch - udn wenn ich gesundheitlich zum Wandern in der Lage wäre, würde ich mich sofort als Wanderbegleiter zur Verfügung stellen.
Man muss einem Blinden ja nicht jeden Grashalm und jede Astgabel beschreiben. Schliesslich erleben sie die Welt sowieso ganz anders und mit wesentlich schärferen Sinnen.
Wenn der jeweilige Mensch von Geburt an Blind ist, kann er sowieso nichts mit "Farben" anfangen und Formen kann er sich nur durch seinen Tastsinn zurechtzimmern. Daher ist es ihm wahrscheinlich vollkommen gleich, ob eine Kuh nun Lila oder schwarz-weiss-gefleckt ist ;-)
Und ich bin mir ziemlich sicher: Ich kann von den blinden Menschen auf so einer Wanderung genauso viele Eindrücke mitnehmen, wie diese von mir.
Danke für deine Antwort. Das weiß ich ja alles. Darum interessiert es mich ja, wie man einem Blinden dann die Umgebung beschreiben kann. Ich hätte auch Lust, so etwas mitzumachen. Mal "sehen". Vielleicht nächstes Jahr. Werde mich mal noch mehr erkundigen.
Entschuldige bitte, wenn ich am Thema vorbeigeschrieben habe ;-)
Man sollte auf jeden Fall unterscheiden zwischen Menschen, welche blind geboren wurden und jenen, welche das Augenlicht irgendwann verloren haben.
Letztere kennen die Welt mit ihren Formen und Farben. Bei ihnen würd es reichen, wenn Du erzählst: "Das Gras ist heute leider sehr braun, da es tagelang nicht geregnet hat" - oder "Da steht eine schwangere Kuh auf der Weide." Wenn sie nicht schon im Kleinkindalter erblindet sind, reicht ihnen diese Beschreibung.
Bei jenen Menschen, welche blind auf die Welt kamen, besteht die Welt aus Tänen, Gerüchen und Berührungen. Du könntest ihnen die oben beschriebenen Situationen vielleicht wie folgt nahe bringen:
"Beug Dich mal runter zum Boden und fühle an dieser Stelle. Das ist Gras. Es fühlt sich ganz trocken und zerbrechlich an. Normalerweise ist es weich und leucht feucht. Aber es hat in den letzten Tagen nicht geregnet, weswegen die Feuchtigkeit inzwischen verdunstet ist."
oder
"Wir stehen jetzt neben einer Fläche aus Gras. Dieses ist noch schön feucht und saftig. Im Gras stehen Kühe. Das sind große Säugetiere auf vier Beinen, mit einem Schwanz, welcher ständig hin und her schwingt. Damit verscheuchen sie Insekten. Die Kuh hat den Kopf im Gras und frisst. Das Gras schmeckt ihr sehr gut. Die Kuh hat ausserdem einen ganz großen Bauch, weil sie schwanger ist. Sie wird wohl in wenigen Tagen ein kleines Kalb zur Welt bringen."
... wenn Du wissen willst, wie sich Sehbeschreibungen für blinde Menschen anhört, kannst Du mal im Netz oder im TV Sendungen suchen, welche gerade diese Bildbeschreibungen liefern. Dann schliesst Du die Augen und versuchst, Dir die Bilder im Film nur anhand der gesprochenen Beschreibung vorzustellen.
Das wird auf jeden Fall ganz sicher eine interessante Erfahrung werden für Dich.
Danke. Das ist ein guter Tipp mit den Beschreibungen im Internet. Mal schauen, ob ich was gutes finde.
Ich arbeite in einem Wohnheim für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung von daher würde ich es mir natürlich zutrauen.
Ich kann gut verstehen, dass es auch für die ehrenamtlichen eine tolle Erfahrung ist. Es ist zwar Anfangs etwas schwierig, aber man lernt die Welt bewusster wahrzunehmen und achtet auf viel mehr Kleinigkeiten.
Finde ich gut, dass man solchen Menschen so tolle Möglichkeiten anbietet. Stelle es mir aber schwierig vor, z.B. ein Murmeltier zu beschreiben, wenn sie von Geburt an blind wären.
Wenn es sich um Erwachsene blinde handelt kennen sie ja viele Dinge wie Bäume oder Tiere schon. Darauf kann man dann aufbauen indem man zum Beispiel sagt, dass ein Murmeltier ein ähnliches Fell wie eine Katze hat.
Eben. Ich glaube auch nicht, dass die Wege wer weiß wie gefährlich oder schwierig wären. Und wahrscheinlich sind einige blinde Menschen flotter unterwegs als ich mit meiner schlechten Kondition manchmal 😅