Mit 18 ausziehen?

4 Antworten

Ich bin mit 20 ausgezogen. Da war ich im dritten Lehrjahr bei der Telekom. Und zugleich auf der Abendschule, Abitur nachmachen.

Mein Auszug gestaltete sich etwas dramatisch.

Mein Vater hat mich seit der Kindheit geschlagen und im frühen Erwachsenenalter arteten Diskussionen am Abendbrottisch immer häufiger aus. Mit 20 habe ich dann zum ersten und einzigen Mal zurückgeschlagen - und zwar so richtig. 3 Wochen später sah man noch immer das blaue Auge, dass ich meinem Vater geschlagen hatte.

Jedenfalls habe ich an dem Abend direkt nach der Schlägerei mit meinem Vater schnell ein paar Sachen gegriffen und bin mit quietschenden Reifen im eigenen Auto abgedüst. Habe mich in der Stadt in einen Biergarten gesetzt und eine Freundin angerufen, die ich erst zwei Wochen kannte und mit der ich einen ONS hatte. Sie hatte ihre kleine Studentenwohnung in Aachen, war aber gerade in München, weil sie für ihre Diplomarbeit (Wirtschaftsingenieurin/Werkstofftechnik) mit BMW zu tun hatte. Das war 1997 und wir gehörten damals beide zur Minderheit der Leute die schon Handys besaßen.

Jedenfalls rief ich sie an. Das war gegen 19 Uhr und schilderte ihr was passiert war. Sie reagierte total klasse. Innerhalb einer Stunde kam eine Freundin von ihr in den Biergarten und gab mir ihre Wohnungsschlüssel. Das war Vertrauensvorschuss. Am Wochenende kam sie dann auch nach Aachen. Ich wohnte gratis etwa einen Monat in ihrer Wohnung und sie kam nur alle zwei Wochenenden.

Von ihrer Wohnung aus suchte ich mir meine erste eigene Wohnung, versöhnte mich währenddessen auch mit meinen Eltern, die zweieinhalb Wochen gar nicht wussten wo ich abgeblieben war, und die gaben mir dann monatlich 500 DM dazu, damit ich mir die Miete leisten konnte. Damals war der Wohnungsmarkt noch entspannt und für 600DM bekam man eine vernünftige 1 1/2 Zimmer Wohnung hier.

Da ich diese Wohnung nach dem Ende der Berufsausbildung schon 12 Monate hatte, übernahm der Staat beim Zivildienst, den ich nach der Ausbildung echt noch 13 Monate leisten musste komplett meine Miete.

Danach zog ich nach Berlin zum ersten richtigen, gut bezahlten Job.


MrBackshot  05.08.2024, 00:44

Sehr spannend aufjedenfall!

1
ffm12 
Beitragsersteller
 04.08.2024, 23:58

War mega spannend! Danke

2
vanOoijen  05.08.2024, 00:16
@ffm12

Heutzutage finde ich das unglaublich. Die besagte Freundin, Susanna, war übrigens 8 Jahre älter als ich. Sie damals 28 und am Ende ihres Studiums, ich 20 und kleiner Azubi ohne Abitur.

Sie hat mir sehr geholfen und ich bin dieser Frau unendlich dankbar. Frauen sind tolle Geschöpfe und ich ehre sie sehr.

Aber ich glaube die Zeiten heute sind anders geworden und das gäbe es so nicht mehr. Einfach einem jungen Typen ohne jegliche Kontrolle die eigene Wohnung anvertrauen, den man eigentlich gar nicht kennt.

Ein kleines Wunder, schon damals 1997.

3
Von Experte DianaValesko bestätigt

Ich war 17, als ich zuhause auszog. War damals in der Lehre und habe in einer Tanzband gespielt und konnte das selbst finanzieren. Diese Zeit war einfach wahnsinnig aufregend, besonders als ich dann mit 18 mein erstes Auto fuhr, eine feste Freundin hatte und nahezu jedes Woend mit der Band unterwegs war.

Werde wahrscheinlich mit Ende 19 nächstes Jahr ausziehen kurz nach meinem Abitur, weil ich mich schon für nächstes Jahr in einer anderen Stadt beworben habe. Werde dann mein Duales Studium im Bereich Maschinenbau absolvieren und mal schauen, wie es in der neuen Stadt wird und Erfahrungen sammeln.

Mit 20, alleine, in der Nähe geblieben und weil ich es wollte

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung