Meinung zu: Nicht-menschengemachter Klimawandel?
Hey!
Was haltet ihr von der Hypothese des "nicht-menschengemachten Klimawandels"? Die Theorie, dass der aktuelle Klimawandel nicht durch den Menschen, sondern durch die Natur oder andere Einflüsse verursacht wird?
Diese Hypothese findet man im Internet oft, und natürlich wird im Internet fast nur viel Bullshit erzählt (s. Zoos Media, unseriös¹⁰). Aber: Es gibt tatsächlich einige, wissenschaftliche Studien, wenn auch wenige, die sich eher für einen nicht-menschengemachten Klimawandel aussprechen. Zu meiner Einstellung: Der aktuelle Klimawandel ist zu 100 % von Menschen verursacht.
Liebe Grüße!
34 Stimmen
oder andere Einflüsse verursacht wird
Welcher Art sind denn diese anderen Einflüsse?
Gott. Mehr fällt mir auch nicht ein.
15 Antworten
Natürlich gibt es natürliche Faktoren, welche das Klima in seiner geologischen Vergangenheit immer wieder verändert haben. Zu behaupten, weil früher diese Faktoren für Veränderungen gesorgt haben, müssen sie heute auch für diese Veränderungen sorgen, ist natürlich falsch. Solche Annahmen macht die Wissenschaft bei der Hypothesenbildung, aber bevor etwas zur Theorie wird, muss es durch die harte Schule des Versuchs der Falsifikation (im Fall des Klimawandels waren diese Versuche sogar verzweifelt und mit Unmengen Geld von Seiten der Öl-Industrie gefördert) und muss unter Beweis stellen, dass die Erklärung zu treffsicheren Prognosen fähig ist. In diesem Sinne ist die aktuelle menschengemachte Erwärmung seit Jahrzehnten erwiesen. Das IPCC welches in seinem letzten Sachstandbericht, über 14'000 peer-reviewte Studien zusammengefasst hat, ist zum folgenden Schluss gekommen:
It is unequivocal that human activities have heated our climate. Recent changes are rapid, intensifying, and unprecedented over centuries to thousands of years. With each additional increment of warming, these changes will become larger, resulting in long-lasting, irreversible implications, in particular for sea level rise. United Nations Secretary-General António Guterres has stated that ‘the evidence is irrefutable’ and ‘we see the warning signs in every continent and region’.
Climate Change 2021: The Physical Science Basis (ipcc.ch)
Es gibt auch keine einzige Studie welche die CO2-Theorie wissenschaftliche widerlegt. Ansonsten könnte man nicht mehr von einem wissenschaftlichen Konsens sprechen. Es ist wichtig zu beachten, dass die Wissenschaft auf einem Konsens basiert, der durch rigorose Forschung und Peer-Review-Prozesse erreicht wird. Wenn es hier eine Studie gebe, welche ein seriöses Peer-Review-Verfahren durchlaufen hat und diese gut etablierte wissenschaftliche Theorie falsifizieren würde, würde der Autor dieser Studie Weltberühmt werden. Die CO2-Theorie müsste weltweit verworfen werden. Das ist aber nicht der Fall. Jeder der heute behauptet, er habe die CO2-Theorie widerlegt, ist somit kurzgesagt ein Lügner.
Es gibt diverse direkte Beobachtungsbeweise für den anthropogenen Klimawandel. Zum Beispiel zeigt die Studie "Observational Evidence of Increasing Global Radiative Forcing" von Kramer et al. (2021) einen starken Beleg für eine Zunahme der globalen Strahlungsantriebskraft, die ein zentraler Indikator für Klimaveränderungen ist. Der Beweis besteht in der direkten Beobachtung einer Zunahme des Strahlungsantriebs um 0,53 ± 0,11 W/m² im Zeitraum von 2003 bis 2018. Die Studie hebt hervor, dass diese Ergebnisse deutliche Fingerabdrücke menschlicher Aktivitäten im sich verändernden Energiehaushalt der Erde zeigen. Wenn man sich etwas mit der Thematik auskennt, versteht man, dass dies ein starker Beweis für für den menschengemachten Klimawandel liefert.
Die Studie "Effective radiative forcing and adjustments in CMIP6 models" untersucht das effektive Strahlungsforcing und die Anpassungen in 17 aktuellsten komplexen Klimamodellen, die am Coupled Model Intercomparison Project (CMIP6) teilnehmen und zum Radiative Forcing Model Intercomparison Project (RFMIP) beigetragen haben. Die Studie kommt zum Schluss, dass das globale durchschnittliche anthropogene Forcing im Vergleich zu Werten von 1850 bei bei 2,00 (±0,23) W m−2 liegt. Dieser Wert setzt sich zusammen aus 1,81 (±0,09) W m−2 durch CO2, 1,08 (± 0,21) W m−2 durch andere gemischte Treibhausgase, -1,01 (± 0,23) W m−2 durch Aerosole und -0,09 (±0,13) W m−2 durch Landnutzungsänderungen. Man konnte feststellen, dass die grössten Beiträge zur Steuung im effektiven Strahlungsforcing (ERF) vom instantanen Strahlungsforcing (IRF) und von Wolkenreaktionen (z.B.: Aerosol-Wolken-Interaktionen zum Aerosolforcing) stammen. Das ist wiederum ein sehr starker Beweis für einen menschengemachten Klimawandel.
Um zurück auf die These der natürlichen Faktoren als Ursache der aktuellen Erwärmung zurückzukommen, folgender Ansatz: enn die aktuelle Erwärmung nicht menschengemacht ist, müsste sie durch natürliche Faktoren zustande gekommen sein. Was sind diese natürlichen Faktoren?
- Veränderung der Sonnenaktivität
- Veränderung der Solarkonstante
- Vulkanische Aktivität
- Veränderungen in der Umlaufbahn der Erde
- Veränderungen der Neigung der Erdachse gegen die Umlaufebene
- Veränderung der Bestrahlung der Erde mit Teilchen von außerhalb des Sonnensystems und damit verbundener Wolkenbildung
- Die Kontinentaldrift
- El Niño und La Niña
- etc.
Wir könnten entweder sagen, der KW ist (1) weitgehend von Menschen verursacht oder (2) er ist natürlichen Ursprungs. Für (1) gibt es ein Theoriengebäude , welches mit den Fakten in Übereinstimmung ist. Für (2) ist es etwas schwieriger, da es sich um mehrere Faktoren handelt, welche berücksichtigt werden müssen. Also schauen wir uns das etwas genauer an:
"Overall, warming associated with all human forcings agrees quite well with observed warming, showing that about 104% of the total since the start of the “modern” period in 1950 comes from human activities (and 103% since 1850), which is similar to the value reported by the IPCC. Combined natural forcings show a modest cooling, primarily driven by volcanic eruptions."
Hier man die wichtigsten natürlichen Quellen in einem statistischen Model zusammengetragen und kam zum Schluss, dass natürliche Quellen den aktuellen Erwärmungstrend nicht erklären können. Man muss hier natürlich bedenken, dies ist ein simples statistisches Model und kein komplexes Klimamodell. Komplexe Klimamodelle wie CIMP welches das IPCC verwendet, berücksichtigen hier mehr Faktoren, unteranderem räumliche und zeitliche Temperaturschwankungen und die unterschiedliche Wirksamkeit von Strahlungsantrieben in verschiedenen Regionen der Erde. Dennoch kommen komplexe Klimamodelle zu ähnlichen Ergebnissen wie einfache statistische Modelle.
Der IPCC und diverse andere Forschungsinstituten gehen auch weiter und können durch umfangreiche Modellierungen und Messungen sagen, zu wie viel Prozent der Mensch an der gegenwärtigen Erwärmung verantwortlich ist. Der IPCC kommt hier beispielsweise zu einem implied best guess (der letzten 50 Jahren) von 110% (72% - 146%). Das US national climate assessment kommt auf einen Wert von 93% - 123% in der Zeitspanne 1951-2010. Wir können also durchaus sagen, dass der Mensch ohne Zweifel für den aktuellen Klimawandel verantwortlich ist - oder diesen zumindest sehr stark beeinflusst.
Ja, man kann jetzt den Leugnern des anthropogenen Klimawandels durchaus Recht geben: Das Klima hat sich im Lauf der Erdgeschichte schon immer gewandelt, auch ohne den Menschen. Das ist aber nicht das Gleiche. Denn nur, weil es in der Vergangenheit so gewesen ist, widerlegt das ja nicht die ganzen vollkommen schlüssig bekannten Zusammenhänge zwischen menschlichem, bzw. genauer industriellem Tun, dem Ausstoß von Treibhausgasen und deren Effekt auf die Strahlungsbilanz der Erde.
By the way: Es gibt nicht wenige sondern defakto keine wissenschaftlichen Publikationen, die den Mensch als Ursache für den gegenwärtigen Klimawandel in irgendeiner Weise bezweifeln. Das war vielleicht in den 1970ern so, als Exxon, Shell und Co. noch darum bemüht waren, ihre eigenen Erkenntnisse dazu unter den Tisch zu kehren.
Das sieht man wenn man die Kurve des co2 Anstiegs betrachtet. Ich denke der durch den Menschen gemachte Klimawandel ist so extrem dass es den natürlichen übertönt.
Einen Klimawandel innerhalb eines gewissen Rahmens hat es schon immer gegeben. Aber der Mensch hat entscheidend zu diesen jetzt kritischen Werten beigetragen.
Die Industrie, wachsende Erdbevölkerung.