Mein Mann schlägt unser Kind?

11 Antworten

Schwierig. Er hat seinen Fehler ja eingesehen. Ich würde jetzt kein großes Drama daraus machen, sondern sicherstellen, dass es nicht noch mal vorkommt. Er kann mit einer Erziehungsberatung sprechen - ja, die werden ihn auch nicht gleich verurteilen oder irgendwie einschränken - und nach Möglichkeiten fragen, anders mit seinem Frust umzugehen. Da gibt es eine Reihe einfacher Strategien. Wichtigste Regel: Wenn er sauer wird, soll er kurz aus dem Raum gehen z.B. ins Bad und mal ein oder ein paar Minuten darüber nachdenken, warum er sauer ist und ob das Kind etwas dafür kann und was eine sinnvolle Disziplinierungsmaßnahme wäre, falls das Kind sich daneben benommen hat. Wenn er merkt, dass er seinen Frust (von der Arbeit etc.) körperlich abbauen muss, gibt es eine Reihe von Alternativen wie Joggen gehen, Gewichtsübungen machen, Boxsack irgendwo aufstellen (Schlafzimmer etc.) und das dann in Anspruch nehmen. Beim Kind immer erst mal 5 Sekunden überlegen: Was fühle ich jetzt? Was hat das Kind objektiv "getan"/ verursacht/ falsch gemacht (also z.B. mit Essen geworfen)? Möchte ich meine Wut abreagieren oder dem Kind etwas beibringen (z.B. nicht mit Essen zu werfen)? Gehe ich gerade zu weit?

Bei der letzten Frage sollte er trainieren, seine Hand neben der Hand des Kindes zu sehen (Größenunterschied) und sich damit bewusst zu machen, dass z.B. "ein Klapps" aus seiner Sicht eine Tracht Prügel aus Sicht des Kindes ist (rein von Körpergröße und Kraftaufwand her). Das kann er jeden Abend oder morgen einfach mal kurz in 5 Sekunden machen - sich bewusst machen, wie die Größen- und Kraftunterschiede zwischen ihm und dem Kind sind, was er weiß und was das Kind weiß und wie viel Impulskontrolle (!) er hat und wie viel das Kind und was er von dem Kind verlagen kann.

Frust und Wut und Überforderung sind völlig legitim, aber seine Verantwortung ist es, diese nicht am Kind auszulassen, sondern anderweitig abzubauen. Frustabbau ist völlig in Ordnung und muss sein! Aber er muss Wege finden, dies gewaltfrei zu schaffen, halt durch Sport, Boxsack, Auspowern, meinetwegen auch mal in der Garage schreien oder so. Aber nicht an anderen Menschen, schon gar nicht am Kind!

Ich würde sagen: Gib ihm die Chance, das zu lernen, mit Unterstützung einer Erziehungsberatung und ggf. anderern Anlaufstellen und der Erste-Hilfe-Maßnahme "erst mal weggehen, wenn ich frustriert bin". Weg = weg vom Kind, raus aus der Situation, etwas Abstand gewinnne. "Strafen" sollte das Kind immer erst nach neutralem Nachdenken der Eltern bekommen, also wenn die Eltern objektiv entschedien, dass das Kind etwas lernen muss und wie (angemessen) und nicht, damit die Eltern ihre momentane Wut oder ihren Frust loswerden am Kind. Typisch wäre: Kind wirft mit Essen - Kind muss beim Saubermachen helfen. Unangemessen wäre: Kind wirft mit Essen - Kind bekommt Klapps auf die Hand.

Es gibt Beziehungen, da werfen sich die beiden viele schlimme Dinge an den Kopf und von außen könnte man sich fragen, warum sind die überhaupt zusammen.

Das Geheimnis: Die Beziehung ist für beide der Ort der absoluten Sicherheit, hier können sie sein, wie sie sind, sie dürfen motzen, hier müssen sie sich nicht verstellen, hier muss nicht alles perfekt sein. Eines wird aber niemals vorkommen: Wenn.... dann gehe ich oder verlasse ich dich.

Insofern hast du überreagiert.

Dein Mann ist kein Übermensch, sondern ein Mensch mit seinen Belastungsgrenzen, wie du auch und du solltest ihm Unzulänglichkeiten zugestehen, wie er sie dir auch zugesteht.

Diese Drohung, falls das noch einmal vorkommt, mit dem Kind zu deiner Mutter zu gehen, war weitaus destruktiver, als der Klaps, den er seiner Tochter verpasst hat.

Ihr solltet mal über das Thema Der Mensch mit seiner Unvolkommenheit sprechen.


Nussbecher  30.01.2018, 16:04

Erklär das der fast zweijährigen, es scheint nicht klar zu sein, dass Gewalt gegenüber Schutzbefohlenen nichts mit "Unvollkommenheit" sondern mit schlechten Verhalten und auch Gesetzeswidrigkeit zu tun hat. Es ist nicht kleinzureden. Er weiß ja jetzt, dass es falsch war, er hat jetzt die Chance in Zukunft anders zu reagieren, erwachsen zu sein. Tut er es nicht, dann muss das Kind geschützt werden. Da gibt es gar keinen Diskussionspielraum.

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Chinama  30.01.2018, 16:09
@Nussbecher

Ich finde deine Ansicht viel zu starr und hart. Hätte ich bei allen Konfliktsituationen nur auf das geschaut, was "richtig" oder "falsch" wäre, statt auf das zu schauen, was realistisch und möglich ist, wäre ich heute sicher nicht so glücklich, wie ich bin.

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Denkst du nicht du reagierst etwas über? Ich meine es war ,,nur“ ein Klaps. Meine Mutter hat mir damals auch mal einen Klaps gegeben wenn ich z.b nicht ins Bett wollte. Ich will damit nicht sagen das ich Schläge als gut bezeichne aber Kinder brauchen nunmal Grenzen. Das war immer so und wird auch immer so sein. Und dein Mann hat recht was soll er sich denn von dem Kind auf der Nase rumtanzen lassen. Solange er sie nicht verprügelt hat ist doch alles noch vertretbar. Hoffe das kam jetzt nicht zu schroff rüber.

Mit ganz ganz freundlichen Grüßen Maria :)

Ich finde du reagierst tatsächlich über.

Er hat das Kind ja nicht verprügelt oder ins Gesicht geschlagen..Zudem tut ihn das ja anscheind ehrlich leid.

Jeder ist mal gestresst und wenn das Kind, dann noch keine Grenzen kennt, kann man schonmal sehr wütend werden.

Männer sind keine Maschinen. Vielleicht solltet ihr ihm einfach ruhe gönnen, wenn er gestresst ist...Dann sollte sowas auch nicht passieren.


Tasha  30.01.2018, 15:59

Einerseits verstehe ich deinen Standpunkt - nicht jeder hat sich immer im Griff und Elternsein muss man erst mal lernen. Aber: "MÄNNER" sind keine Maschinen"? Frauen schon? Man sollte ihm Ruhe gönnen, wenn er gestresst ist? Soll also das Kind lernen, "ich muss Papa in Ruhe lassen, sonst gibt es Schläge"? (Mal überspritzt gesagt.)

Das ist keine gute Haltung. Richtig ist mMn: Der Vater muss lernen, seinen Frust anders abzubauen und er hat ein Recht auf Frustabbau (aber nicht am Kind). Richtig ist mMn aber nicht: Mutter und Kind müssen auf Eierschalen laufen, damit der Vater nicht gestresst ist und falls er es doch ist, das ggf. auf sich beziehen. So wachsen dann verängstigte, schüchterne Kinder auf, die Angst vor Fehlern haben und lernen, dass sie Schuld sind, wenn ihnen jemand etwas tut wie schlagen, beleidigen, anschreien (Eltern, andere Kinder, andere Erwachsene....). Das will man doch auch nicht! Das sind dann die Kinder, die zu Mama laufen und vor Papa Angst haben oder immer wachsam sind, dass sie in seiner Gegenwart keine Fehler machen...

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123Nephthys  30.01.2018, 16:10
@Tasha

Ich bin selbst ne Frau und weiß, dass auch Mütter keine Maschinen sind.

Er hat das Kind nicht verprügelt, er wollte nur das es aufhört. Du kennst wohl den Unterschied zwischen einen klaps und harten schlägen nicht.

Kinder müssen lernen wo Grenzen sind, klar nicht mit Gewalt, aber anscheind haben die Eltern da was verpasst.

Es war ein kleiner Ausrutscher, das Kind empfindet es bestimmt weniger Dramatisch als die Mutter.

Man muss sich gegenseitig ruhe gönnen und Rücksicht nehmen. Jeder braucht mal eine Pause..Der Vater kann nicht 24h 100 Prozent fehlerfrei und mit höchster Leistung funktionieren. Er ist nur ein Mensch...Umgekehrt wäre es genauso.

Mir wurde auch beigebracht, auch mal auf andere Menschen zu achten und um mich um das Wohl anderer zu kümmern..Trotzdem bin ichballes andere als Schüchtern.

Ich will Väter in Schutz nehmen die wegen Kleinigkeiten als prügelnde rabenväter dargestellt werden.

Kinder werden schüchtern und verweichlicht, wenn Eltern sie behandeln wie rohe Eier...

Es tut ihm leid, was soll er jetzt machen? Scheidung? Anzeige? Meine Güte beruhigt euch mal wieder.

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Nussbecher  30.01.2018, 15:56

Ich finde solche Verharmlosungen unterirdisch.

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123Nephthys  30.01.2018, 16:17
@Nussbecher

Ich dich ebenfalls. Schade, Kommentar wurde gemeldet. Ich will aber sicher gehen, dass du es dir einprägst

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Du hast sehr recht, klare Grenzen zu ziehen. Und Gewalt gegen Kinder ist eine solche Grenze. Denn dein Mann hat offensichtlich sein Recht auf geschonte Nerven über das Recht eures Kindes gestellt, ohne Schläge aufzuwachsen.

Es bringt jetzt wenig ihn mit Vorwürfen zu überhäufen; vielleicht tut er das gerade selber am meisten. Aber ihr solltet vielleicht eine Erziehungsberatung aufsuchen. Dort geht es nicht darum, jemanden zu verurteilen, sondern Wege zu finden, mit den oft hohen Belastungen der Kindererziehung umzugehen.

Versuche deinem Mann klarzumachen, dass auch seine Prinzessin mal ihre schlechten Tage hat und dass ihr als Eltern damit umzugehen lernen müsst! Sich in dieser Situation Rat und Hilfe zu holen, ist weder Schwäche oder ein Eingeständnis des Versagens.

Keine Hilfe zu suchen, ist für Kind und Eltern das Schlimmere.

Bitte ihn zumindest aber, bei dir um Hilfe zu rufen, wenn er merkt, dass ihm seine Nerven wieder durchzugehen drohen.