Mathematik, Physik, Chemie, Russisch?

8 Antworten

Du musst immer drei Aspekte im Auge haben:

  • Das Studium,
  • die Einstellung,
  • das Berufsleben

Studium:

Das ist immer eine individuelle Sache. Deswegen kann ich dir keinen Rat geben. Aber ich denke, ich kann ohne Angst vor Widerspruch sagen, dass es in den naturwissenschaftlichen Fachrichtungen und insbesondere in Mathe höhere Abbrecher- und Durchfallquoten gibt als in den sprachlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Studiengängen. Aber halte dir auch vor Augen: Ein Studium dauert 5-7 Jahre. Ein Berufsleben dauert 40 Jahre.

=> Augen zu und durch.

Einstellung:

Ich weiß nicht, wie es in Österreich ausschaut, aber in Deutschland sind Ma,Ph,Ch gesucht, während es mit Russisch katastrophal aussieht.

D.h., es sind z.B. viele Stellen mit "Ph + X" ausgeschrieben. Und wenn du dich da mit "Ph + Ru" bewibst, würde dir JEDER andere Bewerber vorgezogen.

Vielleicht solltest du da mal das Gespräch mit einer österreichischen Russischlehrkraft suchen, um herauszufinden, ob es in Österreich anders ausschaut. Oder (d)ein Schulleiter müsste den Stellenmarkt auch soweit im Auge haben, dass er dir einen kompetenten Rat geben könnte.

Berufsleben:

Drei Fächer?

(- -) Du verlierst ~24 Gehälter, weil du ~2Jahre länger studierst. Wenn wir mal ein Monatsgehalt von 3000€ annehmen, sind das 72.000€ zzgl. Studiengebühren und Material, die du verbrennst.

(-) Es gibt pro Halbjahr und Fach eine Konferenz. Du verzichtest also jedes Jahr auf zwei Nachmittage, die deine 2-Fach-Kollegen im Gegensatz zu dir selbst gestalten können.

(+) Es gibt einen Einstellungsvorteil; aber wenn du zwei Naturwissenschaften studierst, musst du dir um die Einstellung eh' keine Sorgen machen.

(-) Du musst 50% mehr Materialien anschaffen als deine Kollegen.

=> ein drittes Fach bringt dir eigentlich keinerlei Vorteile.

Russisch:

(++) Kleine Lerngruppen, d.h. angenehmeres Arbeiten und weniger Korrekturaufwand.

(- - -) Einstellung (siehe oben)

(- -) Fast kein alternativer Arbeitsmarkt, falls es mit der Schule nicht klappt.

Mathe:

(+) schnelle Vorbereitung

(- -) Langfach = Klassenlehrer = viele Elterngespräche = Klassenfahrten = Viel Mehrarbeit ohne Entschädigung.

(- -) hoher "Druck": Ich möchte damit sagen, dass du dir immer vor Augen halten musst, dass ein Schüler, der in Mathe den Anschluss verliert, gekniffen ist. Und die Verantwortung, dass das nicht passiert, liegt bei dir. Wenn dagegen ein Schüler in Physik oder Chemie den Anschluss verliert, ist das weit weniger tragisch, weil es im neuen Halbjahr eh ein neues Thema gibt und weil man diese Fächer auch irgendwann abwählen kann.

(+) Einstellung

(-) große Kurse bei der Matura

(+) Naturwissenschaftler finden immer irgendwo einen Job, selbst wenn es mit der Schule nichts werden sollte.

Chemie / Physik

(+) Einstellung

(-) Mehr Vorbereitung (=> Experimente)

(+) Kurzfächervorteile (vgl. Mathe)

(-) Mehr Zeugniskonferenzen

(+) Naturwissenschaftler finden immer irgendwo einen Job, selbst wenn es mit der Schule nichts werden sollte.

Ich würde dir zu Ph/Ch raten. Später kannst du deinem Direx immernoch anbieten, fachfremd Ma oder Ru zu unterrichten, wenn da ein Mangel an der Schule existiert und du Lust dazu hast.

Um aus dem Nähkästchen zu plaudern: Ich habe La/Ch studiert und hatte eigentlich vor, Mathe als Drittfach zu studieren. Ein großes Glück hat mich vor diesem Fehler bewahrt. ;)

Wenn ich heute noch einmal vor der Wahl stünde, würde ich sehr wahrscheinlich wieder La/Ch studieren oder mit Ph oder Erdkunde liebäugeln, weil mich diese Fächer auch interessieren.

=> Mach dir eine Plus-Minus-Liste und nutze die nächsten zwei Jahre, um sie zu ergänzen. Ich habe an meiner persönlichen Plus-Minus-Liste damals zu meiner Zivi-Zeit 9 Monate "gearbeitet" und besitze sie immer noch. (Damals war ich so alt wie du heute). Wenn ich sie heute anschaue, muss ich feststellen, dass ich mich in manchen Bewertungen getäuscht habe (Mathe), aber in vielen auch richtig lag.

VG


Bowsemilla 
Beitragsersteller
 07.03.2021, 14:08

Danke für die ausführliche Antwort!

Also ein Zeitproblem hätte ich keines, da ich erstens mit dem Drittdach nur ein Jahr länger hätte und das zweitens locker berufstätig ginge, einem Master müsste man da bei uns nämlich nicht mehr schreiben. Ich hätte da also nebenbei schon gearbeitet.

Aber wie du sagst, die Anstellung bei Russisch ist katastrophal. Ich tendiere nun immer mehr in diese Richtung, dass ich Russisch halt mal freizeitlich oder mit Sprachkursen lernen werde, aber es nicht zum Fixfach machen werde.

Denn eigentlich kann ich das Russische ja auch erkunden, indem ich nach Russland fahre, ohne mir meine Jobchancen zu ruinieren.

Nach Chemieland fahren kann ich ja bekanntlich nicht. 😆

Ich schätze du hast Recht, ich tendiere inzwischen auch immer mehr zu Physik/Chemie.

Bei Mathematik habe ich unabhängig vom großen Aufwand und der Verantwortung, gegen Verantwortung hätte ich nichts, inzwischen irgendwie Zweifel, ob es mich auch wirklich glücklich machen würde.

Es wäre zwar zum Unterrichten sehr praktisch, aber da ich ein sehr wissbegieriger Mensch bin, denke ich irgendwie, dass ich in Natwi einfach mehr Wissen in dem Sinne akkumulieren kann als in Mathe. Im Mathe lernt man doch eigentlich eher, die Sprache der Mathematik zu sprechen sozusagen.

Ich denke irgendwie, ich brauche einfach etwas mit mehr "Inhalt". Ich tendiere auch immer mehr zu PH/CH.

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Miraculix84  07.03.2021, 15:32
@Bowsemilla
Aber wie du sagst, die Anstellung bei Russisch ist katastrophal. Ich tendiere nun immer mehr in diese Richtung, dass ich Russisch halt mal freizeitlich oder mit Sprachkursen lernen werde, aber es nicht zum Fixfach machen werde.

Genau. Du musst auch bedenken, dass es in der Praxis dann wahrscheinlich maximal auf eine Russisch-AG hinauslaufen würde. Dafür braucht man aber kein Studium, falls man die Sprache eh beherrscht.

Im Mathe lernt man doch eigentlich eher, die Sprache der Mathematik zu sprechen sozusagen.

Das haben mir auch viele Kommilitonen bestätigt: Die universitäre Mathematik hat mit der Schulmathematik rein gar nichts zu tun. In Chemie war mein Studium (damals) deutlich auf die Schulpraxis ausgerichtet.

Wobei ich jetzt einschränken muss, dass diese Erfahrungen 15a alt sind und sich nur auf eine Universität stützen. Mag sein, dass es heute anders ist.

Danke für die ausführliche Antwort!

Gerne!

Leg dich noch nicht fest. Nimm die Eindrücke der nächsten beiden Jahre noch mit. Schreib dir alles auf und triff dann in 2a eine gut abgewogene Entscheidung. ;)

VG

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Bowsemilla 
Beitragsersteller
 08.03.2021, 02:06
@Miraculix84

Werde ich machen. Ich muss dann einfach nochmal auf mein Bauchgefühl hören und es einfach kommen lassen. Das ist glaube ich das beste.

Vielleicht wird es ja sogar noch ein ganz anderes Fach.

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Russisch würde ich nicht nehmen, außer du willst unbedingt Russisch haben. Damit findet sich kaum was.

Die naturwissenschaftlichen Fächer sind alle sehr gefragt, deswegen such dir eins aus, wo du denkst, dass du die schaffst.

An besten wäre natürlich die Kombination Mathematik und Physik. Da wirst du mit Kusshand angenommen. Das Studium ist aber sehr hart in dem Fall.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – viel gelernt, gelesen, erlebt

Bowsemilla 
Beitragsersteller
 06.03.2021, 11:34

Ich wäre zwar gut im logischen Denken. Aber ein Mathestudium mit all den Beweisen ist halt doch noch eine Portion für sich.

Ich will nicht faul klingen, aber ich will ein Studentenleben halt auch noch irgendwie haben.

Andererseits stelle ich es mir wieder toll vor, Mathe zu unterrichten.

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BerlinerBruder  06.03.2021, 12:33
@Bowsemilla

Physik, Mathematik und Chemie sind alle drei nicht einfach...
Vielleicht hast du die Möglichkeit, Vorlesungen zu besuchen ?

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Bowsemilla 
Beitragsersteller
 06.03.2021, 21:18
@BerlinerBruder

Ja, ich könnte mal reingehen. Gute Idee!

Dass sie nicht einfach sind, ist mir klar. Ich suche auch nicht einfach ein extra leichtes Studium. Ich bin jemand, der es mag, auch mal herausgefordert zu werden.

Nur haben eben schon so manche Mathelehrer in der Klasse gejammert, wie oft man da Beweise machen musste und wie tot schreiße das war. Sie waren dann gleich richtig genervt, als sie daran dachten, obwohl sie schon lange draußen waren.

Das verunsichert mich, ich will keine Scheißzeit haben. Die hatten die anscheindend, wegen Mathe.

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Zuerst mal hast du ja noch Zeit...ich würd mich noch nicht jetzt drauf festlegen.

Wenn es um die Fächer geht: Natürlich würde ich dir als erstes mal das Fach Physik empfehlen (da ich es selber studiere). In Physik lernst du aber nicht nur Physik sondern einen ganzen Haufen Mathematik und auch Chemie. Im Falle eines Lehrermangels kannst du also wahrscheinlich auch einen Mathelehrer oder Chemielehrer ersetzen. Natürlich wäre auch die Kombination Physik/Mathe super und sehr gefragt....aber natürlich zeitintensiv. Um höhere Mathematik wirst du aber in keinem Falle herumkommen. Also wenn du Angst vor Mathe hast, ist wohl auch Physik kaum was für dich.
Um mal einen Einblick zu bekommen wie die Mathematik auf der Uni so abläuft, raten ja viele, man solle sich mal ein paar Vorlesungen anhören oder in die Skripten schauen. Ich denke aber das bringt nicht viel - man merkt oft erst nach einem Jahr an der Uni was das Fach wirklich ausmacht und der Anfang ist immer schwierig.

Schlussendlich musst du halt abwegen: Sind dir deine Interessen wichtiger oder bist du auch bereit deine Freizeit aufzugeben um für deine Karriere mehr zu tun? Als Lehrer bekommst du wahrscheinlich immer einen Job, da wir davon viel zu wenig haben. Also würd ich dir vielleicht raten, mehr auf Interessen als auf Karrierechancen zu schauen.

Ansonsten vielleicht auch noch eine Anmerkung: Es ist völlig normal nach 1-2 Semestern das Studium zu wechseln. Jeder zweite bekannte von mir hat das getan. Dafür braucht man sich nicht schämen oder denken man hat jetzt Zeit verschwendet.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Bachelor in Physik

Bowsemilla 
Beitragsersteller
 06.03.2021, 21:15

Danke. Ich habe nicht direkt Angst vor Mathe, ich mag es sogar ziemlich gerne. Ich habe eher Angst davor, elendig lange vor Beweisen zu sitzen.

Manchmal ein Beweis, ok, das geht. Aber die ganze Zeit?

In Physik ist halt doch noch weniger Mathe als in Mathe selbst.

Und interessieren würde mich von denen da oben ja eigentlich alles. Wenn du sagst, ich soll nach Interesse gehen, dann müsste ich alle vier Fächer studieren. 😂

Und ich glaube, das wäre zu viel des Guten.

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Raph101  07.03.2021, 08:50
@Bowsemilla

Die meisten Beweise in Mathe sind eher kurz, es dauert nur lange bis man auf die Lösung kommt. ;)

Ich würde nicht behaupten, dass man in Physik zwangsläufig viel weniger Mathematik hat als im Mathestudium. Es ist aber andere Mathematik. Man hat zwar zuerst Mathevorlesungen in denen alles so erklärt wird wie bei den Mathematikern. Danach ändert es sich aber: Die meisten weiteren Vorlesungen (wenn man nicht grade Labore hat) bestehen fast nur aus Mathe. Aber im Gegensatz zu einem Mathestudium „plagt“ man sich nicht mit beweisen. Man betreibt viel eher „Schulmathematik“: Weniger beweisen mehr rechnen. Im Mathestudium ist es genau umgekehrt. Länglich kann es dabei in beiden Fächer werden: In Mathe sucht man lange nach dem Lösungsweg, in Physik plagt man sich damit, eine bestimmte Formel nun in der Praxis auszurechnen.

Schlussendlich meinte ich mit „Interesse“ aber folgendes: Du sagtest du willst kein Russisch machen, da es hier wenige Schulen gibt. Solche Aspekte würde ich aber als zweitrangig ansehen, da man als Lehrer fast immer gebraucht wird.

Wenn du mich aber danach fragst, was ich einfach aus meiner Meinung empfehlen würde: Mathe und Physik.
Wenn du es aber möglichst schön im Studienleben haben möchtest: Wahrscheinlich Russisch und Chemie (was nicht heißen soll, diese Fächer seien einfach).

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Bowsemilla 
Beitragsersteller
 07.03.2021, 10:19
@Raph101

Das Problem mit Russisch ist einfach, dass es in meiner Nähe einfach genau ein Gymnasium gibt, an der man es wählen/unterrichten kann. Und da ist es nur ein Wahlpflichtfach. Und dieses Gymnasium hat keine gute Athmosphäre, eine Russischlehrerin, die hier unterrichtet, findet es scheise.

Und diese Lehrerin unterrichtet an einer anderen Schule noch Englisch, um voll ausgelastet zu sein.

Es gibt also genau eine Russischstelle und die ist genau an diesem Gym, das ich am wenigsten mag.

Für alle anderen Schulen bin ich dann nur mit einem Fach verwertbar, was meine Anstellungschancen glaube ich ziemlich schlecht macht. Sie würden jeden Bewerber vorziehen, der mit zwei Fächern verwertbar ist und das werden so um die 90 Prozent sein.

Ich verstehe was du meinst und ich finde es auch toll, dass du mich aufs Interesse hinweist und nicht nur auf den Beruf pochst.

Ich habe nur wirklich das Gefühl, dass ich danach ein großes Problem bekommen würde.

Ich überlege gerade, ob ich nicht Physik und Chemie nehmen sollte und Russisch oder Mathe höchstens als Drittfach. Denn wenn ich im Drittfach durchfallen soll, passiert nichts, außer, dass ich dieses halt nicht mehr weiterstudieren kann.

Soll ich allerdings in einem der Fächer vom Hauptstudium durchfallen, erlischt meine komplette Zulassung für Lehramt.

Ich glaube, das wäre eine vernünftige Lösung, wenn ich so darüber nachdenke.

Anderes noch: Findest du, dass Mathe viel schwerer als Physik ist oder dass das schon irgendwie auf das Gleiche hinauskommt?

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Raph101  07.03.2021, 11:32
@Bowsemilla

Wenn du unbedingt in deiner Nähe bleiben willst und nicht bereit bist, weiter weg hinziehen kann es natürlich wirklich problematisch sein. Zu bedenken möcht ich aber auch geben: Viele Schulen bieten kein Russisch an, weil sie keinen Lehrer dafür haben. Wenn ein Lehrer für Russisch schon da ist, dann werden sich einige Schulen überreden lassen, das auch anzubieten. Das war z.B. in meiner Schule so.

Außerdem denke ich nicht, dass viele Lehrer deswegen nicht genommen werden weil andere zwei Fächer haben. Hier kommt es wahrscheinlich ganz drauf an, ob die Fächer auf der Schule gesucht werden.

Ja Physik und Chemie wäre natürlich auch eine Option. Bzgl. deiner Frage: Ich glaub es ist kaum ein Unterschied. Beide Fächer sind sehr zeitintensiv. Beide zusammen aber natürlich noch mehr. Schlussendlich kommt es drauf an was einem mehr liegt. Das merkt man aber meist leider erst später im Studium. :)

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Bowsemilla 
Beitragsersteller
 07.03.2021, 14:15
@Raph101

Ich glaube, ich lasse das mit Russisch lieber.

Wir hatten nämlich so eine Lehrer-Überangebotskrise letztens schon mit dem Fach Psychologie-Philosophie.

Lehrer, die dieses Fach als Zweitfach hatten fanden keinen Job. Deshalb wurde aus vielen Universitäten das Fach sogar gestrichen, weil es solche Anstellungsprobleme gab, damit es ja keiner mehr nachstudiert.

Ich habe das Gefühl, mit Russisch würde ich gleich dumm dastehen.

Ich glaube ich nehme Physik und Chemie oder so.

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Russisch (du magst es, eine Schule findest du sicher)

Physik (einfach gutes Fach)

Chemie (ja, wenn du es kannst und magst)

bei Mathe hast du ja Bedenken, weshalb ich es ausschließen würde.

Vorrang ist fett gedruckt.

Herzliche Grüße,

SmilingTiger

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich mag Schule - unvorstellbar ne :D

Wenn es rein um die Jobchancen geht, dann müsstest du dich im Bereich Mathe und Natwi aufhalten.

Wenn es um die Machbarkeit geht, ist Russisch besser als Mathe.

Das soll nicht heißen, dass es unschaffbar ist, vielleicht liegt es dir ja sehr gut, ich kenne dich nicht.

Aber Mathe ist glaube ich härter und arbeitsintensiver als Russisch.

Ich weiß, ist kompliziert. :-)