Maschinenbau oder Medizin?
Hallo Leute,
mein Abi ist nun fast fertig und mein Schnitt wird voraussichtlich die 1,0 erreichen. Bisher hatte ich immer geplant Maschbau zu studieren, aber Medizin gefällt mir auch. Gerade der Fachbereich Radiologie. Und weil mein Abi nun doch noch so gut wird, hätte ich auch die Möglichkeit dieses Studiums...
Eigentlich habe ich mich schon viel über beide Fächer informiert, aber einige Fragen lassen sich nicht eindeutig klären:
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Ist das Berufsleben eines Arztes direkt nach der Uni wirklich so unerträglich stressig und verdient man erst nach der Ausbildung zum Facharzt (ca. 5 Jahre) gut?
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angenommen man schließt die Weiterbildung zum Radiologen ab, gehört man dann automatisch zu den top-verdienern?
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Die Deutschen werden älter und brauchen mehr Mediziner, aber der Staat, der diese Branche 'ja so stark reguliert' hat kein zusätzliches Geld, um diese Menschen zu versorgen. Werden Mediziner weiterhin gebraucht und habe ich in 10 Jahren auch noch gute Berufsaussichten?
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Zum Maschbau: Ich habe gelesen, dass eine Promotion kaum verdienststeigernd wirkt. Allerdings dauert diese 3 Jahre... Ist die einzige Möglichkeit in einem Maschinenbauunternehmen in der Gehaltsliste nach oben zu klettern, dort alt zu werden? wie sonst werden leitende positionen besetzt?
Danke für jede Antwort ;)
Philipp
6 Antworten
Eine sehr spannende Frage wie ich finde, mit der ich mich selbst auch beschäftigt habe.
Geld ist ein wichtiges Argument, du hast als Dr.Ing auf jeden Fall mehr Potenzial als als Dr. Med.. Ein Dr. Ing ist aber auch definitiv eine ecke schwieriger zu erlangen. Das sind meist komplexeste Forschungen mit hohem Wert für die Unternehmen. Im Medizinbereich ist die Doktorarbeit meist eher eine Art kompliziertere Ausarbeitung. Umgekehrt verdienst du als durchschnittlicher Arzt definitiv mehr, als als durchschnittlicher Ingenieur.
Erstmal geht es aber darum das Studium zu überstehen und die sind beide nicht einfach! Im Ingenieursstudium sind es gleich die ersten Semester in denen knallhart aussortiert wird, das Medizinstudium ist etwas dosierter aber keineswegs leichter.
Bis zur Promotion wirst du in beiden Bereichen vermutlich ähnlich lang brauchen. Bessere Karrieremöglichkeiten hast du definitiv als Ingenieur, höheres Ansehen als Arzt.
Eventuell solltest du deine Entscheidung eher davon abhängig machen, wie dein Arbeitsalltag später aussehen soll? Willst du von Patient zu Patient hetzen und mit schwierigeren und einfacheren "Kunden" zu tun haben die am Ende eine hoffentlich erfolgreiche Behandlung erhalten, oder lieber von Meeting zu Meeting eilen, dir mit Ingenieuren und Managern die Köpfe einschlagen und am ende einen Kompromiss finden der für den Kunden hoffentlich zu einem guten Produkt führt?
Oder mach es abhängig vom Studium. Möchtest du Begriffe wie Organe, Muskeln, Körperteile und Krankheitsbilder auswendig lernen oder lieber Funktionen lösen sowie Konzepte und Konstruktionen ausarbeiten?
Ich weiß, dass es oft als "sozial fragwürdig" hingestellt wird, wenn man sagt, dass Geld wichtig ist, aber Geld ist wichtig, man will sich davon vlt auch seinen Lebenstraum verwirklichen (Kinder, Haus, Auto Urlaub, was auch immer...).
Prinzipiell werden sich die Vorlesungsinhalte schon stark von den Inhalten in der Schule unterscheiden, aber wenn du sagst, dass dir Physik mehr liegt als Bio ist das denk ich ein klarer Fingerzeig gen Maschinenbau!
Wichtig ist, dass du dich zu 100% damit identifizieren kannst, denn nur so kannst du zu den Besten gehören und das sollte immer das Ziel sein.
1. Als Weiterbildungsassistent ("Assistenzarzt") verdient man heutzutage nicht schlecht - von allen Uniabsolventen sogar am besten, und sooo stressig ist es heutzutage auch nicht mehr, da es seit Jahren Tarifverträge mit Arbeitszeitregelung gibt. 80-Stundenwochen gehören schon lange der Vergangenheit an. Mit regelmäßigen Nacht- und Wochenenddiensten musst du aber rechnen.
2. Als Facharzt für Radiologie kannst du zunächst einmal die Position eines Oberarztes in der Klinik anstreben oder dich in einer radiologischen Praxis anstellen lassen. Es ist meines Wissens nach aber auch heutzutage immer noch nicht ganz leicht, eine Kassenzulassung zu bekommen, mit der du eine eigene Praxis übernehmen (oder aufbauen) kannst. Die Investitionskosten sind allerdings auch sehr hoch.
Hier schreibt übrigens auch oft ein Radiologe (beamer), der dir vielleicht dazu mehr sagen kann.
3. Ärzte werden immer gebraucht, in zehn Jahren noch mehr als heute. Es gibt schon lange praktisch keine arbeitslosen Ärzte mehr, egal in welcher Fachrichtung. Auch die Regulationswut der politiker wird nichts daran ändern, dass Ärzte immer zu den Besserverdienern zählen werden. Letztendlich herrscht immer das Gesetz von Angebot und Nachfrage.
Zu 4. kann ich dir als Arzt nichts sagen.
Das ist exakt die Ansicht von dem Vater eines Kumpels von mir. Der ist HNO-Arzt, hat sein Studium aber schon im letzten Jahrtausend hinter sich gebracht...
Ich hatte es eigentlich auch immer so empfunden, dass das Medizin-Studium ein Garant für Erfolg ist, aber Maschbau mit Promotion vielleicht auch... Darum ging es mir mit der Frage. Deine Antwort ist hilfreich, danke :-)
Hey Philipp :)
Ich studiere Medizin im 8. Semester und bin sehr zufrieden mit meiner Wahl. Jetzt zu deinen Fragen:
1. Das Leben ist auch schon davor sehr stressig, das Studium ist kein Zuckerschlecken und absolut null nix nicht mit dem Abi zu vergleichen (wobei Maschinenbau bestimmt auch richtig schwer ist). Und wenn man dann das 1. Jahr im KH arbeitet...wird es noch mal richtig schlimm, da du im Studium einfach nicht auf das "richtige" Arbeiten vorbereitet werden kannst. Du verdienst da schon so um die 4.200 Euro brutto, hast dafür aber natürlich auch eine 60 h Woche (bei manchen mehr, bei manchen weniger). Wie viel du nach der Assi-Zeit verdienst, kommt meist auf die Klinik an.
2. Naja, was heißt automatisch...man muss sich schon um eine Stelle bemühen, aber dann hast du sehr gute Aussichten auf viel Geld (aber natürlich auch große Verantwortung und man kann dir jeden Fehler nachweisen, da die Bilder ja gespeichert werden)
3. Du wirst fast die besten Berufsaussichten überhaupt haben ;) Solange du nicht extreme Karriere machen willst (Kinderkardiologe an der Charite etc), gibt es viele freie Stellen :)
4. Das kann ich nicht beantworten.
Was ich dir noch sagen kann: a) mach vielleicht ein Praktikum in dem Bereich, das hilft unglaublich bei der Entscheidung!
b) Arzt ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Mach dir das bewusst, ob du das wirklich machen möchtest. Es gibt schon zu viele Ärzte, denen es nur um Geld und Ansehen geht (und das schlägt sich fast immer auf die Arbeit nieder!)
LG
es ist schön auch die perspektive eines Mediziners hier zu haben :) Der beruf ist also wirklich während studium und weiterbildung so anstrengend wie es häufig heißt. das finde ich aber eigentlich nicht abschreckend ... Das Ansehen, welches man als Arzt genießt finde ich außergewöhnlich und äußerst anziehend. Aber du hast schon recht, dass es Viele gibt, die in aus diesem Grund Medizin-Uni-Plätze besetzen, die bei anderen vielleicht besser aufgehoben wären. Auf der anderen Seite bin ich der Meinung, eigentlich alles, was ich beginne auch zu ende bringen zu können.
Aktuell tendiere ich aber eher zum Maschinenbau...
1. Frage: Beides: Ja.
2: Frage: Ebenfalls: Ja. Aber beachte, dass die Ausstattung einer Radiologen und Kernspin-Praxis sauteuer ist. Du wirst erstmal in eine bestehende Praxis eintreten.
3. Die Regulierungswut unserer Regierung nimmt kuriose Züge an. Wenn wieder einmal (bei einer SPD-Regierung) das Gesundheitswesen nivelliert werden soll, dann kann es schlechter werden mit dem Verdienst.
4. Eine Promotion ist immer verdienstfördert. Im Maschinenbau ist sie selten, dafür genießt ein Dr.-Ing. aber auch das höchste Ansehen. Die von dir genannten 3 Jahre sind möglich, aber weniger nicht. Dafür wird man als Doktorand meistens ganz normal bezahlt.
Wenn du als Maschinenbauer extrem viel verdienen willst, dann hänge die Ausbildung zum Patentanwalt daran. Dann gehörst du zu den Top-Verdienern.
Das mit dem Patentanwalt ist kein schlechter Tipp. Ansonsten volle Zustimmung.
Und ich mache jede Wette: die hat deutlich weniger Stress, Bereitschaftsdienste und Wochenendarbeit als ein gut verdienender Arzt, von Ausnahmen wie Schönheitschirurgen mal abgesehen.
Ich werde mich mal über den Patenanwalt informieren. Super Tipp, Danke! Hier gibt es wirklich viele gute Antworten... Hätte ich überhaupt nicht erwartet O.o
Das liegt sicher auch daran, dass zur Abwechslung mal eine intelligente Frage gestellt wurde. ;-)
Mir fällt auf, dass Deine Fragen alle in Richtung "Verdienst" gehen. Sicherlich ist das kein unwichtiges Thema. Aber entscheidend ist etwas anderes: Du wirst rund 40 Jahre in diesem Beruf verbringen (müssen). Da ist es wichtig, dass man sich mit den Aufgaben des Berufes voll identifizieren kann, die Arbeit Freude macht und man das Gefühl hat, etwas sinnvolles zu tun. Wenn Du beide Berufsfelder dahingehend überprüfst, müsste sich eine Priorität feststellen lassen. Übrigens: Das nach den Anfangsjahren üblicherweise gezahlte Gehalt liegt bei beiden Berufsfeldern oberhalb des Durchschnittsverdienstes bei Akademikern. Natürlich könntest Du als Chefarzt mit Privatliquidation oder als Vorstandsvorsitzender eines großen Betriebes mehrere hunderttausend Euro pro Jahr verdienen. Aber so eine Position kann man doch jetzt noch nicht planen.
mir gefallen beide Tätigkeiten. Für mich spielt die Bezahlung eine Rolle. Ich habe nunmal große Träume und sehe nicht ein, dass ich diese Erwartungen nicht auf dem Bildungsweg erfüllen kann, sondern dafür irgendwelche besonderen Kontakte in die Spitzen der Wirtschaft brauche. Und gerade deshalb möchte ich frühzeitig einen Weg einschlagen, der mir den größeren erfolg bringen wird. Aber danke für deine Anmerkung :)
Du siehst es also ähnlich wie der @Hamburger02 etwas weiter oben. Ich habe auch vermutet, dass der akademisch komplexere Weg als promovierter Ingenieur in der Industrie mehr Wert sein könnte als der als promovierter Mediziner. Allerdings lässt sich das ja nirgendwo genau überprüfen... Danke für deine Antwort :) hat mir geholfen
P.S. es ist sympathisch, dass du erstmal schreibst "Geld ist ein wichtiges Argument". Das finde ich nämlich auch. außerdem hätte ich ja nicht explizit danach gefragt, wenn mir die anderen Faktoren am Berufsleben (Spaß, Flexibilität, etc.) nicht bewusst wären ..
Und an sich liegen mir Mathe und Physik in der Schule sowieso besser als alle Gesellschaftswissenschaften.