Macht unser Bildungssystem in Deutschland junge Menschen kaputt/krank?

5 Antworten

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In dem Zusammenhang machst du es dir zu einfach. Ich gebe dir Recht, ich bin froh, dass meine Schulzeit schon sehr lange vorbei ist.

In meiner Schulzeit gab es kein ADHS, keine LeseRechtschreibschwäche, keine Dyskalkulie.....

Es gab Schüler, die waren anders. Es gab Schüler, die waren so anders, dass sie in Sonderschulen gelandet sind und trotzdem heute mehr erreicht haben, wie manche die 20 Jahre später mit mittlere Reife abgegangen sind.

Es gab kein Internet, es gab keine Hausaufgaben Whatsapp Gruppe..

Es gab mögliche und unmögliche Lehrer. Es gab Lehrer,/ Stunden, die ausgefallen sind: Dann gab es aber immer Lehrer, die eine ausgefallene Mathestunde auch mit Mathe ersetzen konnten. Soviele Freistunden,( durch ausfallende Lehrer) wie mein Kind heute: hatte ich nicht. Dafür war auch Samstag noch ein Schultag.

Es gab aber auch nur wenige Eltern, die mit einem Lehrer über eine Benotung gestritten haben, Schüler schon mal überhaupt nicht.

Ich denke nicht, dass sich ein Lehrer zu meiner Zeit mal mit einem Rechtsanwalt konfrontiert sah.

Die Eltern sahen sich auch nicht gezwungen ihr Kind zum Abitur „zu prügeln“. Mit der mittleren Reife standen dir noch Wege offen, die heute Abi verlangen.

Ein Lehrer war eine Respektperson. Heute hatten wir bei der Arbeit auch das Thema Respekt. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, die letzte Respektperson ging vor 15 Jahren in Rente. Respekt bedeutet hier für mich ein umfassendes Fachwissen, welches es beherrscht an Hand von Argumenten von seiner Meinung zu überzeugen ohne zu manipulieren und ohne einfach nur anzuordnen.

Depression nimmt übrigens nicht nur im Jugendalter zu, sondern generell.

https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/ImFokus/Gesundheit/DepressionKinderJugendliche.html

Zusammenfassend bin ich der Meinung, im Schulsystem spiegelt sich nur eine allgemeine Entwicklung wieder.

Vielleicht weil es die Menschen verlernt haben sich gegenseitig zu respektieren, der Egoismus immer größer wird, einfach nicht verstehen wollen, dass das „Runde nicht immer in das Eckige“ passt.

Ein Mensch nur was wert ist, wenn sein Konto möglichst viel positives Guthaben aufweist.

Ja. Das schulsystem tritt die menschenrechte mit füßen! Ich wette dass viele obdachtlose gar nicht selber schuld für ihre lage sind sonden ihre schulen dafür schuld sind. Wenn man schlechte noten hat kann man nicht arbeiten gehen. Aber die noten hängen zum großteil von den lehrern ab. Jeder lehrer hat ja seine eigene meinung wie streng eine arbeit oder ein plakat bewertet werden muss. Wir geben den kindern nicht die zeit die sie brauchen um sich zu entwickeln. Stattdessen zwingen wir sie dazu das selbe auf dem selben wege und im selben zeitraum wie alle anderen zu machen und machen viel zu viel druck und stress! Da braucht man sich nicht zu wundern warum die kinder alle depressiv werden und wegen der desinteresse, lustlosigkeit und der noten auf der straße landen! Wir legen den kindern steine in den weg durch die schule und treten die gefühle der kinder mit füßen! Ihre gefühle sind den lehrern egal und das nicht weil sie kaltherzig sind und kein mitgefühl hast sondern weil es ihr job ist! Passt du nicht ins schulsystem wird adhs als ausrede benutzt. Ja die krankheit existiert aber ihr name wird heute oft bei kindern die anders sind als modediagnose missbraucht! Es gibt nun mal menschen die lieber für sich sind und keine bewegung brauchen. Dann gibt es menschen die immer ihre freunde um sich brauchen und/oder bewegung brauchen und/oder nicht still sitzen können. Menschen sind nun mal unterschiedlich. Aber in der schule muss jeder gleich sein. Wenn man sich ansieht von wann das schulsystem stammt wird auch klar warum jeder gleich sein soll. Das schulsystem stammt aus der nazi-zeit. Eine zeit in der kinder mit fragwürdigen dingen wie rassenkunde indoktriniert wurden. Doch heute braucht man sowas nicht mehr! Heute werden dafür andere dinge beigebracht. Die schule macht kinder kaputt und zu anpassbaren pflichterfüllern! Es gibt kein "das reicht. es ist genug, du kannst eine pause machen." Nur "du musst dich bessern. Du bist zu schlecht", "mach deine aufgaben" "mach, mach, mach..." wie viel soll man denn noch machen damit man "besser" ist? Es wird viel zu viel erwartet! Schluss mit dem schulzwang!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – schule macht menschen kaputt und zu ahnungslosen robotern

Kann man nicht pauschal sagen. Aber es stimmt, dass sehr viele Schüler unter der Schule/ dem Unterricht/ dem Leistungsdruck/ den Lehrern leiden und davon auch krank werden. Man muss sich nur mal die Fragen bei GF zum Thema Schule durchlesen.

Die deutsche Zwangsbeschulung tritt die Grund-/ Menschenrechte mit Füßen...Menschenwürde, Persönliche Entfaltung, Meinungsfreiheit, Recht auf Privatsphäre.

Was soll man da schon erwarten?


MaxLangbein 
Beitragsersteller
 04.09.2018, 10:59

"Die deutsche Zwangsbeschulung tritt die Grund-/ Menschenrechte mit Füßen...Menschenwürde, Persönliche Entfaltung, Meinungsfreiheit, Recht auf Privatsphäre."

Seh ich auch so.

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Wer in Deutschland wohnt, muss ab dem 6. Lebensjahr zur Schule gehen. Mindestens 10 Jahre unseres Lebens müssen wir als Kinder und Jugendliche dort verbringen. Aber wie sieht der Alltag während dieser Zeit für uns aus und wie wirkt das Schulsystem sich auf unsere Psyche aus? Viele erleben die Schule als einen täglichen Kampf – aber warum? Morgens früh raus, abends erst spät wieder daheim. Hausaufgaben über Hausaufgaben. Die Lehrer_Innen, die wir zu respektieren haben, denen wir uns zu unterwerfen haben, egal wie respektlos mit uns umgegangen wird. Alles, was die Lehrer_Innen sagen, soll für wahr empfunden und ihr Wille ausgeführt werden. Eine kritische Meinung sollen wir am besten gar nicht erst entwickeln.

Rahmenlehrpläne sorgen dafür, dass wir uns lediglich mit dem beschäftigen, was die Herrschenden als sinnvoll für unseren späteren Verbleib in der bürgerlichen Gesellschaft für wichtig halten. Sich dem zu entziehen, ist fast unmöglich.

Das Notensystem gleicht einem Konkurrenzkampf. Jede_r von uns wird nur noch nach unseren Noten kategorisiert. Diese entstehen unter Druck und keine_r kann wirklich nachvollziehen, wie die endgültige Note entsteht, denn sie sind nicht objektiv. Gerade Sympathie und dergleichen sorgen oft für Neid und Streit im Klassenzimmer, denn wo der_die ein_e von der Sympathie der Lehrkraft profitiert, führt das womöglich bei jemand anderes zum Sitzenbleiben. Durch Leistungsdruck oder andere Vorurteile wird die Klasse also untereinander gespalten. Wehren können wir Schüler_Innen uns nur wenig. Vielmehr nehmen einige Mitschüler_Innen diese Kategorisierung an, wodurch Hierarchien entstehen und wir uns untereinander entsolidarisieren.

Anstatt sich gemeinsam zu unterstützen und schützen, zu lernen und unsere Interessen für den Schulalltag umzusetzen, ergibt sich ein Bild der Diskriminierung nach Wissensstand, Geschlechtern, Alter, Herkunft und Religion. Jede_R soll nur für sich selbst besser werden und wenn wir nicht den neusten Trend mitmachen, sind wir meist ausgestoßen, somit befinden wir uns in einem ständigen Kampf um unseren Platz im Alltag.

Der Alltag in der Arbeitswelt im Kapitalismus wird uns so schon früh beigebracht. Die Lehrer_Innen werden zu Abteilungsleister_Innen, die Schulleitung zu Chef_Innen, denen wir uns wieder unterzuordnen haben und deren Strategien wir nicht hinterfragen sollen. Das Notensystem wird vom Konkurrenzkampf auf dem Arbeitsmarkt abgelöst und unsere Mitschüler_Innen von Kolleg_Innen, gegen die wir auf dem Weg auf unserer Karriereleiter antreten. Somit hat die Schule im eigentlichen Sinne nur eine große Aufgabe: uns Unterdrückung, Diskriminierung und letztendlich den Kapitalismus mit seinen Strukturen als unabdingbares System beizubringen und akzeptieren zu lassen.

Dabei werden die Anforderungen an uns immer größer. Das gesellschaftlich anerkannte Ziel: Haus, Kleinfamilie und gut bezahlter Job. Wir sollen am besten alle das Abi schaffen und wehe wir bringen schlechte Noten nach Hause, haben keine Hausaufgaben oder fehlen zu oft in der Schule. Jedes Thema soll am besten sofort verstanden werden, wenn nicht, haben wir uns „nicht genug angestrengt“, „gehören nicht auf das Gymnasium“ oder sind „abgelenkt“. Zeit herauszufinden, was WIR eigentlich wollen, welche Interessen WIR haben, wie WIR denken wollen, wird uns nicht gegeben.

Zahlen & Fakten

Die Arbeitsbelastung steht laut UNICEF-Umfrage bei 38,5 h die Woche. Das gleicht einem Vollzeitjob. So leben wir auf der einen Seite mit Ansprüchen, die wir kaum noch erfüllen können, irgendwann auch nicht mehr wollen. Auf der anderen Seite sind wir mit ständiger Angst vor den entstehenden Konflikten, wenn wir die Anforderungen nicht erfüllt haben, konfrontiert.

Wir fühlen uns meistens alleine mit diesen Problemen und haben auch kaum Möglichkeiten, die Situation zu ändern. Durch die Finanzkrise 2008 wurden Arbeitsplätze gestrichen und Sozialabbau betrieben. Gleichzeitig wurden die Ansprüche der Arbeitgeber_Innen größer, die Lebenssituation der arbeitenden Bevölkerung stark verschlechtert und das Abi im Rahmen der Bologna-Reform verkürzt. Dies erhöht den Druck auf unseren Schultern, ohne Abi nicht gesellschaftsfähig zu sein, keine Ausbildung oder keinen Arbeitsplatz zu finden.

Der Arbeitsmarkt ist für uns ein bedrohliches Monster. Er schafft weder Sicherheiten, noch senkt er den Druck. „Sei froh das du noch in der Schule bist“ heißt es dann von allen Seiten und wir fragen uns nur, was da kommen soll, wenn doch jetzt schon alles viel zu belastend ist.

Das dies bei vielen von uns zu einer dauerhaften Stresssituation führt, ist kein Wunder. Nur wenige von uns können diesen Stress positiv aufnehmen und eine Herausforderung darin sehen. Viele entwickeln psychische und psychosomatische Erkrankungen. So sitzen wir dann da, schon mit 12, 13 Jahren und können kaum schlafen, sind höchst unkonzentriert und finden nirgendwo Halt oder Ruhe, klagen über Bauchschmerzen, sind gereizt und bekommen öfter emotionale Ausbrüche.

Während Aufmerksamkeitsdefizitsyndrome, Hyperaktivität und Aggressivität sehr auffällig die Störung der Psyche kennzeichnen und meist mit Emotionsblockern therapiert werden, fallen nach innen gerichtete „Störungen“ und Ängste kaum auf. Warum das? Grund dafür ist, dass sich hier meist noch um Anpassung bemüht wird und es sich nicht negativ auf unsere Umwelt auswirkt. Rund 22 % der 11- bis 17-Jährigen litten 2006 an Essstörungen, am meisten migrantische Jugendliche und Mädchen. Von 2000 bis 2015 hat sich die Depressionsrate bei den unter 15-Jährigen verzehnfacht und bei den 15- bis 25-Jährigen ist sie um 559 % gestiegen (Quelle: Destatis). Weltweit bringen sich 800 000 Menschen jährlich um, fast eine Person alle 40 Sekunden.

Europaweit liegt der Anteil der Selbstmorde bei 14,1 %. Griechenland hat einen Durchschnitt von 4,3 %, wohingegen sich in Deutschland ganze 13,4% der Bevölkerung aus verschiedensten, dennoch systembedingten Gründen, umbringen. Uns Jugendliche betreffen diese Zahlen sehr stark. Die zweithäufigste Ursache für den Tod eines Kindes in Deutschland, im Alter von 15 und 20 Jahren, ist der Freitod. Verkehrsunfälle können dies knapp übertreffen. Von 10 000 Suiziden haben sich 602 Jugendliche, im Alter von 10-25 Jahren, 2015 umgebracht, davon überwiegend Männer.

Diese Tatsachen finden kaum Gehör in der Gesellschaft und es werden auch keine wirklich ursachenbekämpfenden Strategien entwickelt. Wollen wir als Jugendliche weiterhin zulassen, dass wir, unsere Freund_Innen, Mitschüler_Innen oder Genoss_Innen vom Kapitalismus in den Tod gedrängt werden, nur weil die ältere Generation sich bereits eingegliedert hat und weiter nach unten tritt?

Was tun?

Welche Wege hätten wir als Jugend, um etwas gegen diesen mörderischen Druck zu tun und unsere Entwicklung frei zu gestalten? Medikamente und Therapien können vielleicht Einzelnen helfen, aber wir als REVOLUTION sagen, dass das Problem an der Wurzel angepackt werden muss.

Wie jedoch sollen wir es schaffen, solch tief verankerte Strukturen, wie das Noten- und Bildungssystem aufzubrechen und zu ändern?

Um solch lange akzeptierte Strukturen aufbrechen zu können, benötigt mensch eine Masse, die gemeinsam dafür kämpft. Dies bedeutet, wir müssen uns vernetzen. Lokal bedeutet das: Eine Basisgruppe in der Schule, die das Thema Schule und psychische Erkrankungen sowie weitere Probleme thematisiert, kann schon ein Anfang sein. Drei Klassenarbeiten in einer Woche? Nicht mehr mit uns! Wir stellen uns dagegen, organisieren unsere Mitschüler_Innen und lassen uns nicht mehr unter Druck setzten! Auch treten wir von REVOLUTION für den Aufbau einer Schüler_Innen- und Studierendengewerkschaft ein, die unsere Interessen vertritt und uns bundesweit kämpfen lässt. Darüber hinaus müssen wir diese Kämpfe mit dem Kampf gegen den Kapitalismus, die Ursache unseres Leids, verbinden und aufzeigen, dass wir die Grundlage unserer Gesellschaft verändern müssen, um tasächlich etwas zu verändern.

  • Schluss mit dieser mörderischen Leistungsgesellschaft und dem Konkurrenzkampf! Weg mit Rahmenlehrplänen „von Oben“! Für die Selbstbestimmung über den Unterricht von Lehrenden und Lernenden!
  • Schluss mit dem Schweigen! Für breite Aufklärungskampagnen über psychische Erkrankungen und den Ausbau an Therapiemöglichkeiten!
  • Baut Basisgruppen auf! Vernetzt euch – für eine bundesweite Schüler_Innengewerkschaft in der wir gemeinsam kämpfen!
Woher ich das weiß:Recherche

Wie kommst Du denn darauf ?

Es ist höchstens schlecht, weil evtl überholt, lückenhaft usw...


MaxLangbein 
Beitragsersteller
 29.08.2018, 16:53

Weil die Rate an Depressionen bei Kindern im Schulalter gestiegen ist.

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grisu2101  29.08.2018, 16:54
@MaxLangbein

Naja... ich weiß auch nicht woran das liegt, wir waren früher scheinbar härter :-)

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MaxLangbein 
Beitragsersteller
 29.08.2018, 16:57
@grisu2101

Ich bin 1999 geb. und kann nach 12 Schuljahren, 2 Depressionen und Schul-/Prüfungsangst sagen "seit froh, dass ihr heute nicht mehr Kind sein müsst".

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