Lösungsvorschläge zur Einkommens und Vermögensungleichheit in Deutschland?

3 Antworten

Zuerst versuche ich mal deine Frage wortwörtlich zu beantworten:

Im generellen müssten jegliche Klassenunterschiede durch einen radikalen kulturellen, politischen und damit ökonomischen Bruch (Revolution in allen Lebensbereichen) abgeschafft werden. Die Macht des Menschen über den Menschen müsste aufhören zu existieren. Keiner kann dem anderen mehr vorschriften machen oder sich über ihn erheben. Weder durch physische kraft, ökonomische Faktoren oder politische ämter. Sowas nennt man wohl Kommunismus.

Ich persönlich denke aber, dass man das Problem der Ungleichheit nicht 'auflösen' muss um die Menschheit voran zu bringen. Eine ledigliche reduktion wäre schon sehr bedeutend.

Es stellt sich auch die Frage ob man eine totale Gleichheit unter Menschen wirklich ohne Zwang etablieren kann. Denn wo Zwang herrscht, herrscht meist auch ungleichheit in verschiedenen Sphären.

Oder kann es sein, dass ein gewisses maß an ungleichheit ein motor für innovation und menschliches schaffen ist?

Viele Menschen würden wohl sagen, dass ein arzt mehr Bezahlung (Lebensstandard) als ein Hausmeister verdient. Sonst 'würden ja alle Hausmeister, weil arzt sein viel schwieriger ist'.

Was aber weiterhin stimmt, ist dass ein zu großes Maß an Ungleichheit ebenfalls nicht gut ist für die Menschheit. Auf so vielen ebenen, dass ich garnicht alle aufzählen könnte.

Man sollte also vor allem Möglichkeiten finden globale und deutsche Ungleichheit von Einkommen und Vermögen zu bekämpfen. Daten zeigen, dass die Ungleichheit weltweit und vor allem im westen, im Vergleich zu vor 50 Jahren etwa massiv gestiegen ist.


JodlMcSwaggins  29.11.2023, 00:25
Viele Menschen würden wohl sagen, dass ein arzt mehr Bezahlung (Lebensstandard) als ein Hausmeister verdient. Sonst 'würden ja alle Hausmeister, weil arzt sein viel schwieriger ist'.

Jein. Fakt ist auch dass Menschen aus wohlhabenden Familien Zugang zu besserer Bildung haben. Heißt für Menschen aus reichem Elternhaus ist es leichter Arzt und damit besserverdienend zu werden als Menschen aus einem schlechter verdienenden Haushalt. Das Problem füttert sich also selbst. Dazu kommt Erbschaft auf der einen Seite und geringe Chancen sich aus schlechten finanziellen und sozialen Lagen wieder rauszuarbeiten auf der anderenen Seite wie etwa durch die Schufa.

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Mikaru808  29.11.2023, 00:38
@JodlMcSwaggins

Wir nehmen hier ja ein Szenario totaler Gleichheit in der Gesellschaft an um es mit einem szenario von leichter Ungleichheit zu vergleichen. In ersterem würden wohl weniger Leute ärzte werden weil aufwand der ausbildung und verantwortung eines arztes viel höher ist als bei einem hausmeister.

Reale Gegebenheiten sind für dieses philosophisch-ökonomische Prinzip nicht so wichtig.

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vanOoijen  29.11.2023, 03:14
@Mikaru808

Ich stimme Dir zu großen Teilen zu. Aber der erste Abschnitt Deiner Antwort beschreibt Anarchie, nicht Kommunismus.

Und bezüglich dem Beispiel Arzt vergisst Du Motivationen außer dem Verdienst. Dinge wie Berufung, Wille zu helfen und auch hohes Ansehen und Macht, was der Job des Hausmeisters weniger mit sich bringt.

Auf Kuba herrscht Mangel an vielem - aber nicht an Ärzten.

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Mikaru808  29.11.2023, 08:53
@vanOoijen

Anarchie und Kommunismus sind soweit ich es verstehe fast das gleiche. Nur anarchisten und kommunisten haben unterschiedliche ansichten über ihre Strategie und den weg zum kommunismus.

Ich habe wohlgemerkt auch nur dieses Argument wiedergegeben, um verschiedene Sichtpunkte darzustellen.

Wenn alle meine Bedürfnisse (auch luxuriöse) gedeckt wären würde ich ehrlich gesagt auch nicht auf der faulen haut rumsitzen sondern auch unterrichten (bin angehender Lehrer). Ich denke vielen Ärzten würde es ähnlich gehen. Nur eben nicht im Maße wie es derzeit der Fall ist. Wo etwa Hilfsärzte über mehr als 20 Stunden arbeiten und im Krankenhaus schlafen müssen.

Aber das wäre etwa gleichbedeutend mit dem Kollaps des momentanen Gesundheitssystems, da dieses etwa auf der Überstunden Arbeit beruht die nur durch Lohnzahlung, Disziplinierung durch den Arbeitgeber (angst vor jobverlust) und Gesetze aufrecht erhalten wird.

Aus freiem Willen würden sich mitnichten genug Menschen finden bei einem plötzlichen Bruch zum Kommunismus.

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vanOoijen  29.11.2023, 09:26
@Mikaru808

Der Unterschied zwischen Anarchie und Kommunismus (wie es ihn bisher gab) ist bei dem Test, den ich hier gerade als Frage laufen habe, ob jemand unten links im grünen Quadranten steht, oder sich im roten Quadranten wiederfindet.

Du kannst bei Interesse ja mal reinschauen und teilnehmen:

Test: Wo stehst Du politisch? (Politik, Test, rechts) - gutefrage https://www.gutefrage.net/frage/test-wo-stehst-du-politisch

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Mikaru808  29.11.2023, 12:12
@vanOoijen

Ich kenne den politischen Kompass finde ihn aber nicht besonders gut als Instrument zur Einordnung der politischen Überzeugungen.

Vor allem ist die Idee des Kommunismus mitnichten vereinbar mit dem real existierenden Sozialismus von dem du denke ich sprichst.

Bin aber kein besonders großer fan irgendeine dieser ideologien mehr, da sie ein hort des wahnsinns und der wahrnehmungseinschränkung sind.

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Reichensteuer,

Vermögensober- und Untergrenzen(mit entsprechendem Ausgleich),

Erhöhung der Erbschaftssteuer,

Erhöhung des Mindestlohns,

niedrigere Paygaps/leichterer Aufstieg im Beruf mit mehreren, niedrigen Hürden,

Bildungsreform,

BAföG komplett elternunabhängig,

Abschaffung der Schufa..

Usw.


Mikaru808  29.11.2023, 00:18

Warum denn Abschaffung der Schufa zu diesem Zweck?

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JodlMcSwaggins  29.11.2023, 00:30
@Mikaru808

Weil sie Menschen daran hindert sozial aufzusteigen. Wenn du arm aufwächst und gezwungen bist Schulden zu machen und deshalb einen schlechten Schufascore hast hast du geringe Chancen eine bessere Wohnung zu finden, dir was auch immer zu kaufen etc. Und das auch wenn du schon einen besser bezahlten Job hast etc da es lange braucht bis der Score wieder 'im grünen Breich' ist. Viele sehen dann keinen Anreiz aufzusteigen, bzw dafür zu arbeiten wenn sie dann trotzdem ewig in derselben Bruchbude leben und mit derseelben Schrottkarre rumfahren müssen.

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Mikaru808  29.11.2023, 00:48
@JodlMcSwaggins

Ich würde mal bezweifeln, dass man als jemand aus armen Verhältnissen 'gezeungen ist' Schulden aufzunehmen. Ich komme nämlich zufällig aus solchen Verhältnissen und habe stetig die Möglichkeit gehabt Geld zu sparen sogar.

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JodlMcSwaggins  29.11.2023, 10:20
@Mikaru808

Da bist du einer der wenigen. Ich komme aus armen Verhältnissen und hatte nie die Möglichkeit dazu.

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Mikaru808  29.11.2023, 12:14
@JodlMcSwaggins

Ich möchte deine Erfahrungen nicht widerlegen. Es ist durchaus so, dass man als arme Person einen stark eingeschränkten Spielraum hat.

Ich wäre interessiert an den Umständen und der Geschichte dahinter. Natürlich nur wenn du diese erzählen magst.

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JodlMcSwaggins  29.11.2023, 14:10
@Mikaru808

Jetzt bei mir persönlich? Neja meine Eltern haben lange über ihre Verhältnisse gelebt, ein Haus zum Sanieren gekauft und sind dann kaum hinterhergekommen. Mein Vater ein Schlosser, meine Mutter ungelernt und meistens als Hausfrau daheim. Dann umgezogen und den nächstgrößeren Wahnsinn angefangen: Ein Neubau, wo ich mich bis heute Frage wie sie den Kredit bekommen haben. Mein Vater nie daheim, zum einen weil er arbeiten war, zum anderen weil er dauernd fremdgegangen ist und meine Mutter psychisch im Eimer und zuhause. Am Ende haben sie sich getrennt, das Haus verkauft, ich bin mit meiner Mutter in ne Sozialwohnung gezogen(war der letzte von 4 Geschwistern der noch nicht volljährig und ausgezogen war) und ein Unterhaltsstreit zwischen meinen Eltern entbrannte der sich bis heute - 10 Jahre später - hinzieht. Die letzten Jahre 'daheim' waren definitiv die schlimmsten da weder meine Mutter noch ich Unterhalt bekommen haben und ich, da ich noch daheim wohnte, kein Bafög bekommen hab und sowieso Anspruch auf Unterhalt hatte - den mir mein Vater aber geweigert hat zu zahlen. Also bin ich mit 18 ausgezogen mit ner Ausbildung zum Kinderpfleger und ner 30h-Stelle die faktisch ne 50h Stelle war. Erster Burnout dann mit 19. Vorher nichts über Finanzen beigebracht bekommen weil meine Eltern mehr mit sich beschäftigt waren.

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Geht nicht, weil wir in einem ungerechten System sind. Einzelne haben zu wenig Macht