Livius ab urbe condita 6.2?
Hier mal wieder eine Textstelle mit eigener Übersetzung:
Quod ubi regi nuntiatum est, primo incensus ira oratores Romam misit ad Cloeliam obsidem deposcendam: Alias haud magni facere.
Sobald dies dem König benachrichtigt worden ist, hat er zuerst aus Zorn entbrannt Redner nach Rom geschickt, um Cloelia als Geisel zurückzufordern: Die anderen schätze er nicht hoch/ gering.
Meiner Vermutung nach liegt im letzten Abschnitt eine inderekte Rede mit einem Genitivus pretii vor.
Habe ich die indirekte Rede (und die andere Passage) richtig wiedergegeben?
Vielen Dank im Voraus!
1 Antwort
Hallo,
im Grunde richtig.
Besser als benachrichtigt worden ist und in korrektem Deutsch lautet der Satz:
Als dem König das berichtet wurde, schichte er zunächst wutentbrannt Unterhändler nach Rom, um die Geisel Cloelia zurückzufordern; die anderen schätze er als nicht bedeutend ein.
Indirekte Rede und Gen. pretii hast Du richtig erkannt.
Oft erscheint ein Satz, der in direkter Rede ein Behauptungssatz wäre (die anderen schätzt er als nicht bedeutend ein), in der indirekten Rede als AcI, der von keinem übergeordneten Verb abhängig ist. Statt wie beim AcI in direkter Rede:
Er sagte (übergeordnetes Verb), daß er die anderen als nicht bedeutend einschätze,
fehlt das übergeordnete Verb in der indirekten Rede und der AcI scheint in der Luft zu hängen. Er ist im Deutschen besser nicht mit ...daß,... zu übersetzen, sondern mit einem Konjuktiv: Er halte die anderen für nicht bedeutend.
Natürlich kommen daneben auch Sätze im Konjunktiv in der indirekten Rede vor. Es muß nicht unbedingt ein unabhängiger AcI sein.
Herzliche Grüße,
Willy