Liegen zwischen Himmelfahrt und Pfingsten tatsächlich 10 Tage?

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Passa: Jesus feiert mit seinen Jüngern, Verhaftung Jesu (Mt 26,2);

Nun, laut Johannes-Evangelium ist er am Tag vor dem Passah gestorben. Damit war Passah der zweite und der erste Tag danach der dritte Tag.

Der 50. Tag noch Passah ist also 49 Tage nach der Auferstehung.

Verschiedene jüdische Gruppen haben Passah an unterschiedlichen Tagen gefeiert.


kdd1945  04.01.2015, 16:06
Nun, laut Johannes-Evangelium ist er am Tag vor dem Passah gestorben.

Den Satz hätte ich von Dir nicht erwartet.

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helmutwk  04.01.2015, 17:50
@kdd1945

Warum? Laut den anderen drei Evangelien ist Jesu am Passahfest gestorben. Der scheinbare Widerspruch erklärt sich daraus, dass zuweilen Pharisäer und Sadduzäer, und fast immer die Leute von Qumran, Passah an unterschiedlichen Tagen feierten.

PS: @Smartens: Danke für den Stern!

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Hallo Smartens,

Das Pfingstfest geht auf das jüdische "Fest der Wochen" zurück. Dieses wurde am fünfzigsten Tag (Pfingsten bedeutet „fünfzigster [Tag]“) nach dem 16. Nisan gefeiert (3Mo 23:15, 16).

Am Pfingsttag des Jahres 33 u. Z. goss Jesus Christus auf eine Gruppe von ungefähr 120 Jüngern, die in einem Obersaal in Jerusalem versammelt waren, den heiligen Geist aus (Apg 1:13-15). Jesus war am 16. Nisan auferweckt worden.

Der Tag bei den Juden zur Zeit Jesu begann um 18,00 Uhr und endete um 6,00 Uhr. Jesus und seine Apostel aßen das Passah kurz nach 18.00 Uhr am 14. Nisan. Danach führte Jesus das Abendmahl ein, und alle gemeinsam begaben sich in den Garten Gethsemane, Jesus wurde festgenommen, verurteilt und zu Tode gebracht und zwar alles noch am 14, Nisan.

Dies war gleichzeitig der 1. Tag seines Todesschlafs, und am 3. Tag, dem 16. Nisan, wurde Jesus von seinem Vater auferweckt.

Am 50. Tag nach der Auferstehung Jesu goss Jesus den Heiligen Geist aus, den er von seinem Vater empfangen hatte, wobei der Auferstehungstag als der 1. Tag und der Pfingsttag als der 50. Tag gezählt werden.

Dazwischen fällt, am 40. Tag nach der Auferstehung, die Himmelfahrt.

Grüße, kdd


kdd1945  04.01.2015, 15:13

13.Nisan: (Donnerstag nachmittag)

Vorkehrungen für das Passah (Mat 26:17-19; Mar 14:12-16; Luk 22:7-13)

14.Nisan: (Donnerstag, ab 18.00 Uhr)

Passahmahl mit den Zwölfen gegessen (Mat 26:20, 21Mar 14:17, 18; Luk 22:14-18)

Jesus wäscht die Füße seiner Apostel (Joh 13:1-20)

Judas als Verräter ausgewiesen, wird fortgeschickt (Mat 26:21-25: Mar 14:18-21;; Luk 22:21-23; Joh 13:21-30)

Gedächtnismahl mit den Elf eingesetzt (Mat 26:26-29; Mar 14:22-25; Luk 22:19, 20, 24-30; 1Ko 11:23-25) Verleugnung durch Petrus und Zerstreuung der Apostel vorhergesagt (Mat 26:31-35; Mar 14:27-31; Luk 22:31-38; Joh 13:31-38)

Helfer; gegenseitige Liebe; Drangsal; Jesu Gebet (Joh 14:1—17:26)

Todesringen im Garten Gethsemane; Verrat an Jesus und seine Festnahme (Mat 26:30,31; Mar 14:26, 32-52; Luk 22:39-53; Joh 18:1-12

Verhör durch Annas, Kaiphas, Sanhedrin; Petrus leugnet (Mat 26:57—27:1;Mar 14:53—15:1; Luk 22:54-71; Joh 18:13-27) (Dieses Verhör ging wahrscheinlich bis in die frühen Stunden des Freitag hinein.)

Mit Bezug auf den Morgen des 14. Nisan, als Jesus verhört worden war und dann vor Pilatus erschien (der Passahtag hatte am Abend davor begonnen), heißt es in Johannes 19:14: „Es war gerade der Rüsttag [oder „Vorbereitungstag“] des Passah“ (Br; EB; EÜ; NW).

Manche Kommentatoren verstehen darunter „Vorbereitungstag für das Passah“, und einige Übersetzungen geben den Vers in diesem Sinne wieder (Lu; Pa; ZB). Dadurch wird jedoch der Gedanke vermittelt, das Passah sei noch nicht gefeiert worden, während die Evangelien deutlich zeigen, daß Jesus und die Apostel es am Abend davor gefeiert hatten (Luk 22:15; Mat 26:18-20; Mar 14:14-17). Christus erfüllte die Bestimmungen des Gesetzes auf vollkommene Weise, auch das Erfordernis, das Passah am 14. Nisan zu feiern (2Mo 12:6; 3Mo 23:5;)

Der Tag, an dem Jesus verurteilt wurde und starb, kann insofern als der „Vorbereitungstag des Passahs“ betrachtet werden, als er der Vorbereitungstag für das sieben Tage dauernde Fest der ungesäuerten Brote war, das am folgenden Tag begann. Da dieses Fest gemäß dem Kalender dem Passahtag unmittelbar folgte, wurde es oft in seiner Gesamtheit in die Bezeichnung „Passah“ mit einbezogen. Und der Tag nach dem 14. Nisan war immer ein Sabbat; außerdem fiel der 15. Nisan des Jahres 33 u. Z. auf den gewöhnlichen Sabbat, wodurch er ein „großer“ oder doppelter Sabbat wurde

Vor Pilatus, dann vor Herodes, und dann zurück zu Pilatus (Mat 27:2, 11-14; Mar 15:1-5; Luk 23:1-12; Joh 18:28-38)

dem Tod überliefert,nachdem Pilatus seine Freilassung erstrebt hat (Mat 27:15-30; Mar 15:6-19; Luk 23:13-25; Joh 18:39—19:16

(Freitag,gegen 15 Uhr) Golgotha, Jesu Tod am Marterpfahl und Begleitereignisse (Mat 27:31-56; Mar 15:20-41; Luk 23:26-49)

Am Freitag, bei Sonnenuntergang, gegen 18 Uhr, endete der 14. Nisan.

Nach Daten aus der Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK

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kdd1945  04.01.2015, 15:32
@kdd1945

Lukas 23 (NWÜ)

44 Es war nun um die sechste Stunde, und doch kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde,+ 45 denn das Sonnenlicht blieb aus; dann wurde der Vorhang+ des Heiligtums in der Mitte zerrissen.+ 46 Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: „Vater, deinen Händen vertraue ich meinen Geist an.“+ Als er das gesagt hatte, verschied er.+

Zum Sternchen in Vers 44:

Die „neunte Stunde“ war etwa um 15 Uhr, die „sechste Stunde“ etwa um 12 Uhr mittags, da vom Sonnenaufgang an gezählt wurde.

Und zum Kreuzchen nach Vers 44 die Paralleltexte;

Matthäus 27:45

Von der sechsten Stunde* an brach eine Finsternis über das ganze Land herein+ bis zur neunten Stunde.*+

Markus 15:33

Als die sechste Stunde* kam, brach über das ganze Land eine Finsternis herein bis zur neunten Stunde.*+

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Smartens 
Beitragsersteller
 04.01.2015, 14:12

Danke für die Antwort! Sie hört sich gut an, kann aber trotzdem garantiert nicht (ganz) richtig sein, denn die Bibel spricht eindeutig davon, dass Jesus erst am Tag nach dem Passa verhört wurde (Mt 27,1) und es wird sogar die Uhrzeit seiner Kreuzigung und seines Todes genannt (Mk 15,25; Mt 27,46-50). Und was ist mit der Finsternis, die ganz plötzlich über das Land kam, wenn es sowieso später Abend (also schon dunkel) war?

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Schau mal in der Wikipedia unter "Pfingsten" nach. Unter "Pfingstdatum" wird auf die Einzelheiten und Ungereimtheiten der Tageszählung eingegangen.

Christi Himmelfahrt spielt in dieser Rechnung keine Rolle. Sondern nur Passa und Schawuot.

Das deutsche Wort Pfingsten kommt vom griechischen "Pentecoste", das den 50. Tag nach Passa bezeichnet, also den Tag nach den 7 mal 7 Tagen nach Passa, an dem Schawuot liegt. 7 mal 7 ist auch wieder biblische Zahlensymbolik.

http://de.wikipedia.org/wiki/Pfingsten


Smartens 
Beitragsersteller
 03.01.2015, 10:46

Danke, soweit veständlich. Aber bei Wikipedia steht nur:

Das Christentum hat das Verhältnis zwischen diesen Festen vom Judentum übernommen in Anlehnung an den Abstand von 50 Tagen zwischen Pessach und Schawuot.

Aber ich finde keine Antwort darauf, warum man Ostern auf Passa geschoben hat. Pfingsten ist zwar 50 Tage nach Passa, aber nur 47 Tage nach Ostern (Jesus wurde erst am Tag nach Passa Hingerichtet, und ist am dritten Tag nach Passa auferstanden).

Ich ehe davon aus, dass man das einfach deshalb gemacht hat, um beide Feste auf Sonntage legen zu können.

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kdd1945  03.01.2015, 16:47
@Smartens

Todestage sind wie Geburtstage, Hochzeitstage Daten, die eigentlich jedes Jahr auf einen anderen Wochentag fallen. Insofern hast Du mit Deinem Schlusssatz völlig recht.

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aicas771  03.01.2015, 22:10
@Smartens

Laut Johannes 19,30-31 ist Jesus am Freitag vor Passa gestorben. Dieser Tag wird als erster Tag gezählt. Am Sonntag nach Passa, also am dritten Tag, ist er auferstanden. Pfingstsonntag ist somit der 50. Tag nach Passa und der 49. nach der Auferstehung.

http://www.bibleserver.com/text/GNB/Johannes19

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Franz1957  04.01.2015, 02:53
@aicas771

In Johannes 19,30-31 steht aber nichts davon, daß es Freitag gewesen sei. Es ist zwar von einem bevorstehenden Sabbat die Rede, aber dieser ist nicht der allwöchentliche Sabbat, sondern ein hoher Feiertag. Wir wissen ja, daß das mehrtägige Fest der ungesäuerten Brote begann.

Daß Jesus am "ersten Tag der Woche" auferstanden sei, steht tatsächlich so in den meisten heutigen Bibelausgaben, aber es steht nicht im griechischen Text. Dort steht "μια των σαββατων" ("mia ton sabbaton"). Nur wenige Bibelübersetzungen übersetzen dies wortgetreu, u.a. die lateinische Vulgata, Young's Literal Translation und die originale Lutherbibel. Hier Joh 20,1, wie Luther die Stelle verstand:

AN der Sabbather einem / kompt Maria Magdalena früe / da es noch finster war / zum Grabe / vnd sihet / das der stein vom grabe hin weg war.

Quelle: http://www.zeno.org/Literatur/M/Luther,+Martin/Luther-Bibel+1545/Das+Neue+Testament/Das+Johannesevangelium/Johannes+20

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Franz1957  04.01.2015, 02:58
@Franz1957

Die meisten Bibelausgaben heute übersetzen hier aber nicht, sondern interpretieren den "ersten Tag der Woche" oder auch ganz unbekümmert gleich den "Sonntag" hinein, weil sie glauben, daß es gar nicht anders sein könne. Die Griechisch-Wörterbücher unterstützen die Legende, indem sie dogmentreu behaupten, daß "σαββατων" nicht nur "Sabbat", sondern auch "Woche" bedeute, wofür sie jedoch als Beleg aus dem gesamten griech. Schrifttum wiederum nichts weiter als zirkelschlüssig eben die btr. Verse des NT anführen können, wo der Sonntag zu stehen hat. So auch das Standardwerk, der Liddell-Scott-Jones: http://www.tlg.uci.edu/lsj/#eid=95645&context=lsj

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helmutwk  04.01.2015, 17:56
@Franz1957

im griechischen Text. Dort steht "μια των σαββατων" ("mia ton sabbaton")

Da "Sabbat" auch "Woche" bedeuten kann, ist damit der erste Tag der Woche gemeint. Jede andere Deutung widerspricht entweder dem Griechischen (Plural!) oder ergibt keinen vernünftigen Sinn.

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Franz1957  04.01.2015, 22:06
@helmutwk
Da "Sabbat" auch "Woche" bedeuten kann, ist damit der erste Tag der Woche gemeint.

Für die Annahme, daß "Sabbat" (im ntl. Griechisch) auch "Woche" bedeuten könne, gibt es wie gesagt keine Belegstellen in der Literatur außer den Stellen im NT, die konventionellerweise so übersetzt werden, natürlich abgesehen von der nachfolgenden christlichen Sekundärliteratur. Daß die Verfasser des NT das Wort auf diese eigenwillige Weise gebrauchten, ist jedoch doppelt unplausibel.

Manche argumentieren, es habe damals noch kein griechisches Wort für Woche gegeben, und die Verfasser des NT hätten deshalb auf das hebräische Wort als Lehnwort zurückgreifen müssen. In diesem Fall würde der seltsame Umstand nach einer Erklärung verlangen, wieso sie nicht das richtige hebräische Wort für Woche genommen haben, nämlich שבוע (shavua), sondern alle vier stattdessen ein falsches.

Die Notwendigkeit für ein Lehnwort bestand aber nicht, denn es gab schon ein eigenständiges griechisches Wort für Woche: εβδομα (hebdoma). Es wird in der LXX verwendet, und zwar auch in der Tora (Gen 29,27.28; Num 28,26; Deu 16,9.10.16), also dem Teil der LXX, dessen Existenz schon durch Manuskriptfunde aus dem 3. Jh. v. Chr. belegt ist. Außerdem wird εβδομα in der LXX in 2. Chr 8,13 und an mehreren Stellen in Daniel 9 und 10 verwendet.

Jede andere Deutung widerspricht entweder dem Griechischen (Plural!) oder ergibt keinen vernünftigen Sinn.

Naja. Den Verfassern der Vulgata und Luther plus Mitarbeitern vorzuhalten, daß sie einfach schlecht Griechisch gekonnt und auf vernünftigen Sinn verzichtet hätten, ginge mir doch etwas zu weit.

Daß hier die Sabbate im Plural stehen, ergibt sich vernünftigerweise aus der in Lev 23,15-16 vorgeschriebenen Zählung der Sabbate nach Passa.

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Der Kirchenkalender kann schon deshalb nicht mehr mit dem biblischen Festkalender übereinstimmen, weil er absichtlich von ihm getrennt wurde. In der frühen Christenheit war es weithin üblich, Ostern am jüdischen Passahfest zu feiern. Auf dem Konzil von Nicäa im Jahre 325 wurde ein Verfahren zur Berechnung des Ostertermins beschlossen, das in der Hauptsache zum Ziel hatte, das Fest nicht mehr gleichzeitig mit den Juden zu begehen. Der Grund hierfür war offener Antijudaismuss. Der Konzilsvorsitzende Kaiser Konstantin hierzu in seinem Brief an die christlichen Gemeinden::

Nichts soll uns also gemein sein mit dem verhaßten Volke der Juden!

Quelle: http://www.unifr.ch/bkv/kapitel2027-17.htm

Jesu starb am Mittwochnachmittag (Rüsttag) und wurde abends ins Grab gelegt.

Der "Donnerstag" war der "Erste Tag der Ungesäuerten Brote", ein hoher jährlicher Feiertag (Joh.19,31).

Am Sabbatabend (nach 3 Tagen und Nächten) erweckte er (Joh.20,1) und schenkte uns damit ewiges Leben (Röm.6,23).

Ist dir das nicht genug ?


Smartens 
Beitragsersteller
 04.01.2015, 15:19

Doch, danke. Ich bin grad auch wieder dankbar, dass das Evangelium so einfach ist und man auc hgerettet werden kann, wenn man mit all den Daten nicht ganz zurecht kommt. Gott sei Dank!

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