Liebloser Vater?
Ich lebe seit 7 Jahren bei meinem Vater, nachdem meine Mutter gestorben ist. Mein Vater hat mir noch nie gesagt, dass er mich liebt oder dass er für mich da ist. Die letzte Umarmung war vielleicht als ich ein Kleinkind war. Nichtmal eine Gratulation zum Geburtstag, was schon weh tut (Geschenkt hab ich sowieso noch nichts bekommen, das hat mich früher aber ein bisschen mehr belastet als heute mit 16). Ich würde ihn gern darauf ansprechen, dass mich das verletzt, aber ich hab echt Angst davor. Es macht mich traurig, wenn ich sehe, was für tolle Familien meine Freunde haben, weil ich sowas noch nie hatte.
Wie soll ich damit umgehen? Einfach abwarten, bis ich ausziehen kann?
4 Antworten
Eine Erklärung wäre, dass dein Vater den Tod deiner Mutter bis heute nicht verarbeitet hat. Er hat einen geliebten Menschen verloren, und diesen Schmerz hat er bis heute nicht überwunden. Er kann nicht loslassen.
Dein Vater weiß aber auch, dass er dich eines Tages verlieren wird, ganz einfach weil du erwachsen wirst und dann deine eigenen Wege gehst. Er wird also wieder loslassen müssen, und fürchtet sich vor dem seelischen Schmerz. Die Schlussfolgerung daraus: Wenn er dich nicht liebt, ist der Verlust weniger schmerzhaft.
Natürlich ist beides nicht vergleichbar. Aber für deinen Vater ist es eine Möglichkeit, nicht zu verzweifeln. Ob du mit 16 Jahren schon mit ihm darüber reden kannst, ob er mit dir überhaupt darüber reden will, kann man nicht beurteilen. Eine Lösung brächte vielleicht ein Gespräch mit einem Psychotherapeuten, der deinem Vater bei der Trauerarbeit helfen kann.
Wenn du deinen Vater nicht direkt auf das Problem ansprechen kannst oder willst, vielleicht kannst du ihm einen Brief schreiben. Das wäre auch für dich eine gute Lösung, weil du dir dann ganz genau überlegen kannst, wie du dich ausdrückst, ohne deinem Vater Vorwürfe zu machen oder ihn zu verletzen.
Meine Eltern waren seit meinem 3. lebensjahr geschieden, seitdem waren sie stark zerstritten und haben sich beim Tod meiner Mutter gute 4-5 Jahre nicht gesehen. Daher glaube ich, dass deine Theorie so nicht zutrifft, trotzdem vielen dank für deine Antwort, das schätze ich sehr
Das ist ja wirklich ziemlich traurig und zudem nicht wirklich normal für ein Vater-Tochter-Verhältnis. Da hast du also recht. Und ob du übrigens schon 16 bist oder nicht, spielt hier keine so große Rolle. Denn es gibt auch viele Erwachsenen, welche sich über Geschenke sowie die Gratulierungen zu Geburtstagen sehr freuen. Und in einer Familie, aber auch unter Freunden müsste so was eigentlich normal sein, was ja auch klar ist, da so was ja zum Familienleben irgendwie auch dazu.
Ich finde übrigens, dass du dein Problem hier sehr gut und verständlich beschrieben hast, aber warum besprichst du es denn nicht in der selben Form (in welcher es du hier gemacht hast) mit deinem Vater?. Denn vielleicht fällt ihm so was ja selbst gar nicht auf oder er ist dies von seinem ehemaligen zuhause aus nicht gewohnt.
Teile ihm am besten diese Sorge/Problem von dir, welches du mit deinem Vater hast genauso mit, wie du es hier, also auf gf.net gemacht hast. Sag ihm auch, dass das Schenken zum Geburtstag, gelegentliche Umarmungen und zwischendurch mal liebe Worte zu der Normalität für dich gehören.
Vielleicht bringt das Gespräch zwischen euch deinen Vater ja mal zum Nachdenken. Aber ob sich etwas noch daran ändern wird, hängt zum Teil von deinem Vater selbst ab. Denn so was sollte eigentlich auch vom Herzen kommen, nicht durch Zwang :)
Dein letzter Satz ist eben mein Bedenken, denn ich will nicht, dass dann alles so gezwungen und komisch zwischen uns ist. Aber anders geht es eben nicht, das ist das Problem. Da ich ein distanziertes Verhältnis zu ihm habe, weiss ich nicht wirklich, wie er darauf reagieren wird, wenn ich ihn 'konfrontiere', da er manchmal auch schnell sehr wütend und laut werden kann. Aber vielen Dank für deine liebe Antwort
Rechne mal zusammen wieviele Stunden dein Vater für dich arbeitet.
Jeder ist anders.
Nicht nur dir fehlt die Mutter. Auch ihm fehlt seine Frau.
Versuch ihn aufzumuntern.
Back du vor deinem Geburtstag nen Kuchen und lade ihn ein.
Mach's trotzdem andersrum. Erwarte nicht mehr, wie er gibt. Mach deines obersuper und sei Geber. Dann freust du dich über dich, dass du was kannst.
Sie waren vor ihrem Tod 4 Jahre lang geschieden und haben sich quasi gehasst.
kennst du das Buch "Die unendliche Geschichte" von Michel Ende (nicht der Film, denn der ist nur ein billiger Abklatsch)?
in der Rahmenhandlung geht es um Bastian und seinen emotional kalten Vater, der den Tod seiner Frau nicht verkraftet hat
am Ende schafft Bastian es ihn mit seiner Liebe und dem "Wasser des Lebens" in Form von Tränen emotional aufzutauen
das Buch wäre vielleicht ein schönes Weihnachtsgeschenk für deinen Vater
??
das meinte ich überhaupt nicht
es geht darum, dass dein Vater sich mit dem Thema "ich bin kaltherzig und lieblos zu meinem Sohn" auseinadersetzt
ich glaub du hast da was falsch verstanden, ich meinte ich hab noch nie was von meinem Vater geschenkt bekommen, nicht andersrum