Ist Vaterlosigkeit wirklich so schlimm?
Ich habe ehemaligen Freunden früher mal erzählt, dass ich ohne Vater aufgewachsen bin und sie meinten, dass das ihnen leid tun würde und sie Mitleid mit mir hätten. Auch im Internet benutzt man den Begriff vaterlos öfters als Beleidigung, nur warum?
Mein Vater war nichtmal bei meiner Geburt dabei und meine Mutter meinte auch, dass ich ihm egal sei und so. Früher sah ich immer wie Kinder mit ihrem Vater spielten und dass die Väter für ihre Kinder immer da waren, aber ich war nie wirklich neidisch, denn ich hatte ja meine alleinerziehende Mutter, sie hatte aber halt nie wirklich viel Zeit für mich.
Ist es also wirklich so schlimm vaterlos zu sein und ändert es irgendwas daran, ob man mit oder ohne Vater aufgewachsen ist?
6 Antworten
Ja ist es
Tatsächlich sogar schlimmer als man denkt
Die Reaktion "Das tut mir leid, du Arme(r)" (und ähnliche Varianten) sind häufig einfach nur eine spontane Reaktion die man im Laufe des Heranwachsens abschaute/ beigebracht bekam.
Ähnlich wie die automatische Beileidsbekundung wenn man in einem Gespräch erfährt das jemand ein Haustier/ irgendeinen Angehörigen verlor, den Job verlor, sich vor einem halben Jahr von der Freundin getrennt hat....
Und manche kennen einfach nur das was sie selbst gewohnt sind, können sich daher nicht reinfühlen (wie auch) und sehen deshalb die eigene Situation als "idealer" an.
Mir wurd vor vielen Jahren von einer Frau ihr Beileid bekundet nachdem sie erfuhr das ich keine weiteren Kinder mehr bekommen kann. Für sie war es eine normale Reaktion, denn in ihrem Alltags(er)leben war das ein Schreckenszenario schlechthin "nur eine gewisse Anzahl an Kindern bekommen zu können". Erst nahm es ich ihr krumm, bis mir klar wurde "Sie ist doch nur von ihrem eigenen Erleben/ ihrem eigenen "Normalzustand" ausgegangen.
Es ist nicht(!) schlimm mit "nur" einem Elternteil aufzuwachsen. Egal ob "ohne Mutter", oder "ohne Vater". Denn wenn das verbliebene Elternteil es schafft für das Kind während des Heranwachsens da zu sein, dann ist das verflixt viel wert.
Es gibt ja nicht nur Vater und Mutter. Es gibt auch Opas, Onkels, den Fußballtrainer, den Lehrer, Ausbilder, Professor.
Ja, ich glaube es wird auch etwas überdramatisiert, wenn ein Elternteil fehlt.
Gibt ja auch genug Väter die quasi nur arbeiten oder lieber Fußball gucken und Bier trinken.
Ich hatte genug Freundinnen/Freunde, die liebend gerne bei meinen Eltern waren, weil die eigenen sich nicht interessiert haben.
Lass dich nicht verunsichern, man ist kein besserer Mensch, nur weil man zwei Elternteile in der Wohnung hat.
Der Vater prägt einen doch schon. Er zeigt dir wie du was aufbaust, wie du dich rasierst falls du ein Junge bist, etc. ohne Vater hast du die Sachen nicht, du musst sie dir selbst beibringen.
Vorrausgesetzt, dieser "vorhandene Vater" ist ab und an mal Zuhause, hat Interesse daran dem Sohn diese Dinge beizubringen, hat die Fähigkeit seinem Sohn diese Dinge beizubringen.
Das ist aber bei vielen Vätern der Fall, nicht bei allen leider aber doch bei einer Mehrheit.
Ich habe lediglich eine eigene Meinung dazu. Ich denke nicht, dass es wichtig ist, dass ein Vater unbedingt anwesend sein muss im Leben eines Kindes. Es gibt genügend Väter, die ihre Kinder schlagen, anschreien, niedermachen. Auf solche Menschen kann wohl jeder verzichten. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass Du mindestens einen Menschen im Leben hast, der Dich mag, der Dich aufbaut, Dir zeigt, dass Du was wert bist. Dann kann aber auch die Oma sein oder der Onkel - oder auch ein Nachbar. Egal wer! Hauptsache jemand, der Dich aufbaut, wenn Du Kummer hattest, der Dir Aufmerksamkeit schenkt. Das dürfen auch mehrere Leute sein! Aber wer hat schon diesen Luxus!
Ich habe mich eh gegen die klassische Familie "Vater, Mutter, Kind" entschieden, weil ich sie nicht als natürlich ansehe. Insofern ist die Liebe von jedem Menschen willkommen!
Junge sag doch