Leben in Israel welche Vorteile?
Sind die lebenshaltungskosten besser als in Deutschland und wie sind die Gehälter dort hat jemand erfahrung
2 Antworten
hohe Lebenshaltungskosten
Gehälter sind etwa halb so hoch wie in Deutschland.
Die Lebenserhaltungskosten sind bei uns in Israel extrem hoch. Verweigert ein Jude seine Gewohnheiten auch Aliyah zu machen, hat er schon aus rein finanziellen Gründen in Israel verloren.
Die Mietpreise der Wohnungen sind in TA extrem hoch und steht schon alleine damit an weltweit achter Stelle der teuersten Mieten in den Städten. Beispielsweise kostet eine Neubauwohnung von 50m² in der City, kalt etwa 8000₪ (~2000€), in Jerusalemer City ca 50m² rund 6000₪ (~1500€) und in der drittgrößten Stadt Israels, Haifa, auch Citybereich, 3000₪ (~800€). In kleineren Städten in Wüstennähe, wie zB Ofakim, was etwa 10km westlich von Beer Sheva liegt, wirds langsam erträglich günstig, 50m² etwa 1500₪ (~400€). Also so teuer wir meine 16m²-Wohnung bei mir in Haifa, Altbau, 3. Stock, Citybereich.
Aber alles ohne Arnona. Arnona (Gemeindesteuer, für Müllabfuhr, Straßenreinigung, Abwasser, etc.).
Arnona ist wohl in TA am höchsten. Pro m² und Monat etwa 40₪, also bei einer 50m²-Wohnung etwa satte 2000₪.
Entnommen von yad2.co.il. Ich glaub, die Webseite ist vom Ausland nur per VPN, Einstellung "Israel", erreichbar.
Kommen wir mal zu den billigsten Grundnahrungsmittel. Ca-Preise und Durchschnitt der Supermärkte, da in teuren Wohngegenden die gleichen Lebensmittel sehr viel teurer sind, als in ärmeren Vierteln, umgerechnet in Euro:
Liter Milch: ab 1,80€
Weiches Weizenbrot, 700g, ab 4€
Roggenvollkornbrot, 700g, ab 16€ (aber schmeckt nicht wirklich)
Butter, 200g, ab 4€
Margarine, 200g, 1,50€
1/2 L. Flasche Bier: ab 1,80€
Nutella, 700g Glas, Letztens bei Shufersal gekauft, Preis 32₪, also 8,30€
Eier haben etwa deutsche Preise, liegen bei z.Zt. ca 0,32₪, also 0,08€. Rabat gibts beim Kauf einer Eier-Palette, dann etwa 0,30₪.
Arbeitslosengeld, die Höhe wird nach Einkommen berechnet, wird hier nur für 6 Monate gezahlt, danach gar nichts mehr, auch keine Sozialhilfe. Sozialhilfe, die man zB bekommt, wenn man nie in Israel gearbeitet hat, aber arbeitslos ist, richtet sich in der Höhe nur am Familienstand. Singles bekommen also maximal nur 4000₪, völlig egal wie teuer die Wohnung ist oder welche weiteren Kosten man jeden Monat bezahlen muss.
Was hier günstig ist, ist Busfahrten. Da muss ich mal eben umdenken, denn als Rentner zahle ich nur 50% dessen (und ab 75 J sind alle öffentliche Verkehrsmittel komplett gratis).
Pro normale Stadt-Fahrt, inkl umsteigen, innerhalb von 90min: 6₪ (1,60€)
Überlandbus, z.B. Haifa - Jerusalem, ca 120km, pro Fahrt 17₪, Tageskarte 33,50₪. Zug und Bus gleiche Strecke, Tageskarte 44₪. Monatskarte Landesweit, aber nicht nach Eilat rein, bis 225km: 236₪. Eilat ist eine steuerfreie (MwSt) Zone, deswegen sind die Preise dort anders.
Und Strom ist hier auch recht günstig, ca. 0,5₪ pro Kw/h, also 0,13€.
Zudem, die meisten Wohnungen haben in Israel keine Heizungen, man muss also per AC (Klimaanlage) heizen, was nicht grad billig ist.
Wie kam ich ab 2018 damit klar?
Für mich war das eigentlich einfach, denn ich hatte, als ich noch in Deutschland lebte, mal zum Test 2 Jahre lang zu israelischen Bedingungen gelebt. Strom extrem gespart, nur das nötigste zum Leben gekauft, im Winter war die Wohnung kalt (nur so wenig geheizt, damit die Rohe nicht einfrieren), da sass ich nur in dicken Winterklamotten am PC und schlief nachts auf einer Heizdecke.
War Anfangs sehr unbequem, aber ich hab mich dennoch schnell daran gewöhnt. In dem Punkt war ich mir also sicher, in Israel überleben zu können.
Bei Lebensmittel war es schwieriger, ich musste überall Abstriche machen. Nur bei den Mietpreisen lief ich in Israel wie in voller Fahrt gegen eine Mauer, damit kam ich in den ersten 6 Monaten überhaupt nicht mit klar. Anfangs Nähe Jerusalem gewohnt, wie schweineteuer Arnona in der Gegend ist. Und obwohl ich ein gewisses Kapital mitbrachte (Bedingung bei Aliyah), hatte ich immer mal wieder Schulden.
Heute lebe ich komplett schuldenfrei, da meine Gewohnheiten auch komplett Aliyah machten. 90% aller Israelis haben Schulden, ich gehöre zu den 10%.
Und nach den Kriegen mit Hamas und Huties, mit Hisbolla ist ja jetzt endlich Waffenstillstand, wird man im Knesset herumrechnen müssen, wer die Kriegskosten bezahlen muss.
Ich rechne damit, dass sich alle Preise zum Leben verdoppeln werden.
Grund meiner Aliyah war, in einem Wort: Flucht-Aliyah.
Der ständige Judenhass von der Strasse ging mir zu weit, hat nur noch genervt. Jedoch schon ab der Zeit, also Moslems laut und ungestraft in Berlin gegen Juden hetzen durften, ab dato sass ich auf gepackten Koffern. Würde es schimmer werden, wollte ich nach Israel umsiedeln. Im Frühjahr 2018 wurde es mir zuviel und meldete meine Aliyah beim Sochnut an und bekam die auch fast sofort genehmigt.
Die gesamte Lebensqualität.
Schon alleine die Tatsache, dass ich nicht mehr alles jüdische verstecken muss, bevor ich meine Wohnung verlasse. Ab 2014 musste ich alles verstecken, damit ich nicht von Nazis und judenhassende Moslems genervt wurde.
Heute kann ich in voller Montur (langer Bart, Kippa, Zizit und hebräischen Bücher in den Händen) sogar nachts durch Problemviertel laufen, niemand spuckt mich an, niemand beleidigt mich, niemand mobbt mich, niemand versucht mich zu verprügeln. Allein schon deswegen hat sich die Aliyah voll gelohnt und bezeichne es als die zweit-weiseste Entscheidung meines Lebens. Die weiseste Entscheidung war, ein Ba'al teShuvah zu werden.
Und sofort Hilfe mitten auf der Strasse, wo ich mal einfach um fiel, nachdem ich mit Fieber dennoch am Ulpan-Unterricht (hebräisch lernen) teil nehmen wollte. Sofort um mich herum mindestens 20 Leute (Juden, Araber, Frauen, Kinder...), die mir unbedingt helfen wollten und mir auch frisches Wasser reichten. Sowas hab ich in Deutschland noch nie erlebt.
Und einmal, nachdem ich mir bei Karate-Training (bin seit 1984 aktiver Karateka) eine schmerzhafte Sehnenzerrung am Oberschenkel zuzog (auf rutschigen Boden mit kalten Muskeln in Spagat gerutscht) und ich danach für 6 Wochen auf Krücken angewiesen war. Kam ich in einen Bus oder Straßenbahn, standen sehr viele Fahrgäste auf, boten mir ihren Platz an, Juden, Araber, Frauen, Kinder..., sogar ein mindestens 90-jähriger Mann und eine hochschwangere Frau. Sowas kannte ich auch nicht. Hatte aber alle Angebote abgelehnt, wegen nur 4 Haltestellen.
In einer Jerusalemer Hauptstraße, wenige Tage nach meiner Aliyah-Ankunft, fiel mal knapp hinter mir eine ältere Frau mit vielen Einkaufstüten um. Ich war noch am überlegen, ob ich ihr helfen soll, da machten sich bereits meine Hände selbstständig, der Frau wieder auf zu helfen, mit ein paar Leuten von der Strasse dazu, die nicht ganz so schnell waren wie ich. Scheint ne leicht ansteckende Krankheit in Israel zu sein, jedem in Not helfen zu wollen.
Auch das israelische Gesundheitssystem finde ich viel besser als als deutsche. Nicht spendabler, sondern hilfreicher.
Und viele neue Freundschaften entwickeln sich in Windeseile, auch Deutschsprachiger (Zweitsprache oder ehem. Deutscher) mit dabei.
Aus dem teuren Jerusalemer Raum zog ich dann 6 Monate nach Aliyah in eine 16m²-Wohnung um, nur 1200 Miete. Unmittelbar danach kam Corona, man durfte sich bei der ersten Ausgangssperre nur maximal 100m von seiner Wohnung entfernen. Ausnahmen: Gang zur Arbeit und zum Supermarkt. Mein nächster Supermarkt war 300m entfernt. Ansonsten hielt ich mich am Lockdown. Wollte dann aber in eine höher gelegene Wohnung umziehen (Haifa liegt an und auf einem Berg des Carmel-Gebirge), und erhielt dann meine 16m²-Traum-Wohnung: 3. Etage war gewünscht, bekam ich. Grund : kaum bis kein Kakerlaken Problem in der Höhe, womit sich jeder Israeli jeden Frühling herum ärgern muss. Amerikanische Kakerlaken, so groß wie Hausmäuse, gefährlichster Krankheitsüberträger in Israel, tötlicher als die vielen giften Skorpione und Schlangen in Süd-Israel. In den letzten 6 Jahren musste ich nur 2 Kakerlaken killen, im Erdgeschoss sind es oft bis Hundert.
Noch sehr angenehm, die meisten Behördengänge kann ich online erledigen, auch Arztbesuche, und Kopien anfertigen muss ich nirgends. Abfotografieren mit Handy ist ausreichend. Hab letztens sogar den Stand meines Stromzählers fotografiert und online denen zugeschickt, das reichte dem Amt völlig aus.
Und wir haben hier einen richtigen schönen Groß-Supermarkt, wo ich am liebsten einkaufe: Oscher Ad. Die Preise sind dort wirklich sehr angenehm. Z.B. meine Lieblingsschokolade nur 5,90 statt anderswo 6,90.
Und Israel ist rech an Flora und Fauna und voll gestopft mir Sehenswürdigkeiten. Es braucht mehr als ein Leben um alles zu besuchen. Mein Nächstes Ziel ist der Timna-Park, hier meine Liebeswerbung (engl.) dazu: https://youtu.be/lgGBEnV0VHA.
Und ich freue mich schon auf meine erste Zelt-Radtour, bald durch Israel. In den Tierreservaten soll man sogar zeitweise Raubkatzen beobachten können, also neben Wölfe, Schakale, Bergziegen, Büffel, und im Hula-Tal besonders viele Vögel. Da machen jeden Frühling/Herbst bis zu 500 Millionen Zugvögel Rast, bleiben bei der reichen Nahrung einige Tage und fliegen dann gestärkt weiter zu ihrem Ziel.
https://youtu.be/h5TV5VwQeWY (1min - Video).
Noch fast unendlich Vieles könnte dieser Liste, was noch alles sehr viel besser geworden ist, seit meiner Aliyah, hinzufügen, aber jetzt hab ich Hunger und will was zu Abend essen. Hoffentlich ist mein Nutellabrot nicht trocken geworden...
Es ist, ein Unterschied Israel zu Deutschland, wie Tag zu Nacht.
Ich möchte Israel nie wieder verlassen, nicht einmal für eine Sekunde.

Ja, Rente aus Israel und Deutschland. Aber weil die isr. Rente nicht reicht, den Rest durch Sozialhilfe, dann liege ich bei ca 4000nis.
Wenn die deutsche Rente 1000€ mtl nicht übersteigt, wird sie hier bei der Sozialhilfe nicht angerechnet.
Bei mir werden es definitiv mehr als 1000€ aus Deutschland, aber eine isr. Rente kann ich nicht erwarten. Wie sieht es mit deiner Krankenversicherung aus? Ich wünsche dir Schabbat Schalom.
Hallo und Schalom, aus Zufall bin ich auf deinen Beitrag gestoßen, den ich sehr interessant finde. Ich träume immer davon, Aliyah zu machen, aber letztendlich lebe ich zwischen den Welten. Aber mal sehen, was meine Kinder machen werden. Langsam werden sie flügge. Eine Tochter studiert gerade in Israel. Was ich dich aber fragen will: Bekommst du eine Rente oder sonstige Unterstützung aus Deutschland?