latein plinius briefe?!

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Plinius -

Gedichte???

Über * Otium* hat er sich mehrmals ausgelassen, z.B.

Plinius Secundus ep. 9.6

Plinius Calvisio suo s.

1 Omne hoc tempus inter pugillares ac libellos iucundissima quiete transmisi. "Quemadmodum" inquis "in urbe potuisti?" Circenses erant, quo genere spectaculi ne levissime quidem teneor. Nihil novum, nihil varium, nihil, quod non semel spectasse sufficiat.

2 Quo magis miror tot milia virorum tam pueriliter identidem cupere currentes equos, insistentes curribus homines videre. Si tamen aut velocitate equorum aut hominum arte traherentur, esset ratio non nulla; nunc favent panno, pannum amant, et si in ipso cursu medioque certamine hic color illuc ille huc transferatur, studium favorque transibit et repente agitatores illos ,equos illos, quos procul noscitant, quorum clamitant nomina relinquent.

3 Tanta gratia, tanta auctoritas in una vilissima tunica, mitto apud vulgus, quod vilius tunica, sed apud quosdam graves homines; quos ego cum recordor, in re inani, frigida, adsidua tam insatiabiliter desidere, capio aliquam voluptatem, quod hac voluptate non capior.

4 Ac per hos dies libentissime otium meum in litteris colloco, quos alii otiosissimis occupationibus perdunt.

Vale.

Plinius grüßt seinen Calvisius

1 Diese ganze Zeit habe ich in köstlicher Ruhe bei Schreibtafel und Büchern verbracht. Du sagst: "Wie war das möglich, in der Stadt?" - Es gab Zirkusspiele, und diese Art der Schaustellung hat für mich nicht den geringsten Reiz. Nichts Neues, keine Abwechslung, nichts, was einmal gesehen zu haben genügte.

2 Um so mehr wundert es mich, daß so viele Tausende so kindisch immer wieder rennende Pferde und auf den Rennwagen stehende Männer zu sehen verlangen. Wenn jedenfalls die Schnelligkeit der Pferde oder die Kunstfertigkeit der Lenker sie interessierte, wollte ich noch nichts sagen; jetzt aber beklatschen sie nur den Dreß, und ließe man während des Laufs, mitten im Kampf, die Farben ihre Plätze tauschen, dann wird auch ihr Interesse und ihr Beifall den Platz wechseln und sich unversehens abwenden von jenen Lenkern, jenen Pferden, die sie schon von weitem kennen, die sie bei Namen rufen.

3 Solchen Reiz, solche Wirkung hat ein einziger wohlfeiler Rock - ich will nicht sagen: beim Pöbel, der noch wohlfeiler ist als der Rock, aber bei manchen ernstzunehmenden Männern. Wenn ich bedenke, daß sie bei einer so seichten, albernen, eintönigen Sache herumsitzen und nicht genug bekommen können, dann macht es mir doch einiges Vergnügen, daß das mir doch kein Vergnügen macht.

4 Und so widme ich dieser Tage, die andre mit den müßigsten Beschäftigungen vertun, meine Muße herzlich gern den Wissenschaften.

Leb' wohl! (Übersetzung: Helmut Kasten 1979)

Und natürlich: ep.1.9: PLINIUS FUNDANO SUO S.

6O rectam sinceramque vitam, o dulce otium honestumque ac paene omni negotio pulchrius! O mare, o litus, verum secretumque , quam multa invenitis, quam multa dictatis!

7 Proinde tu quoque strepitum istum inanemque discursum et multum ineptos labores, ut primum fuerit occasio, relinque teque studiis vel otio trade.

8 Satius est enim, ut Atilius noster eruditissime simul et facetissime dixit, otiosum esse quam nihil agere.

Vale.

Privatleben des Plinius: Oh rechtes und echtes Leben, oh süße und ehrenhafte Muße, die fast schöner ist als jede Pflicht ! Oh Meer, oh Küste, wahres und abgelegenes Mußenheiligtum, wie vieles laßt ihr mich erfinden, wie vieles diktiert ihr mir. Folglich lasse auch Du von diesem Lärm, der nichtigen Geschäftigkeit und den sehr unnützen Arbeiten ab, sobald sich eine ( die ) Gelegenheit bietet [ geboten haben wird ] und übergib Dich den Studien, oder der Muße. Es ist nämlich besser, wie unser Atilius sehr gebildet und auch sehr geistreich gesagt hat, müßig zu sein, als nichts zu tun.Lebe wohl!


Eine Frage nach pliniuschem Nichtstun ist auf Latinboard.de bereits so beantwortet worden (muss von einem L-Lehrer sein):

  1. Unter http://thelatinlibrary.com findest du lateinische Texte im Original.
  2. "Plinius minor" führt dich zu Plinius.
  3. Im IEexplorer kannst du unter "Bearbeiten" "Suchen" den Text durchsuchen, und zwar jedesmal ein ganzes Buch. Das geht ratzfatz. Gib bitte als Suchbestandteil "oti" ein, dann bekommst du alle Stellen mit irgendeiner Kasusform von "otium". Häufig steht bei Plinius "negotium" in unmittelbarer Nähe, das dieses Verhältnis ja ein zentrales Thema bei ihm ist.
  4. Notier dir entsprechende Textstellen.
  5. Mach einen zweiten und dritten Durchgang mit anderen Begriffen, die in Frage kommen. Dabei immer nur so viel als Suchbegriff eingeben, wie vom gesuchten Begriff unveränderbar ist.
  6. Die Kapitel mit den meisten Treffern kommen in Frage. Wenn du die dann zu Hause übersetzt, hast du eine optimale Vorbereitung

Kerberus1 
Beitragsersteller
 15.06.2011, 17:42

Vielen Vielen Dank für die ausgiebige Antwort..Ja ich weiß die beiden Gedichte strahlen nur so von otiums, doch leider hatten wir die beide schon im unterricht, doch dein tipp unten ist wirklich gut, wusst ich gar nicht, dass sowas geht :) jo also habe schon mal ne engere Auswahl danke..muss jetzt nur noch lesen,welche wirklich zentral was mit otium zu tun haben :)

Koschutnig  17.06.2011, 21:14
@Kerberus1

Danke für die Anerkennung, ich hoffe, du bist erfolgreich bei der Suche - doch wieso schreibst du 2x "Gedichte"? Das sind doch Prosa-Briefe ("epistulae")! Vermeide das besser, dein Lehrer dürfte sonst erstaunt bis entrüstet den Kopf schütteln!

Da in ep. 9.36 ist auch viel freie Zeit:

C. Plinius Fusco suo s.

1 Quaeris, quem ad modum in Tuscis diem aestate disponam. Evigilo, cum libuit, plerumque circa horam primam, saepe ante, tardius raro. Clausae fenestrae manent;

2 mire enim silentio et tenebris ab iis, quae avocant, abductus et liber et mihi relictus non oculos animo, sed animum oculis sequor, qui eadem, quae mens vident, quotiens non vident alia. Cogito, si quid in manibus, cogito ad verbum scribenti emendantique similis nunc pauciora, nunc plura, ut vel difficile vel facile componi tenerive potuerunt. Notarium voco et die dimisso, quae formaveram, dicto; abit rursusque revocatur rursusque dimittitur.

3 Ubi hora quarta vel quinta (neque enim certum dimensumque tempus), ut dies suasit, in xystum me vel cryptoporticum confero, reliqua meditor et dicto. Vehiculum ascendo. Ibi quoque idem quod ambulans aut iacens; durat intentio mutatione ipsa refecta. Paulum redormio, dein ambulo, mox orationem Graecam Latinamve clare et intente non tam vocis causa quam stomachi lego; pariter tamen et illa firmatur. Iterum ambulo, ungor, exerceor, lavor.

4 Cenanti mihi, si cum uxore vel paucis, liber legitur; post cenam comoedia aut lyristes mox cum meis ambulo, quorum in numero sunt eruditi. Ita variis sermonibus vespera extenditur, et quamquam longissimus dies bene conditur.

5 Non numquam ex hoc ordine aliqua mutantur; nam, si diu iacui vel ambulavi, post somnum demum lectionemque non vehiculo sed, quod brevius, quia velocius, equo gestor. Interveniunt amici ex proximis oppidis, partemque diei ad se trahunt interdumque lasso mihi opportuna interpellatione subveniunt.

6 Venor aliquando, sed non sine pugillaribus, ut, quamvis nihil ceperim, non nihil referam. Datur et colonis, ut videtur ipsis, non satis temporis, quorum mihi agrestes querelae litteras nostras et haec urbana opera commendant.Vale.

C. Plinius Secundus ep. 9.36 C. Plinius grüßt seinen Fuscus

1 Du fragst mich, wie ich in Tuscien im Sommer meinen Tag einteile. Ich werde wach, wann ich mag, meist um die erste Stunde, oft auch früher, seltener später. Die Fenster bleiben geschlossen;

2 wunderbar, wie ich, durch die Stille und Dunkelheit geschützt gegen alles, was ablenkt, frei und mir selbst überlassen, nicht den Augen mit dem Geiste, sondern dem Geist mit den Augen folge, die sehen, was der Geist sieht, wenn sie nichts anderes sehen. Ich überdenke, was ich gerade in Arbeit habe, überdenke es, als ob ich es Wort für Wort niederschriebe und verbesserte, bald weniger, bald mehr, je nachdem wie leicht oder schwer es sich ausarbeiten oder beibehalten läßt. Dann rufe ich meinen Sekretär, lasse das Tageslicht ein und diktiere ihm, was ich entworfen habe; er geht ab, wird noch einmal gerufen und wird wieder weggeschickt.

3 Sobald die vierte oder fünfte Stunde heran ist - eine feste, genau bemessene Zeiteinteilung habe ich nicht -, begebe ich mich, je nachdem das Wetter es ratsam erscheinen läßt, auf die Terrasse oder in die Wandelhalle, überdenke das Weitere und diktiere es. Danach setze ich mich in den Wagen. Auch dort tue ich dasselbe wie im Gehen oder Liegen. Die geistige Spannung hält an, durch die Abwechslung neu belebt. Hernach mache ich ein kurzes Schläfchen, gehe wieder spazieren; anschließend lese ich eine griechische oder lateinische Rede, laut und deutlich, weniger der Stimme als des Magens wegen; freilich wird damit zugleich auch die Stimme gestärkt. Noch einmal ein Spaziergang, dann Massage, Gymnastik und Bad.

4 Bei Tisch lasse ich, wenn meine Frau zugegen ist oder ein paar Freunde, aus einem Buch vorlesen; nach Tisch Komödie oder Lautenspiel; nachher ein Spaziergang mit meinen Leuten, unter denen sich gebildete Männer befinden. So wird der Abend mit abwechslungsreichen Gesprächen hingebracht, und selbst der längste Tag vergeht wie im Fluge.

5 Manchmal ändert sich einiges an dieser Tagesordnung. Wenn ich lange liegengeblieben oder spazierengegangen bin, mache ich mich erst nach dem Schlaf oder der Lesestunde auf den Weg, und dann nicht zu Wagen, sondern, was weniger Zeit beansprucht, weil es schneller geht, zu Pferde. Ab und zu stellen sich auch einmal Freunde aus den Nachbarorten ein , beanspruchen einen Teil des Tages für sich, und manchmal, wenn ich abgespannt bin, kommen solche Unterbrechungen ganz gelegen.

6 Zuweilen gehe ich auf die Jagd, doch nicht ohne Schreibtafel, um, wenn ich auch nichts fange, doch jedenfalls etwas nach Hause zu bringen. Auch meinen Pächtern widme ich meine Zeit, ihrer Meinung nach allerdings nicht genügend; ihre bäuerlichen Klagen lassen mich mit Sehnsucht an unsre Wissenschaften und die Tätigkeit in der Stadt denken.

Leb´ wohl! (Übersetzung:Helmut Kasten 1979)