Kritik am Libet Experiment?

2 Antworten

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Ich habe vor kurzer Zeit in Religion ein Referat über da Thema gehalten und habe mich stundenlang mit der Recherche beschäftigt.

Erstens wurde bei Libet nur eine einfache Handlung betrachtet.

Zweitens Messungenauigkeiten.

Dann gab es noch viel Kritik an Überinterpretation der Messergebnisse.

Ich persönlich war froh als ich einen erfahrenen Mediziner gesehen habe, der die Sache mal aus einer anderen Perspektive betrachtet.

https://www.youtube.com/watch?v=0cMx-vb52II&list=LLlxTqWQg1-yZLGiS9gnhr3Q&index=24&t=0s

Prof dr dr dr Erich Tretter kritisiert zum Beispiel eine Überinterpretation der EEG Werte, da das gemessene sogenannte Bereitschaftspotenzial nach der Ausführung der Handlung also nach dem Drücken des Knopfes sogar noch höher sei als davor, trotzdem drückt die Person nicht nochmals.

Bild zum Beitrag

zudem gab es noch eine weiteres Phänomen dass teilweise widerlegt wurde nämlich den Willen die Handlung doch zu unterdrücken. (Veto Recht bei Handlungen) -> dieses soll angeblich nicht voraussagbar sein.

Ausserdem wissen wir nichtmal genau was das Bewusstsein ist, in welcher Form es existiert, wenn es das tut und wo es sich befindet.

Dazu gab es natürlich auch zahlreiche Experimente eines davon von Gerhard Roth https://sz-magazin.sueddeutsche.de/wissen/auf-den-spuren-unseres-denkens-ii-78081 in dem er zeigte dass wir uns nur als Verursacher unserer Handlungen sehen wenn ein sogenannter Vollzugsreiz stattfindet.

Allerdings muss ich sagen dass mir bei meiner WIRKLICH INTENSIVEN Recherche mehr und mehr das Gefühl kam dass alle etwas anderes sagen und alle so viel Aufmerksamkeit wie möglich wollen.

Gerhard Roth zum Beispiel kommt mir so vor als wolle er überall im Rampenlicht stehen.

Deswegen war ich froh Erich Tretter gefunden zu haben, da dieser das Experiment und das Thema aus einer wirklich wissenschaftlichen Sicht und nicht aus einer pseudowissenschaftlichen Sicht betrachtet. Er ist Mediziner und hat wirkliche Ahnung.

Die meisten "Gehirnforscher" wie sie sich nennen haben nichtmal Medizin studiert und ziehen zu schnell voreilige Schlüsse und interpretieren anstatt einfach nur die Messwerte zu liefern. Gerhard Roth zum Beispiel hat sich ohne wirkliches Eigenwissen einen Kernspinntomographen gekauft und sich mit ein paar "Wissenschaftlern" umgeben.

Ich selber bin ein Rationalist und habe vor Medizin studieren. Da geht es mir etwas auf die Nerven dass solche Leute so viel Aufmerksamkeit generieren (zu dem Stichwort Aufmerksamkeit: es hat oft Leute gegeben die behaupten sie haben etwas bahnbrechendes entdeckt... zb die Gottes oder Schwulengene die beide nicht existieren.)

Leider gibt es kaum Wissenschaftliche empirisch nachgewiesene Antworten sondern meist nur dummes Gelaber.

Allerdings schließe ich die Möglichkeit dass wir keinen freien Willen haben nicht aus.

deshalb mag ich den Spruch: ich weis dass ich nichts weis

selbst wenn man sich einer Sache sicher ist gibt es immer die Wahrscheinlichkeit dass alle Messergebnisse falsch waren oder Die Quantenmechanik anders funktioniert oder es noch weitere Ebenen unter der Quanten und Quarks-ebene gibt.

Noch ein kleiner Denkanstoß: ist eine Illusion des freien Willens nicht auch freier Wille?

Da die Wissenschaftler sich in dem Thema stark widersprechen muss ich auf die Philosophie zurückgreifen:

Peter Bieri schreibt in dem "Handwerk der Freiheit: Über die Entdeckung des eigenen Willens":

"Die Offenheit der Zukunft, die wir für die Freiheitserfahrung brauchen, liegt in dem Spiel der Einbildungskraft. Und nur in diesem Spiel. Nicht nur ist es falsch, dass bloß vorgestellte Möglichkeiten für die Freiheit des Willens nichts nutzen. Es ist umgekehrt: nur vorgestellte Möglichkeiten nützen etwas."

Es gibt viele Interpretationsmöglichkeiten. Ich verstehe das Zitat so, dass wir nur eine Freiheit erleben können, wenn wir uns sie vorstellen können. Nur durch eine Illusion des freien Willens erlangen wir den freien Willen.

In dem Sinne mach dir dein eigenes Bild und hinterfrage auch namenwerte Wissenschaftler. Aber: hinterfrage nie deine Mutter, sie hat immer Recht ;)

In diesem Sinne

LG

 - (Schule, Philosophie, Kritik)

Libet zeigte nur, dass ein sehr einfachen Entscheid (Drücken einer Taste oder nicht) unbewusst geplant werden kann. Mit Willensfreiheit meinen wir aber etwas ganz anderes. Hier sind einige Überlegungen dazu:

https://fragen-raetsel-mysterien.ch/willensfreiheit/

Und hier zum Experiment:

https://fragen-raetsel-mysterien.ch/experimente-und-fakten-zum-thema-bewusstsein/#Experimente_zum_Bewusstsein_4.2


Ottavio  15.02.2020, 16:56

Der erste Artikel ist klar erkennbar als Auftragsarbeit: Philosophie als Dienerin der Jurisprudenz, Gelöst ist das philosophische Problem keineswegs. Trotzdem haben auch solche Artikel ihre Rechtfertigung; Richter müssen ja tatsächlich Urteile fällen, auch solange das philosophische Problem nicht gelöst ist. Ich denke nicht, dass es innerhalb der zweiwertigen Logik lösbar ist,

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diderot2019  15.02.2020, 17:12
@Ottavio

Dass Richter Urteile fällen müssen, ist ja wohl evident. Wenn Philosophen auf einer anderen Ebene über die Willensfreiheit nachdenken wollen, müssen sie zumindest sorgfältig darauf achten, dass niemand auf die Idee kommt, ihre Gedanken könnten eine Bedeutung für die Rechtsprechung haben. Meiner Erfahrung nach tun die meisten Philosophen gerade das Gegenteil: Sie suggerieren, ihre Überlegungen seien von ganz grosser gesellschaftlicher Bedeutung und führen gerade die Rechtsprechung als Beispiel an.

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