KPÖ mit 11% bei Wahl in Salzburg, Kommunismus wieder im Trend?

6 Antworten

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Naja wenn man leistbares Wohnen als Thema hat und populistisch dankt wirbt, das in einer der teuersten Städte / Bundesländer Österreichs, dann kann man schnell gute Ergebnisse einfahren. Auf der anderen Seite scheinen viele die Arbeit der Kommunisten in Graz für gut zu befinden und daher aus den positiven Veränderungen in Graz die KPÖ nun auch in Salzburg zu wollen.
Allerdings würde ich dir definitiv zustimmen, dass hier auch viele Menschen die Grundgedanken vom Kommunismus offensichtlich wieder gut finden, da diese auch stark in der Klimabewegung Fuß gefasst haben. Viele im radikaleren Linken/ Grünem Klima „Aktivisten“ Spektrum sind definitiv stark sozialistisch oder eben gar kommunistisch anzusehen. Wenn man hört, wie die noch höhere Steuern, Enteignungen von Reichen, Beschneidung des Marktes bzw. einzelner Unternehmen, wenn sie nicht nach deren Denkensweisen agieren, wollen, gut heißen.
Also denke die Punkte spielen alle hinein und vor allem natürlich auch, dass die Österreicher niemals so richtig Kommunismus am eigenen Leibe erfahren mussten und damit für viele offensichtlich diese Thematik im Geschichtsunterricht nicht schlimm genug rüber gebracht wurde.

Woher ich das weiß:Hobby

DiegoderAeltere  24.04.2023, 14:00
und damit für viele offensichtlich diese Thematik im Geschichtsunterricht nicht schlimm genug rüber gebracht wurde.

Mit anderen Worten: dass im österreichischen Schulunterricht nicht genug antikommunistische Propaganda vermittelt wurde?

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Krankensessel  24.04.2023, 23:32
@DiegoderAeltere

Naja warum Propaganda? Willst mir wohl nicht wirklich weiß machen, dass Kommunismus etwas positives sei ?

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DiegoderAeltere  26.04.2023, 12:45
@Krankensessel

Natürlich ist eine auf Mibestimmung und geplanter Produktion beruhende Gesellschaft aus freien und gleichen Menschen etwas Positives.

Antikommunismus, wie er in Deutschland vorherrscht, setzt den Kommunismus mit dem Stalinismus der Sowjetunion gleich und kümmert sich nicht um eine sachliche Auseinandersetzung - das kann man nur Propaganda nennen.

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BoeJiden838  17.01.2024, 15:00
@DiegoderAeltere

Kleine Korrektur: Der deutsche und westliche Antikommunismus setzt Kommunismus mit Nationalsozialismus gleich. Daher kommt auch die Lüge, der Kommunismus hätte an [x-beliebige Hungersnot einfügen] Schuld.

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Das Comeback von antikapitalistischen Ideen ist sicherlich einer der Faktoren, die den Erfolg der KPÖ bedingen.

Kommunismus beinhaltete immer schon die Aussicht auf ein besseres Leben für alle, aber vor allem zur Zeit des kalten Kriegs wurden kommunistische Parteien vielerorts kriminalisiert und kleingehalten. Gleichzeitig profitierten die sozialdemokratischen Parteien vom Wirtschaftsaufschwung nach dem zweiten Weltkrieg, der auch Teilen (!) der arbeitenden Bevölkerung eine realistische Aussicht auf Eigenheim und ausreichende soziale Absicherung bot.

Mit dem Zerfall der Sowjetunion entfiel für die Sozialdemokratie die Notwendigkeit, der arbeitenden Bevölkerung Zugeständnisse zu bieten, um kommunistische Alternativen (ob sie sich nun an der Sowjetunion orientierten oder nicht) weniger attraktiv erscheinen zu lassen. Die Sozialdemokratie vollzog in den 90er Jahren vollends den Wandel zum Kapitalismus und trug neoliberale Reformen und Privatisierungen mit.

Vor allem die jüngeren Generationen, die die wirtschaftliche Stagnation und die Krise als Dauerzustand kennen, nie die Aussicht auf Eigenheim oder Altersvorsorge und keine Illusionen in den Realsozialismus hatten, suchen aktiv nach Alternativen und finden sie teilweise beim Kommunismus.

Vielen KPÖ-Wählern geht es aber wahrscheinlich vor allem um kurzfristige Erleichterungen, z.B. im Bereich Wohnen, die sie von den Sozialdemokraten nicht mehr erwarten können.

Rosa Luxemburg hat einmal geschrieben, dass Revolutionäre gleichzeitig die besten Kämpfer für Sozialreformen seien. Die KPÖ ist zwar wirklich keine revolutionäre Kraft wie vielleicht vor 100 Jahren, aber sie haben eine lange Tradition und Verankerung in kommunistischen Prinzpien. Viel mehr als einige Sozialreformen fordert die KPÖ nicht und mehr kann man auch kaum von ihr erwarten, aber offenbar wirkt sie dabei glaubwürdig und das reicht vielen Menschen schon.

Das ist ein Unterschied zu Deutschland, wo die kommunistische Partei zerschlagen wurde und die Partei Die Linke sich vor allem aus linken sozialdemokratischen Abspaltungen formiert hat. Die Linke hat ein ähnliches Reformprogramm wie die KPÖ, verwässert dieses aber immer wieder durch Koalitionen mit der SPD und schreckt vor kämpferischer Rhethorik zurück, weshalb sie eher als "SPD 2.0" statt als wirkliche Alternative wahrgenommen wird und mit immer schlechteren Ergebnissen zu kämpfen hat.


lalaultra 
Beitragsersteller
 24.04.2023, 20:16

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. War gut zu lesen. Hatte die hilfreichste Antwort schon vergeben. Sorry.

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Naja also Kommunismus ist jetzt nicht wirklich ein Trend aber bei vielen Jugendlichen ziemlich beliebt, weil diese eben nicht viel Geld haben.

Und gerade Salzburg sind die Wohnungen recht teuer und wenn da nun die KPÖ kommt für bezahlbare Wohnen...

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – SPD Mitglied und Arbeiter der Fraktion

lalaultra 
Beitragsersteller
 23.04.2023, 19:16

Also liegt es an den Themen und nicht am Grundsatz der Partei?

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Bones007  23.04.2023, 19:28
@lalaultra

Ich denke nicht nur... Menschen setzten sich nicht mehr so mit Politik auseinander... und gerade Kommunismus ist für manche negativ behaftet...

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Die KPÖ widmet sich vor allem den Themen leistbares Wohnen, was in Salzburg ein Riesenproblem ist. Und die Teuerung ist in Österreich auch relativ hoch. Und die Sozialdemokraten schwächeln, die haben interne Querelen.


lalaultra 
Beitragsersteller
 23.04.2023, 19:15

Also du meinst es liegt nicht an deren Namen "Kommunistische" sondern an den Themen und das die Leute nicht wegen sondern trotz dessen sie gewählt haben? Aber warum gelingt das den Linken in Deutschland nie?

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Ninchen1321  23.04.2023, 19:17
@lalaultra

Ich denk die haben dort einen guten Spitzenkandidaten und treten glaubwürdig auf und widmen sich Themen, die vielen Leuten Sorge bereiten. Weiß Gott, warum die Linken das nicht zusammenbringen in Deutschland. Es liegt eigentlich alles auf dem Tisch....

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Da scheint wohl die Lage so extrem geworden zu sein dass die Leute aufwachen und keinen Bock mehr haben. Kommunismus ist immer dann am stärksten, wenn viele Menschen unzufrieden mit den Lebensbedingungen sind.