Kontingenzbeweis/ kosmologischer Beweis Thomas von Aquin?

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Die Argumentation verläuft folgendermaßen:

Alles, was es gibt, ist kontingent, d.h. es existiert nicht notwendigerweise und vergeht wieder.

Etwas, was kontigent ist, kann nicht von selbst entstanden sein. Außerdem ist ein infiniter Regress, d.h. eine ewige Kausalkette ausgeschlossen.

-> Es muss ein absolutes, also nicht kontingentes, sondern notwendiges und ewiges Wesen geben, das alles erschaffen hat. Dieses Wesen ist Gott.

Schwachstellen des Argument:

  • Die zweite Prämisse. Die Annahme, dass etwas Kontingentes nicht von selbst entstehen kann und dass ein infiniter Regress ausgeschlossen ist, ist willkürlich und letztlich unbegründet. Man kann diese Prämisse also ablehnen, und damit auch den ganzen Beweis.

  • Die Schlussfolgerung: Für diese muss neben den beiden von Thomas von Aquin genannten Prämissen noch eine dritte vorausgesetz werden, nämlich, dass ein absolutes Wesen keinen Anfang haben muss oder sich selbst erschaffen kann. Auch diese Prämisse ist aber nicht zwingend.


N3wtank  11.09.2022, 12:38

Ein infiniter Regress ist ausgeschlossen, da es niemals zu diesem Zeitpunkt kommen würde, wie das ich dir schreibe. Erklärung: Wenn dich gefragt wird, kannst du von 1 bis unendlich zählen, wann wirst bei unendlich ankommen? Niemals natürlich. Das Spiel kannst du ändern, in dem du es umdrehst und von unendlich probierst bei 1 anzukommen und funktioniert es? Nein, weil das Umdrehen macht es natürlich nicht einfacher. Das heißt, wenn die Kette unendlich wäre, würden wir nie bei diesem Zeitpunkt ankommen. Dass du alleine probierst, den Kontingenzbeweis zu wiederlegen, ist lächerlich, da es seit 3000 Jahren keiner geschafft hat.

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Der "kosmologische" Gottesbeweis schließt von der Existenz des Geschaffenen auf die Existenz eines Schöpfers.

Thomas von Aquin variiert das in drei Formen:

1) Alles, was sich bewegt, lässt sich stets auf einen Beweger zurückführen. Dieser Beweger wiederum wird ebenfalls von etwas anderem bewegt usw. Da ein Anfangspunkt aller Bewegung bzw. der „Schöpfung“ angenommen wird, muss es einen „ersten“, einen unbewegten Beweger geben, nämlich Gott.

2) Ähnlich lautet die zweite Variante: Jedes Seiende ist die Wirkung einer Ursache, die selbst wiederum Wirkung einer anderen Ursache ist. Auch hier muss es eine „erste“, eine "unverursachte" Ursache geben. Diese beiden Varianten finden sich in der Andeutung bereits bei Aristoteles.

3) In der dritten Variante des Thomas von Aquin argumentiert er mit der Erfahrung, dass Seiendes nicht notwendig existiert, sondern durch Enstehen und Vergehen bestimmt ist. Weil aber die Welt insgesamt existiert, muss es etwas geben, das notwendig existiert. Dieses notwendig Existierende könne "Gott" genannt werden.

Gegenargumente

Der Gedankengang erscheint zunächst schlüssig. Auch eine Urknalltheorie geht von demselben Konzept einer „ersten Ursache“ bzw. einer ersten Bewegung aus. In der Religion wird nun diese Ursache mit „Gott“ betitelt, in der Naturwissenschaft mit „Nichts“.

Und dieses „Nichts“ ist in der Tat treffender, denn diese erste Ursache bzw. der „Ursprung“ ist das, worüber wir konsequenterweise keine Aussage machen können.

Dass sich aus der Logik ein solches erstes Prinzip ergibt, bedeutet längst nicht, dass dieses auch jene Attribute habe, wie sie Gott zugesprochen werden bzw. die dazu führten, dass dieses Prinzip „Gott“ genannt werden könnte. Mit anderen Worten: Es ergibt sich aus dem Gedankengang nicht, dass dieses erste Prinzip Attribute wie „Bewusstsein“, „Güte“ etc. habe, noch, dass es als Wesen bezeichnet werden kann.

Hier wurde jeweils in dieses „Nichts“ ein allmächtiges Wesen projiziert und zwar in genau der Weise, wie man es sich vorstellt, nicht jedoch, wie es sich aus dem Gedankengang ergäbe.

Denn dieser ergibt lediglich das „Nichts“.

In einer Formulierung von Thomas von Aquin lautet der kosmologische Gottesbeweis so:

  1. In der Welt ist überall Bewegung.
  2. Alles Bewegte wird von einem anderen bewegt, d. h. nichts kann sich selbst die erste Bewegung geben. Also
  3. Die bewegte Welt setzt einen von ihr verschiedenen Beweger voraus.

Wenn das ein Beweis für die Existenz eines Gottes sein soll, dann lässt sich mit ähnlichen logischen Taschenspielertricks auch das Gegenteil beweisen:

Der erste Satz stimmt.
Der zweite Satz setzt voraus, dass eine reduktionistische Betrachtungsweise universell gültig ist.
Wissenschaftlich bewiesen ist, dass dies falsch ist.
Also ist auch der Schluss in Satz 3 falsch.
Wenn Satz 3 falsch ist, ist die Aussage "Gott gibt es nicht" richtig.
Damit ist wissenschaftlich bewiesen, dass es Gott nicht gibt.