Thomas von Aquin Menschenbild?

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Ich nehme an, Dir ist klar, dass die Hauptfrage anders lautet als die Unterfrage? Was willst Du wissen? Das Menschenbild in der Philosophie und Theologie des Thomas von Aquin oder, wie die Menschen den Thomas von Aquin gesehen haben? Das sind zwei ganz verschiedene Dinge, oder? Ich gehe mal davon aus, dass ersteres gemeint ist, denn die zweite Frage ist so speziell, dass eine Menge historische Forschung dazu gehört.

Wenn Du wirklich einen Eindruck aus der Zeit des Thomas von Aquin haben möchtest, dann empfehle ich den Roman IM NAMEN DER ROSE von Umberto Eco. Eco ist Spezialist für die Scholastik, so nannte man die Epoche des Thomas von Aquin. Der Roman spielt kurz nach dem Tod des Thomas (1274), also noch im 13. JH. Überall herrsche Aberglaube, Geisterglaube, Inquisition und die Vorstellung eines allmächtigen Gottes und einer festen Gottesordnung, die vom Himmel mit Engeln und Geistern bis zur Erde herunterreichte und jeder Mensch hatte in dieser Gottesordnung einen festen Platz, aus dem er nicht so leicht rauskonnte. Einmal Bauer, immer Bauer, einmal Handwerker, immer Handwerker. Das war eine fest zementierte Ständeordnung. Ganz oben stand die Geistlichkeit, dann die Kaiser, Könige und Fürsten. Dann kamen die reichen Bürger, die Handwerker und relativ unten die Bauern, darunter das fahrende Volk und ganz unten die Bettler. Das war gottgewollt und sich dagegen aufzulehnen war Gotteslästerung. Dennoch ist der Mensch als Ebenbild Gottes die Krönung der Schöpfung und somit Herr über diese. Der Mensch ist die "Schnittstelle" zwischen Geisteswelt und Körperwelt (materieller Welt). Gott und Jesus sind männlich und die Männer gottgewollt dem Geistigen näher, der Vernunft zugetan. Frauen sind mehr Körper als Geist und nur wenige Ausnahmen (Hildegard von Bingen z.B. oder Katherina von Siena) finden in der Männerwelt Achtung und Gehör. Frauen sind das "Einfallstor des Teufels", wie die Apfelgechichte "beweist". Lehrer des Thomas von Aquin war der Deutsche Albert der Große, der Professor in Köln war, in Paris, aber auch in Regensburg (Kaiserpfalz) gewirkt hat.