Kind soll dreisprachig aufwachsen-übertrieben?

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Die Frage ist schon etwas älter, aber ich kann dir, falls es dich interessiert, einen Hirnforscher empfehlen namens Gerald Hüther. Er hat mehrere Vorträge darüber gehalten, wie Menschen lernen, also was für Prozesse im Gehirn stattfinden.

Ich erspare Dir jetzt mal die ganzen Details, die im Gehirn stattfinden usw.

Da du geschrieben hast, das Kind "soll" dreisprachig aufwachsen, dann verstehe ich das so, dass das Kind irgendwelche "Lehrer", oder wie man die auch immer bezeichnen mag, bekommt, die versuchen, meinetwegen Englisch oder Französisch, dem Kind beizubringen.

Das Kind ist auf jeden Fall überfordert. Es wird im jüngsten Alter, wo noch alles wächst und gedeiht, schon mit dem Leistungsdruck der kalten "Welt da draußen" konfrontiert, unterstützt durch dessen Eltern.

Es ist ein Unterschied, ob das Kind durch Familienmitglieder (Opa, Oma, Onkel, Tante, etc.) die Sprache(n) erlernt oder eben durch die oben angeführte Art und Weise. Das Kind erfährt die Sprache und lernt sie nicht, so wie wir das Lernen von der Schule kennen, nämlich das Auswendiglernen von Vokabeln.

Mit dem Alter wird das Gehirn in keinster Weise schwächer, dümmer oder langsamer oder was auch immer in der Gesellschaft an Halbwissen über das Gehirn geglaubt wird. Stattdessen hängt alles mit einem Gefühl zusammen. Dieses Gefühl nennt sich Begeisterung. Das ist ein Gefühl, welches man schon von klein auf hat. Die Begeisterung am Lernen. Und da braucht es keine -wohlgemerkt- teuren Lehrer, sondern Begleiter. Die ersten Begleiter des Kindes sind selbstverständlich die Eltern.

Selbst im hohen Alter ist es noch möglich nach China zu gehen, in einem kleinen Dorf oder von mir aus auch in Peking zu leben (zB für ein Jahr) und die chinsische Sprache zu erlernen. Geht man mit einem Muss-Gefühl dorthin, weil es zB besser für meine Karriere ist, dann wird das nichts. Ist jedoch ein Wollen-Gefühl dabei, dann ist das durchaus möglich, dass man die Sprache erlernt.

Ganz ganz früher gab es doch auch keine Vokabeltrainer und was weiß ich. Da mussten die Menschen, die verschiedene Sprachen gesprochen haben, auch miteinander zurecht kommen und durch andere Wege dazu kommen, die Sprache meines Gegenübers zu verstehen. Alleine durch das begeisterte Zuhören und Beobachten, wie die Menschen sprechen (und das verfolgen Kinder sehr aufmerksam!), ist man einen Schritt näher, die Sprache zu erlernen.

Es muss aber - wie bereits erwähnt - durch Begeisterung geschehen (und das ist in jedem Menschen angeboren und bei Kindern in dem Alter sehr ausgeprägt). Begeisterung kann man aber auch nicht erzwingen! Denn dann ist es wiederum nicht mehr Begeisterung, sondern Zwang, was bei Kleinkindern höufig zum Trotzverhalten führt - verständlich.

Frag sie doch am besten mal, ob sie lieber ein Kind haben will, das später mit Begeisterung die Dinge auffasst und das macht, was ihm Spaß macht oder lieber ein Kind, das mit Mühe und Fleiß, aber ohne oder nur mit wenig Spaß das erreicht, was es erreichen soll  oder - im besseren Falle - was es erreichen will, zu einem erfolgreichen, dennoch lustlosen Menschen wird.

Dreisprachig aufzuwachsen ist nicht so ungewöhnlich: Vater spricht eine Sprache mit dem Kind, Mutter eine andere und die Landessprache ist die dritte, die man vom Fernsehen und Kindergarten auch leicht lernt. (Beispiel meine Schwester: Vater spricht Spanisch, Mutter Englisch, und Deutsch können die drei mittlerweile auch, die älteren beiden fließend und bei der Kleinsten kommt es so schnell, dass es bis zur Einschulung sicher auch so weit ist.)

Wichtiger ist eher, dass nicht jedes Kind eine mehrsprache Erziehung "annimmt": manche sprechen die Sprache der Eltern zurück, manche verstehen es aber nur passiv, antworten aber in der Landessprache. Da sollte man dann vielleicht keinen Stress machen.

Aber gegen einen Versuch ist m.E. nichts einzuwenden.

Vier- und mehrsprachig ist eher schwierig, weil man halt nur zwei Eltern hat, aber wenn man viel Kontakt z.B. mit einem Großelternteil hat sicher auch nicht unmöglich.

Das kann ja nur positiv für das kind sich auswirken. Die meisten immigranten können schlecht deutsch weil sie eben nicht konsequent zweisprachig aufwachsen und die die deutsche sprachen mehr draußen lernen als zu hause, weil selbst die eltern manchmal kaum deutsch können, auch wenn sie schon fasst 20 jahre hier leben , unverständlich , aber sowas gibts ^^


Fallschirm88  25.06.2013, 08:59

oder weil sie von den eltern deutsch mit fehlern lernen.

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Dann kann sich das Kind nicht auf eine Sprache konzentrieren sondern wird völlig überflutet mit reizen und allem.

Wichtig ist es bei einer mehrsprachigen Umgebung vor allem, das das Kind die Sprachen klar trennen kann. Das geht dann gut, wenn den Sprachen Personen oder Gruppen zugeordnet sind, sprich wenn eine Person immer in der selben Sprache mit den Kind spricht. Spricht ein und die selbe Person wahllos in unterschiedlichen Sprachen mit einen (kleinen) Kind, dann lernt das Kind dies als eine Sprache, was dazu führt, das es die Sprache mischt.

Gegen 2-sprachig aufwachsen spricht meiner Meinung nach nichts, 3-sprachig finde ich auch ein bisschen übertrieben. Natürlich ist es toll, dass sie ihr Kind schon so früh wie möglich so gut wie möglich fördern möchte, allerdings sollte man es da auch nicht übertreiben und nicht schon die Kinder zu sehr unter Leistungsdruck stellen.

Was die Privatschule angeht: wenn sie meint, dass die öffentlichen Schulen in der Gegend nicht gut genug sind und ihr Kind in einer Privatschule besser aufgehoben ist - warum nicht, leisten können sie sichs ja. Die Ausbildung ist in einer Privatschule nicht zwangsweise besser (gibt auch gute öffentliche Schulen), aber was die Klassenkollegen angeht ist das Kind da vermutlich besser aufgehoben (auch was Ausländeranteil,... betriftt).