Katze Zahnfleischentzündung Tierarzt verschreibt Antibiotika dann Cortison und jetzt?
Hallo liebe Community,
meine Katze, die wir vor einem halben Jahr aus dem Tierheim geholt haben leidet seit 2 Monaten unter einer Zahnfleischentzündung, was darin mündete, dass er irgendwann nichts mehr gegessen hatte. Nachdem wir zum ersten Mal beim Tierarzt waren haben wir Antibiotika mit nach Hause genommen und ihm regelmäßig verabreicht. Es trat eine kurze Besserung ein, wurde aber wieder schlimmer.
Die Veterinärin meinte also, Virale Infektion oder Überreaktion des Immun-Systems. Sicherheitshalber sollten wir aber den Zahnstein entfernen lassen und zusätzlich zwei - bereits abgebrochenen - Zähne, da die Möglichkeit bestünde, dass der Nerv teilweise frei läge. Gesagt getan und auch gleich noch mehr Antibiotika hinterher um sicher zu gehen.
Es war dann wieder eine Zeit lang besser, bis ich am Montag wieder beim Arzt war: Zahnfleisch wieder feuerrot. Daraufhin hat er eine Cortison Spritze bekommen und mir wurde versichert, dass bis morgen eine Besserung einträte.
Tja jetzt sitze ich hier am Donnerstag und wende mich an euch. Das Zahnfleisch ist nicht mehr feuerrot aber auch noch nicht ganz verheilt. Wenn es nun aber eine Virusinfektion ist, müsste es doch wegen dem Cortison schlimmer geworden sein.
Er isst immer noch nicht selbstständig, nur ein Paar Happen, wenn ich ihn aus meiner Hand füttere...
Soll ich jetzt nochmal zum Tierarzt und mir die Salbe gegen Viren mitgeben lassen?
Ist diese Ärztin kompetent?
Mein kleiner Tiger und ich bedanken uns im Voraus bei Euren Antworten.
4 Antworten
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Wichtige Frage vorweg: Wurde sein Gebiss geröntgt? Nur eine Röntgenaufnahme gibt zuverlässig Aufschluss über das gesamte Ausmaß!
Da du sein Zahnfleisch als feuerrot beschreibst, gehe ich von etwas anderem aus: von FORL [= Feline Odontoklastische Resorptive Läsionen (Läsionen = Schädigungen, Störungen oder Verletzungen)], d. h. einer äußerst schmerzhaften Katzen-Zahnerkrankung. Dabei lösen bestimmte Zellen, auch Odontoklasten genannt, die Zahnsubstanz auf, was auf einer Fehlfunktion des Organismus basiert. Kurz gesagt: Der feline Körper bekämpft die eigenen Zähne. Diese Autoimmunerkrankung lässt sich in zwei Typen klassifizieren: Typ 1 geht mit Entzündungen einher; Typ 2 verläuft entzündungsfrei.
Typische Symptome dieser Erkrankung:
- starkes Speicheln
- Mundgeruch
- zögerliches Fressen trotz großen Hungers
- Nahrungsaufnahme mit nur einer Kieferhälfte
- Schiefhalten oder Schütteln des Kopfes
- Zähneknirschen
- wiederholtes Lecken über Mund- und Nasenbereich
Seinen Ursprung hat die Erkrankung im Wurzelbereich, weshalb Füllungen keinen Sinn ergeben. Das vollständige Entfernen der Zähne inklusive Wurzeln ist die optimale Behandlungsmöglichkeit, da das Tier nur auf diese Weise wieder schmerzfrei leben kann. Selbst bei kaum noch vorhandenen Zähnen oder gar Zahnlosigkeit kann die Nahrungsaufnahme problem- und vor allem schmerzfrei erfolgen, was bei anhaltenden FORL-Defekten nicht der Fall wäre. Ich selber kenne auch einen Kater, der zahnlos ist und sogar Trockenfutter bekommt (natürlich nur als Leckerli!) - was er genauso schnell und problemlos vertilgt wie zu „Zahnzeiten“ ;-) Außerdem sind Katzen ohnehin sehr einfallsreich und dazu fähig, ihre Beute auch ohne Zähne zu erlegen. - Vielmehr basiert die Zurückhaltung, Katzenzähne zu entfernen auf kosmetischen Gründen und ist somit schmerzhaft erkauft.
Ebenso wichtig: FORL wird durch Zahnfleischentzündungen und Zahnstein begünstigt, weshalb Zahnpflege unerlässlich ist. Außerdem können die Entzündungswerte im Blut das Herz in Mitleidenschaft ziehen, was lebensbedrohlich werden kann. Putze deinem Kater daher künftig am besten 2 bis 3x pro Woche die Zähne mit einer Katzenzahnbürste und Katzenzahnpasta (z. B. mit Geflügelaroma; kein Ausspülen erforderlich); beides bekommst du im Zoofachhandel und ist dort günstiger als in der Tierklinik. Beim Zähneputzen lege ihn auf den Rücken und halte mit der linken Hand sanft seine Vorderläufe fest, während du mit der rechten putzt; und bloß nicht dabei reden, das kann ihn nervös machen! Nach einer halben Minute ist alles vorbei, gib ihm dafür ein großes Lob! Zahnpflege ist neben einer artgerechten Ernährung der effektivste Weg, Zahnsanierungen oder -entfernungen zu vermeiden - beim Menschen verhält es sich nicht anders. Außerdem ist Vorbeugen stets besser als Heilen! Ist er jedoch nicht an die Prozedur zu gewöhnen, empfiehlt sich alternativ ein rohes Stück Rindfleisch.
Anbei: Was fütterst du? Zucker- und getreidelastiges Nassfutter oder gar Trockenfutter? Insbesondere Trockenfutter ist ein NoGo, denn die Stärkereste legen sich als zäher, klebriger Belag auf die Zähne und begünstigen Zahnstein! Darüber hinaus führt es auch leicht zu Übergewicht, Nierenschäden, Verstopfung, Diabetes und Übersäuerung (womit die Krebsgefahr steigt), und je nach Lagerzeit und -ort können sich Mykotoxine (Schimmelpilzgifte) bilden, die für uns Menschen nicht immer erkennbar sind. Es hat folglich nichts mit gesunder Katzenernährung zu tun und ist tunlichst zu vermeiden. Die beste Wahl ist immer noch zucker- und getreidefreies Nassfutter mit einem Fleischanteil von mindestens 60%.
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…, da der Platz leider nicht ausreichte:
Außerdem: Dass dein Kater schlecht frisst, ist bedenklich - schlimmstenfalls kann er dadurch eine hepatische Lipidose (Fettleber) erleiden. Wie entsteht eine Fettleber? Wenn dem Katzenkörper zu lange Zeit Nahrung entzogen wird, entsteht ein Energiemangel. Dadurch werden Fettdepots mobilisiert und gelangen in die Leber. Im Gegensatz zum Hund oder zum Menschen besitzt die Katze jedoch kein Enzym, das diese Fette in Energielieferanten umwandelt. Folge: Sie lagern sich in die Leberzellen ein, zerstören diese und beeinträchtigen die Leberfunktion massiv. Das Fatale: Die Leberverfettung löst Appetitlosigkeit aus, weshalb sie sich weiter verschlimmert.
Merke: Eine Katze muss nach spätestens 24 Stunden fressen, eine übergewichtige sogar nach 12 Stunden - tut sie es nicht, könnte es ihr Todesurteil sein! Nahrungsverweigerungen oder -entzüge, im Fall deines Katers durch Schmerzen verursacht, sind somit ein Fall für den Tierarzt. Selbst intensivmedizinische Behandlungen bei der Diagnose Fettleber verzeichnen nur eine Erfolgsquote von ca. 60%. Der Rest trägt schwerwiegende Leberschäden davon oder verstirbt an Leberversagen, was leider häufig der Fall ist.
Am besten, du wechselst unverzüglich zur Tierklinik; die haben dort mehr Möglichkeiten. Alles Gute für deinen Kater!
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Danke fürs Sternchen! Ich hoffe, es geht deinem Kater gut, zumal die Frage schon etwas länger her ist.
LG
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Es klingt brutal aber diese Maßnahme ist oft die Rettung: Zähne ziehen.
Das wird auch häufig schon bei sehr jungen Katzen gemacht wenn andere Mittel keinen Dauerhaften Erfolg versprechen.
Auch ohne Zähne können Katzen gut fressen.
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Es ist doch offentsichtlich eine Besserung eingetreten, oder nicht? Dann ist doch alles gut. Wenn es wieder schlimmer wirds, musst du natürlich wieder hin.
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das cortiosn baut sich meist alngsam ab -es ist ei nstaerker entzeundungshemmer, aber natuerlich heilt es nicht innerhalb von 1-2 tagen ab.
nach ostersn solltest du aber eine roetgenaufnahme machen lassen, damit man sieht, wie weit zaehne und zahnwurzeln geschaedigt sind.
und dann natuerlich auf FORL untersuchen lassen.
eine tierklinik hat da oft bessere testmethoden./