Kann mir jemand das Gleichnis - Lukas Lk 16,1-8 - vom schlechten Verwalter erläutern?

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Joachim Jeremias schreibt in seinem Standardwerk "Die Gleichnisse Jesu" dazu:

Der von jeher viel diskutierte Anstoß, den diese Geschichte immer wieder geboten hat, weil sie einen verbrecherischen Menschen als Vorbild hinstellt, sollte schwinden, wenn man das Gleichnis in seinem ursprünglichen Bestand (V. 1-8) betrachtet und von den Erweiterungen V. 9-13) absieht. Wie im Gleichnis vom nächtlichen Einbrecher wird Jesus an einen konkreten Vorfall, der ihm mit Entrüstung erzählt worden sein wird, anknüpfen. Er hat ihn absichtlich als Beispiel gewählt, weil er bei Hörern, die den Vorfall noch nicht kannten, doppelter Aufmerksamkeit sicher sein konnte. Die Zuhörer erwarten, daß Jesus mit einem Wort scharfer Mißbilligung schließen wird. Es trifft sie völlig unerwartet, daß Jesus statt dessen - den Betrüger lobt. Ihr seid empört? Lernt daraus! Ihr seid ja in derselben Lage wie dieser Gutsverwalter, dem das Messer an der Kehle saß, dem der Ruin seiner Existenz drohte, - nur daß die Krise, die euch droht, ja in der ihr schon mitten drin steht, unvergleichlich furchtbarer ist. Dieser Mann war »klug« (V. 8a), d. h. er hat die kritische Situation erfaßt. Er hat die Dinge nicht laufen lassen, er hat gehandelt in letzter Minute, ehe das drohende Unheil über ihn hereinbrach, - gewiß skrupellos betrügerisch, Jesus beschönigt das nicht, aber darauf kommt es hier nicht an - er hat kühn, entschlossen und klug gehandelt, sich eine neue Existenz gebaut.
Klug sein, das ist die Forderung der Stunde auch für euch! Alles steht auf dem Spiele!

Im Walvoord-Bibelkommentar steht zu Lukas 16,1-13:

"Mit dem Gleichnis vom unehrlichen Verwalter wollte Jesus seinen Jüngern deutlich machen, daß sie ihren Besitz für das Gottesreich einsetzen sollten. Der Exposition des Gleichnisses (V. 1 - 8 a) folgt die Auslegung für die Praxis (V. 8 b - 13).

Ein reicher Mann rief seinen Verwalter zu sich, um sich über seine Transaktionen Bericht erstatten zu lassen, denn es war ihm zu Ohren gekommen, daß sein Besitz verschleudert werde. Zur Zeit Jesu beschäftigten wohlhabende Männer häufig Verwalter, die die finanziellen Erträge aus ihren Ländereien anlegten. Ihre Funktion ist etwa der eines modernen Finanzmaklers oder Treuhänders vergleichbar, der das Geld seiner Kunden ebenfalls anlegt oder damit spekuliert. Die Geldmittel, die sie kontrollierten, waren also nicht ihr Eigentum, doch sie durften damit arbeiten, mit dem Ziel, das Vermögen ihrer Auftraggeber zu vergrößern. Der Verwalter, um den es im Gleichnis ging, hatte die Güter seines Herrn anscheinend schlecht verwaltet, so wie der jüngere Sohn sein Erbteil verpraßt hatte (Lk 15,13).

Der Eigentümer warf ihm dabei zunächst wohl eher Unverantwortlichkeit als Betrug vor (Lk 16,2) und entließ ihn. Um Freunde zu gewinnen, die ihm später Arbeit geben würden, fälschte der Entlassene daraufhin Schuldverschreibungen, indem er die Außenstände der Schuldner seines Herrn von hundert auf fünfzig Eimer Öl bzw. von hundert auf achtzig Sack Weizen verringerte. Er dachte sich: Sie werden mich in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich von dem Amt abgesetzt werde (V. 4).

Als dem reichen Mann zu Ohren kam, was sein Verwalter getan hatte, lobte er den ungetreuen Verwalter, weil er klug gehandelt hatte. Das soll nicht heißen, daß er richtig gehandelt hatte, doch er hatte sich als vorausschauend erwiesen und versucht, sich materiell für die Zukunft abzusichern. Damit wollte Jesus den Jüngern nicht etwa beibringen, unehrlich zu sein, sondern materiellen Besitz für zukünftigen geistlichen Nutzen zu verwenden. Er machte ihnen also an einem schlechten Beispiel etwas Gutes klar.

Für die Jünger, die in einer zumeist von Ungläubigen bevölkerten Welt leben mußten, ergaben sich drei Lehren aus diesem Gleichnis. Erstens: Sie sollten ihr Geld dazu verwenden, Menschen für das Gottesreich zu gewinnen (V. 8 b - 9). Jesus sagte: "Die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts." Er machte also einen Unterschied zwischen seinen Jüngern und dem unehrlichen Verwalter, der ein echtes "Kind dieser Welt" war, das versuchte, sein Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Doch wie er sollten die Jünger, die "Kinder des Lichts" (vgl. Lk 11,33-36; Eph 5,8), klug (nicht unehrlich) handeln und sich den ungerechten Mammon für ihre gute Sache zunutze machen (Lk 16,9). Das Wort "Mammon" (mamOna) kehrt kurz darauf, in Vers 13, wieder, wo Jesus versichert, daß man nicht Gott und dem Mammon dienen kann. An dieser Stelle in Vers 9 ging es ihm jedoch in erster Linie darum, daß man sein Geld benutzen und nicht aufheben oder sich von seinem Reichtum versklaven lassen sollte. Der Mammon sollte den Jüngern dienen, nicht umgekehrt. Er sollte ihnen Freunde machen, wie auch der unehrliche Verwalter das Geld seines Herrn dazu verwendete, sich andere Leute gewogen zu machen. Wenn die Jünger so mit ihrem Geld umgingen, würden sie in die ewigen Hütten aufgenommen werden, denn ihr Reichtum konnte dann vielleicht mit dazu beitragen, anderen den Glauben an die Botschaft Jesu nahezubringen.

In Vers 10 - 12 folgt ein zweites Anwendungsbeispiel für das Gleichnis: Wer in Gelddingen ehrlich ist, dem kann auch in Wichtigerem vertraut werden. Das wahre Gut (V. 11) scheint sich hier auf die geistlichen Reichtümer des Gottesreiches zu beziehen, an denen die Jünger teilhaben sollten.

Die dritte Folgerung für die Nachfolge, die Jesus aus dem Gleichnis zog, lautete, daß ein Mensch nicht zwei Herren dienen kann, Gott und dem Mammon (V. 13), denn beide schließen sich gegenseitig aus. Die Liebe zum Geld bringt den Menschen von Gott ab (1Tim 6,10), und umgekehrt macht jemand, der Gott wirklich liebt, Geld nicht zum Hauptzweck seines Daseins."

Jesu sprach damit die Rechtfertigung der Hohepriester an (Lk.16,15).

Woher ich das weiß:Recherche