Gleichnis vom verlorenem Sohn (Bild- und Sachebene)?

2 Antworten

Hallo xam89,

mal grundsätzlich: Es gibt verschiedene Arten, ein Gleichnis auszulegen. Eine Methode ist die Unterscheidung nach Bildhälfte und Sachhälfte.oder Bildebene und Sachebene. Gemeint ist, dass der Erzähler eine Sache anhand von Bildern erklären will.

Bildhälfte ist also beim Gleichnis vom verlorenen Sohn bzw.. vom barmherzigen Vater alles, was sich in der Handlung konkret ereignet und zu sehen ist: Verlangen des Erbes, Verlassen des Hauses, Verprassen des Guts in der Fremde, Schweinehirt, Rückweg, Entgegenlaufen des Vaters, Aufnahme, Gespräch mit dem älteren Sohn usw.

Sachhälfte ist die Frage danach, welche Sache, welcher Gedankengang, welche Idee dargestellt werden soll. Da lässt sich ausgehen von der Ausgangsfrage der Pharisäer:

Lk 15 1 Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören. 2 Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. 3 Da erzählte er ihnen ein Gleichnis  ..... (Es folgt dann zunächst das Gleichnis vom verlorenen Schaf und dann dein Gleichnis.)

Die gemeinte Sache ist dann, dass sich der Vater im Gleichnis so verhält, wie sich Gott verhält (Der Vater ist aber nicht mit Gott gleichzusetzen. Das ergibt sich schon aus der Rede des Sohnes: … Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt ….)

Es handelt sich hier um ein zweigipfliges Gleichnis, bei dem der erste Teil bis zur Aufnahme des Sohnes geht, der zweite Teil dann das Problem mit dem älteren Sohn klärt.

Eine dritte Sache ist dann aber sehr wichtig: Fast alle Gleichnisse, auch dieses hier darf nicht in seinen Einzelheiten auseinandergefaltet werden und nach deren Bedeutung untersucht werden, sondern es kommt nur auf einen einzigen Vergleichspunkt an, auf den alles hinausläuft: Wie handelt Gott, wenn jemand zurückkehrt, und wie einfach wird ihm dies gemacht!

Und damit soll dann eine allgemein gültige Wahrheit ausgesprochen werden.

Und deswegen bin ich hier der Auffassung, dass eure Aufgabenstellung nicht sachgerecht ist! Euch ist nämlich anscheinend aufgegeben, hier das Gleichnis, was Bild und Sachebene angeht, Zug um Zug zu vergleichen.

Das wäre aber eine Behandlung des Gleichnisses als Allegorie, und das ist eine Auslegungsmethode, die mindestens schon seit 1900 (siehe Link!) nicht mehr angewendet wird.

http://www.pb.seminar-albstadt.de/bereiche/mnkwzgwagitgrel/religion/gleichni.pdf