Kann mir diesen Satz hier jemand erklaeren?

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"Jedes Mal, wenn jemand auf das Aufbrechen von Geschlechterrollen aufmerksam macht, untergräbt dies letztendlich das Konzept der Gleichstellung der Geschlechter, indem er impliziert, dass dies eine Ausnahme und nicht der Status quo ist."

Der Ausdruck "das Aufbrechen von Geschlechterrollen" ist blanker Unsinn: Wie kann man eine Rolle aufbrechen?

In dem Wort "aufbrechen" bedeutet "auf", dass etwas geöffnet wird, und "brechen" bedeutet, dass es mit zerstörender Gewalt geschieht, also indem Material zerbrochen wird.

Bei der wörtlichen Bedeutung von "aufbrechen" muss also ein geschlossenes Objekt vorhanden sein, das man öffnet, indem man Material durch Zerbrechen zerstört. Beipiele:

  • "Ich habe mein Sparschwein aufgebrochen, indem ich es in zwei Teile brach."
  • "Die Diebe haben den Kassenschrank aufgebrochen mit Hilfe eines Kuhfußes."

Nun kann man das Wort "aufbrechen" auch noch metaphorisch verwenden, also in einem bildhaften Vergleich:

"Sprich nicht vom Krieg, da brechen bei Opa wieder alte Wunden auf!"

Nun wird in deinem Beispiel "eine Rolle aufgebrochen". Eine Rolle Kaugummi kann ich aufbrechen, um mir ein Stück Kaugummi daraus zu entnehmen.

Der Ausdruch "das Aufbrechen von Geschlechterrollen" geht aber davon aus, dass man auch eine Geschlechterrolle aufbrechen kann.

Der dummschwätzende Autor meint damit, dass man die traditionell festgelegte Verteilung der Rollen von Mann und Frau

  • in der Arbeitswelt (Frau Frisöse, Mann Klempner usw.),
  • im Haushalt (Frau kocht und putzt, Mann repariert),
  • in der Politik (Männer machen Rüstung, Wirtschaft und Finanzen, Frauen Soziales, Kinder und Familie),
  • in der Ehe, in der Familie (Mann schafft an, Frau verwaltet das Geld),
  • bei der Kindererziehung, bei der Bekleidung (Jungs blau, Mädchen rosa), beim Geschlechtsverkehr (Mann oben und aktiv, Frau unten und passiv) und so weiter

ändern kann.

Ändern kann man in der Tat eine festgelegte Verteilung der Rollen, und wenn eine solche Verteilung so fest ist, dass man sie nicht ohne Gewalt verändern kann, kann man von "brechen" sprechen. Von "auf"-brechen aber höchstens im sozio-psychologischen Spinner-Seminar!

Weiter im Original-Text:

"Jedes Mal, wenn jemand auf das Aufbrechen von Geschlechterrollen aufmerksam macht,"

= Immer dann, wenn wer sagt: "Kuck mal, da steht ja ne Frau als Klempner auf der Leiter!" oder "Kuck mal, die Hebamme ist ja ein Mann!",

dann passiert Folgendes:

Dann wird ein Konzept "untergraben", schreibt der Autor. Das ist natürlich blanker Unsinn, man kann kein Konzept untergraben!

Was ist ein Konzept in diesem Fall? Laut Google ein "klar umrissener Plan, Programm für ein Vorhaben".

Einen Plan untergraben (im Sinne von sabotieren) kann man nicht einmal metaphorisch. Man kann höchstens die Bemühungen untergraben - also erschweren oder gar zunichte machen -, ein Ziel zu erreichen.

Der idiotische Autor schreibt hier von einem "Konzept der Gleichstellung der Geschlechter". Ein solches Konzept gibt es nicht. Denn diese Gleichstellung ist kein Plan von irgendwem (feministische Verschwörer?), und auch nicht lediglich ein Programm (etwa einer Partei), sondern wesentlicher Bestandteil des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland.

Der dumme Autor will also sagen:

Immer dann, wenn wer ruft, "Kuck mal, Mami, eine Frau als Kaminkehrer!", sagt diese Person indirekt (sie impliziert diese Aussage also):

"Es ist eine Ausnahme, dass eine Frau als Kaminkehrer arbeitet, und nicht der Normalfall (= "der Status quo", der bereits erreichte Stand der Dinge)."

Und immer dann, wenn wer sagt: "Kuck mal, eine Schonsteinfegerin!",

verhindert er damit am Ende (= "letztendlich"), dass Mann und Frau gleichberechtigt werden, gleichgestellt werden,

er sabotiert, er "untergräbt" damit also "die Gleichstellung der Geschlechter".

Der Autor sagt uns also:

  • Ruft nie "Sieh mal einer an: ein Mann als Sekretärin!" oder "Kuck mal da, da steht eine Frau auf dem Dach!"
  • Denn sonst wird ein Konzept untergraben!

Das ist offenbar der Gipfel dieser mehr und mehr umsichgreifenden https://de.wikipedia.org/wiki/Cancel_Culture

Gruß aus Berlin, Gerd

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Journalist, Buchautor, Dichter, wissenschaftlicher Lektor

ElegantEagle  01.05.2021, 10:53

Lob für das Buch, was du mal eben geschrieben hast. :)

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jedes Mal, wenn jemand hervorhebt, dass typische Frauen/männerarbeit auch von der anderen Seite gemacht werden soll, dann ist das negativ für die Gleichstellung, da er so andeutet, dass es diese Aufteilung überhaupt gibt und keine Ausnahme ist. Also dass es was besonderes und nicht normal ist.

Es gibt keine "Gleichheit" der Geschlechter, solange jedes "anders-sein" als Ausnahme betont und nicht für "normal" gehalten wird.

Zumindest sinngemäß...