Kann man dicke Altbauwände ohne Schimmelbildung dämmen?

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Eine Innendämmung sollte man nur im Ausnahmefall, z.B. bei Gebäuden die dem Denkmalgeschutz unterliegen, realisieren. Eine solche Dämmung ist eigentlich fast nur mit Nachteilen behaftet. So wird z.B eine aufwändige Verarbeitung notwendig, sonst droht z.B. Tauwasserbildung an Bauteilanschlüssen u.a.!

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Zur Aussendämmung:

Vor der Entstehung von Schimmelpilz brauchst Du nur Angst haben, wenn die Luftfeuchtigkeit nicht in ausreichendem Maße abgeführt wird.

Feuchte Luft ensteht beim bestimmungsgemäßen Gebrauch der Immobilie durch Atemluft, Kochen, Waschen, Baden, Haare fönen, Wäsche trocknen und, und, und...!

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Aber auch andere Gründe können die Ursache für hohe Luftfeuchte im Gebäude sein. Gerade ältere Bauten haben keine Horizontalsperre. Das sorgt auch schon mal für eine feuchte Kellerwand. Aber solange Du nicht mit drückendem Wasser zu kämpfen hast, läßt sich das alles mit einem vernünftigen Heiz- und Lüftungsverhalten in den Griff bekommen.

Ich plädiere also ausdrücklich für eine Aussendämmung!

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Im Zuge der Sanierung würde ich an Deiner Stelle ein Gesamtkonzept erstellen, in dem alle energetischen Komponenten berücksichtigt werden. (Fassaden- und Dachdämmung, Kellerdämmung, Solarthermie, Photovoltaik, Lüftung, Heizung....... ).

Auch wenn du nicht alles sofort realisierst, ist es doch ein unschätzbarer Vorteil, wenn man bestimmte Verlegewege schon vorbereitet hat.

Desw. werden bestimmte Sanierungspakete noch gefördert. Da ist es hilfreich, wenn man eine detailierte Übersicht hat.


Ich plädiere bei dieser Wandstärke aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und wegen der Gefahr von Auffeuchtungen/Schimmelbildung für eine Strahlungsheizung und NICHT für die Wärmedämmung.

Begründung:

Innendämmungen führen an Bauteilanschlüssen zu Wärmebrücken und Kondensatproblemen. Innendämmungen ziehen den Taupunkt weiter ins Mauerwerk und verursachen damit höhere Feuchten des Mauerwerks. Feuchtes Mauerwerk hat einen schlechteren Dämmwert. Innendämmungen führen bei Holzbalkendecken zu verstärktem Auffeuchten der Balkenköpfe mit der Gefahr von dortiger Fäulnis.

Außendämmungen haben eine relativ wasserundurchlässige Außenbeschichtung, um den Dämmstoff vor Regen zu schützen. Durch Temperaturwechsel (Dehnen/Schrumpfen) wird die Fassade früher oder später von festen Bauteilen (Fenster/Türen) abreissen. Die Gefahr des Eindringes von Feuchtigkeit besteht. Durch die mangelnde Fähigkeit der Fassadenoberfläche Tageswärme einzuspeichern, fällt die Temperatur der Fassadenoberfläche nachts häufig unter die Lufttemperatur. Die nun wärmere Luft hinterlässt an der kühleren Fassadenoberfläche Kondensat, was zur Algen- und Schwarzschimmelbildung führt. In den ersten Jahren werden diese optisch sichtbaren Erscheinungen durch Algizide und Fungizide in der Fassadenbeschichtung unterdrückt, die ständige Kondensatbefeuchtung der Fassade kann jedoch nicht unterbunden werden. Wenn eine Wasserschicht auf der Fassade ist, kann dahinter liegende Feuchte nicht entweichen. Das alte Mauerwerk ist also von der Entfeuchtung nach außen abgegrenzt.

Vor der Außenwärmedämmung konnte das Mauerwerk nach außen hin entfeuchten (Feuchte wandert in der Regel mit dem Wärmestrom), damit sank der Feuchtegehalt im Mauerwerk nach außen hin, wenn die Fassade nicht gerade regenbelastet war (großer Dachüberstand und stark strukturierte Fassaden - Gesimse - helfen die Fassade trocken zu halten). Mit der Dämmung kann also nur noch nach innen entfeuchtet werden. Das verlangt eine Lüftungsanlage, da die Praxis zeigt, dass sich in luftdichten Wohnungen mit Wärmedämmungen häufig Schimmel bildet. Insgesamt steigt die prozentuale Feuchte des Mauerwerks durch die Außenwanddämmung an. Der Dämmwert sinkt. 4-6% Feuchte im Ziegelmauerwerk bedeuten bereits 50% Dämmwertverlust!

Die Ziegelwand stellt sich durch Feuchteausgleich (Diffusionsvorgänge) auf die erhöhte Raumluftfeuchte ein. Die Feuchtigkeit wandert auch durch Diffusion in den außen aufgeklebten Dämmstoff ein. Am Taupunkt im Dämmstoff fällt flüssiges Wasser aus. Sehr viele Dämmstoffe sind nicht kapillar leitend, d.h. sie transportieren das flüssige Wasser nicht zum Verdampfen an Oberflächen. Im Dämmstoff fehlt jedoch Energie, um das flüssige Wasser wieder in den gasförmigen Zustand zu überführen. Das Wasser ist im Dämmstoff gefangen. Der Dämmwert sinkt, die Heizkosten steigen wieder, die Schimmelgefahr nimmt zu.

Warum die Strahlungsheizung für den Altbau?

Wärmestrahlung erwärmt die Oberfläche direkt. Das kennt man von der Sonnenstrahlung. Lufttemperaturen folgen den Temperaturen der strahlungserwärmten Oberflächen. An den von Wärmestrahlung erwärmten Oberflächen kann sich aus der kühleren Luft kein Kondensat absetzen. Wärmestrahlung verdrängt Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk und erhöht damit den Dämmwert des Mauerwerks. Wärmestrahlung führt zu einer gleichmäßigeren Erwärmung des Raumes durch Strahlungsaustausch.

Was lief falsch im Altbau?

Ursprünlich wurde der Altbau mit dem Ofen beheizt. Dieser erzeugte einen hohen Anteil an Strahlungswärme. Durch diese Wärmestrahlung wurde alle Innenraumoberflächen gleichmäßig erwärmt, die Feuchte wurde nach Außen verdrängt, der Dämmwert der Wände war durch Austrocknung hoch, es gab keine mit Wärme unterversorgten Raumecken, in denen sich Schimmel bilden konnte.

Dann kam in den 1960er Jahren die Zentralheizung auf. Die Räume konnten nun alle gleichmäßig durchgeheizt werden, jedoch entfiel schon mal bei dem einen oder anderen das regelmäßige Lüften, wie es beim Anheizen des Ofens nötig war. Die Wärme der Zentralheizung wurde durch Heizkörper unter dem Fenster in den Raum gebracht. Diese Heizkörper lieferten nun aber nur noch etwas 20% Wärmestrahlung und 80% Konvektionswärme (Warmluft). Die Warmluft steigt nun mal zur Decke und bleibt so lange da, bis sie abkühlt und wieder nach unten sinkt. In Ecken kommt die Luftbewegung kaum hin, damit kommt dort auch weniger Wärme hin. Die Ecken sind mit Wärme unterversorgt. Hier steigt die rel. Raumluftfeuchte an. Mit der ansteigenden Raumluftfeuchte steigt auch die Feuchtigkeit des Mauerwerks an, der Dämmwert sinkt. Im ungünstigen Falle geht das Spiel bis zu Schimmelbildung mit nahezu vollständigem Dämmwertverlust des Mauerwerks durch Auffeuchtung. Erschwerend kam seit den 1980er Jahren noch das luftdichte Fenster hinzu, was die Raumluftfeuchten insgesamt (nicht nur in den Raumecken) ansteigen ließ, mit weiterem Verlust des Dämmwertes des Mauerwerks.

Und, nun dämmen (und Feuchte einsperren) oder mit Wärmestrahlung trockenheizen?

Alte, dicke Wände brauchen nicht gedämmt zu werden. Eine Dämmung, egal ob von innen oder außen wäre ein Konstruktionsfehler. Gerade das Verlangen nach "Dichtheit" eines Gebäudes öffnet Tür und Tor für Schimmelschäden. Wird nicht 3x täglich gelüftet, so steht der Schimmel nicht nur bald vor der Tür, sondern ist schon drin. Das Problem aber ist, dass Menschen ihr Lüftungsverhalten in gedämmten Häusern kaum ändern und somit entsteht der Schimmel. Wie wollen denn Berufstätige beispielsweise 3 mal am Tag in jedem Zimmer stoßlüften?

Das ist alles Quatsch. Immobilien mit einer derartigen Wanddicke haben allerbeste Bauqualität und sind in ihrer Art und Weise heute nur noch sehr teuer nachzubauen. Eigentlich ist die Dämmung des Objektes bei der Wandstärke auch nicht notwendig. Ich würde im Zuge der Isolierungsoptimierung erstmal eine Wärmebildaufnahme von dem Haus machen. Deine kalten Wände können unter Umständen ganz andere Ursachen haben. Es ist auf jeden Fall besser, wenn Du Kältebrücken anhand von Wärmebilder identifizierst bevor das ganze Haus teuer verdämmt wird.

Wende dich mal an das amt für denkmalschutz.Kann sein das das gebäude unter enkmalschutz steht.Dan sind bestimmte auflagen zu beachten.