Kann es sein, dass es heute immer schwerer wird einen Job zu finden? Bzw. in den Arbeitsmarkt überhaupt hineinzukommen?
In den letzten Tagen habe ich aus Neugierde mal ein wenig im Internet mir Stellenanzeigen angeschaut... Da habe ich den Eindruck gewonnen, dass man einerseits von den Bewerbern immer mehr verlangt (mehr Qualifikationen) aber andererseits den Bewerbern immer weniger gibt (also miese Jobs, mit miesem Gehalt, oder gar keine richtigen Jobs...)...
Nur so als Beispiel: Da hatte es Job-Anzeigen, wo für ein Praktikum schon der Bachelor verlangt wird und in einigen anderen Anzeigen sollte man sogar einen Master haben für ein Praktikum!?
Glücklicherweise konnte ich durch ein paar Kontakte schon ein paar Praktika während des Studiums sammeln und ich dachte auch, es wäre für alle vorgesehen Praktika WÄHREND des Studiums zu machen und dass man NACH dem Studium einen festen, guten Job kriegt.
Bei einem Kumpel von mir, der schon den Master hat (er hat Maschinenbau studiert mit guten Noten), war es auch so, dass er, bevor er einen Job bekam (einen halbwegs passablen), auch zuerst ein sogenanntes "Trainee"-Programm für fast 2 Jahre absolvieren musste (das ist etwas besser als Praktikum aber auch noch nicht wirklich ein gut bezahlter, fester Job sagt mein Kumpel).
Im Internet habe ich dann auch gesehen, dass für solche Trainee-Programme die Firmen oft auch Master wollen... das heisst ja dann, Master plus noch 2 Jahre bis man den ersten festen Job kriegt? Kann das stimmen oder liege ich da falsch?
Kann es sein, dass es heute immer schwerer wird einen Job zu finden? Bzw. in den Arbeitsmarkt überhaupt hineinzukommen? Kann es sein, dass die Unternehmen einem irgendwie absichtlich so lange wie möglich keinen guten, festen Job geben wollen?
9 Antworten
Trainee-Programm ist kein Praktikum! Das interpretierst du völlig falsch! Die verdienen richtig gutes Geld und haben normalerweise auch einen festen Job. Alles andere würde gar keinen Sinn machen für das Unternehmen.
Dass Studenten mit "nur" Bachelor-Abschluss in Deutschland wenig Möglichkeiten haben, da deutsche Unternehmen in den meisten Fällen einen Master-Abschluss erwarten, das sollte bekannt sein. Wer da falsche Illusionen hat, hat sich nicht ausreichend informiert.
Ansonsten kommt's halt immer auf den Studiengang und die Zusatz-Qualifikationen an, die die Bewerber zu bieten haben.
Bewerber, die in dieser Beziehung gut aufgestellt sind...
- Studiengang, bei dem Bedarf am Arbeitsmarkt besteht
- gute Noten
- Praktikumserfahrungen
- gute Fremdsprachenkenntnisse
- Teamfähigkeit
die finden gute, interessante und auch gut bezahlte Jobs :-)
Jedoch in den Bereichen, wo es viel mehr Hochschul-Absolventen gibt, als der Arbeitsmarkt braucht, da sieht's natürlich anders aus. Aber das ist ja auch nicht verwunderlich, oder?
Wenn's in bestimmten Bereichen viele Bewerber und nur wenige Stellen gibt, dann bekommen halt nur die "allerbesten" einen guten Job und die anderen müssen nehmen, was sie kriegen können. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis - wie überall ;-)
In solchen Fällen wäre vielleicht ein anderer Weg, also ein anderer Studiengang oder eine Ausbildung in einem Bereich wo tatsächlich hoher Bedarf besteht, sinnvoller gewesen.
Dazu kommt auch noch sehr oft Unflexibilität der Bewerber .
Nur wegen einen Betthase nkönnen die nicht weiter fort als der Kirchturm klingt !!
Ja, das hast du richtig erkannt. Viele meiner Freunde haben nach dem Bachelor-Abschluss nicht direkt einen Job gefunden und mussten dann Praktika machen. Oft wurde dann ein halbes bis ein Jahr ein Praktikum gemacht aber sie wurden danach trotzdem nicht übernommen. Andere haben Jobs unter miesen Bedingungen, z. B. mit Mindestlohn oder 50-Stunden Woche bekommen. Der Markt ist hart umkämpft.
Natürlich nutzen das Unternehmen aus. So haben sie qualifizierte Arbeitskräfte, müssen aber nur wenig zahlen und sich nicht verpflichten.
Trainee-Programme sind in der Regel dazu da, jemanden auf eine Führungsposition vorzubereiten. Sprich jemand kommt aus dem Studium, hat kaum Berufserfahrung, soll aber eine Abteilungsleiterposition übernehmen. Dann schickt man diese Person durch ein Trainee-Programm, bei dem er alle wichtigen Firmenbereiche kennenlernt, sich aber auch Führungskompetenzen, z.B. durch Schulungen aneignen soll.
Die Trainee-Programme werden aber auch inflationär eingesetzt, auch für "normale" Positionen. Da gibt es dann keine besonderen Schulungen oder Einblicke in das Unternehmen, sondern man arbeitet regulär für weniger Geld. Also auch nichts anderes wie ein Praktikum.
Und wird sich das in Zukunft verbessern oder verschlechtern? Ich meine, einerseits, wenn der Trend konstant so weitergeht wirds ja immer schlimmer und dann gibts die Möglichkeit, dass es so schlimm bleibt oder dass es im System mal wieder einen Knall gibt und wirtschaftlich bessere Zeiten anbrechen, wo es Arbeit in Hülle und Fülle gibt und wo der Rubel rollt... so wie in vergangenen "Wirtschaftswunderzeiten"... die leider auch schon lange zurückliegen... wäre eigentlich mal schön und angebracht wenn es mal wieder so ein Wirtschaftswunder gäbe...
Nein,
Innerhalb meiner inzwischen 37 Jahre auf dem Arbeitsmarkt war es noch nie so einfach einen Job zu finden wie zur Zeit. Insgesamt war ich in der Zeit 10 Jahre trotz guter Aus- und Weiterbildung ohne Arbeit. Heute bekomme ich trotz meines Alters Angebote von Wettbewerbern meines Arbeitgebers (bei dem ich inzwischen auch schon 9 Jahre schaffe). Wer heutzutage eine handwerkliche oder industriell technische Ausbildung beginnt, kann davon ausgehen, dass er sich in den nächsten Jahren (vielleicht Jahrzehnten) den Job aussuchen kann. Ein Abitur ist nicht hinderlich, aber auch nicht nötig.
Das Problem was ich sehe ist eher der Berufsweg, den die meisten wählen. Es geht zur Schule bis zum Abitur, dann wird studiert (macht vielleicht noch das ein oder andere Praktikum) und man erwartet dann direkt einen verantwortungsvollen Ingenieuersposten in Festanstellung. Dass die Arbeitgeber da vorsichtig sind und dem Neuen dann einen Trainee-Posten anbieten ist für mich selbstverständlich. Wenn man bei dem Arbeitgeber bereits eine 3 1/2 jährige Ausbildung macht danach dann berufsbegleitend weiterlernt (z.B. Meister/Techniker) hat man sich bereits profiliert und der AG weiss genau, was er von Dir erwarten kann.
Stell Dir vor, Du hast den 2. Berufsweg gewählt, kennst 'den Laden von der Pike auf' und dann kommt einer von der Uni und will Dir erzählen wie der Hase läuft.
...wie gesagt ein Abitur ist nicht hinderlich...
und mit Abitur hat man natürlich mehr Möglichkeiten seine eigene berufliche Zukunft (auch ausserhalb des gesellschaftlich 'Normalen') zu gestalten.
Es muss einem nur klar sein, dass man nach dem Studium in einem handwerklich/technichem Berufszweig für den AG erst einmal weniger 'wert' ist als ein im Betrieb ausgebildeter Geselle. Das kann man sehr schnell durch gute Leistung 'korrigieren'. Man sollte auch nicht erwarten, dass nach dem Studium das Lernen aufhört.
Das sind eben unsere Kultusminister , da wird die Hauptschule , die Mittelschule und das Gymnasium [ früher hatte es auch noch Hilfsschulen !] zusammen gestaucht mit +30 /Klasse , daraus sollen dann Abiturienten kommen und die Unis überfluten. das gab es auch schon mal in einem Teil von D .
Du hast gleich 3 auf einmal:
Zu Deiner 1. Frage: Nein, es ist nicht schwieriger geworden, einen Job zu bekommen. Ich bekomme immer Zusagen - egal, wie alt ich bin. Es kommt also darauf an, wie Du Dich verkaufst und was Du kannst!
Ja, es kann sein, dass immer mehr verlangt wird an Qualifikationen. Aber warum auch nicht! Der Chef kann viel bekommen, wenn er danach fragt - also fragt er danach. Würde ich als Chef auch tun ;-) Du nicht?
Wenn Du dafür bezahlt werden willst und einen Vertrag ohne Zeitlimit haben willst, dann lebst Du eben in der falschen Zeit. Geh mit der Zeit und Du wirst einen Job haben. So einfach. Pass Dich an. Oder lass es und sieh, was passiert.
Yep, Du musst Deine Talente verkaufen: ich arbeite auch gerade in meinem dritten Beruf... Seit 30 Jahren berufstätig... Und eben die Bereitschaft, auch mit Fachhochschulabschluß "unter dem Niveau" zu arbeiten, sich ständig neue Dinge anzueigenn aus dem IT-Bereich und sich anzupassen an das, was gefragt ist.
Einerseits hat kein Unternehmen ein Interesse daran, einen guten Mitarbeiter zu verlieren. Anderseits ist es - auf Grund der Gesetzeslage - fast unmöglich, einen unbefristet beschäftigten "schlechten" Mitarbeiter zu entlassen. Folglich sichern sich die Firmen mit befristeten Verträgen, Praktikas und Traineeprogrammen vor Fehlentscheidungen bei der Einstellung ab.
Hmm... kann schon sein, dass du Recht ist. Wenn dem so ist, ist es dann nicht verwerflich ein Abitur und ein Studium ständig als "sicheren, goldenen Weg" anzupreisen, so wie es Politiker und eigentlich die ganze Gesellschaft tun?