Juden & Christen sind ein Volk?

10 Antworten

Das Christentum hat seinen Ursprung innerhalb des Volkes Israel.

Zur Erinnerung: Israel ist das Volk Gottes (Bundeschluss) seit dem Bundesschluss am Berg Sinai mit Gott und mit Mose als Vermittler und den 10 Geboten als Bundesurkunde.  Dies hatte seine Vorgeschichte in den Zeugnissen der "Erzväter“ Abraham, Isaak und Jakob. Wenn Gott seinen Bund mit Israel nicht aufgekündigt hat, gilt er also weiter, und das bedingungslos.

Nachdem Gott sein Volk aus Ägypten befreit hat, führt er es an den Berg Sinai, um mit ihm eine Bundesbeziehung einzugehen. Er nennt es erneut sein auserwähltes Volk. „Wenn ihr mir nun gehorcht und den Bund haltet, den ich mit euch schließen werde, sollt ihr vor allen anderen Völkern der Erde mein besonderes Eigentum sein […].“ (Exodus 19,5)

Im darauffolgenden Satz offenbart Gott auch, warum er Israel auserwählt hat. Er sagt, „Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern, ein heiliges Volk sein.“ (Exodus 19,6)

Der Bund Gottes mit Israel steht für sich. In diesem Zusammenhang spielt es auch keine Rolle, wenn wir als Christen in Jesus von Nazareth den Messias Israels sehen. Für Israel selbst spielt das keine Rolle, da der Bund Gottes mit ihnen ja weiterhin – ohne Einschränkung oder Zusatz – gilt. Sie sind und bleiben das "Volk Gottes“

Denkt man über diesen wichtigen Ausdruck nach "Königreich von Priestern“ muss man sich erst mal bewusst machen, was die Rolle eines Priesters ist, nämlich zwischen zwei Parteien zu vermitteln oder ihre Beziehung wiederherzustellen.

Aber wer sind in die beiden Parteien? Die einzigen anderen Charaktere in dieser Geschichte sind an diesem Punkt Gott und die Nationen. Also ist Israels Rolle, alle Nationen mit Gott wieder zusammenzuführen. Und hier sehen wir wieder: Gott erwählt einen von vielen, damit viele gesegnet werden.

Was bedeutet es, eine heilige Nation zu sein (Exodus 19,6)? Israel soll Gott repräsentieren; in dem, wie es als Gemeinschaft in Liebe lebt, in Gerechtigkeit und seiner Anbetung Gottes allein. Darum geht es in diesem Gesetz.

Israel ist nicht für die Erlösung erwählt, sondern für einen bestimmten Zweck. Es soll zeigen, wer Gott für alle Nationen ist, damit alle den einen wahren Gott kennenlernen und anbeten. Die Erlösung der Nationen war kein Plan B. Es war die ganze Zeit über Gottes Mission.

Israel ist in der perfekten Lage, um den Nationen Gott zu offenbaren. Sie haben Seine Macht und Rettung gesehen und selbst erlebt. Und trotzdem scheitert Gottes Volk immer und immer wieder an der Aufgabe, indem sie andere Götter anbeten und sich an Ungerechtigkeit und Unterdrückung beteiligen (z.B. Exodus 32, Jesaja 1-3).

 Jesus ist der Auserwählte

Der Prophet Jesaja verkündet, dass Gott einen Menschen aus der Menge erheben wird – einen auserwählten Messias – der die Rolle desjenigen erfüllen wird, der den Nationen Gott offenbart. Dieser Messias wird "ein Licht für die Nationen“ (Jesaja 42,6) und die "Rettung für die ganze Welt“ (Jesaja 49,6) sein.

Als Jesus nun in Erscheinung tritt, gibt er an, der Auserwählte zu sein. Er nennt sich das "Licht der Welt“ (Johannes 8,12) und beauftragt seine Nachfolger, die gute Nachricht seiner Auferstehung von den Toten bis "an die Enden der Erde“ zu verbreiten (Apostelgeschichte 1,8).

Gott erwählt also Israel und letztlich Jesus. Aber er bevorzugt nicht eine Gruppe von Menschen und schließt damit alle anderen aus. Stattdessen führt Gott seinen Plan aus, seine Liebe durch eine Gruppe oder einen Menschen über die ganze Welt auszubreiten.

Wir sehen das an Jesu Wirken und am Dienst seiner Nachfolger. Zum Beispiel eine von Jesu frühen Nachfolgerinnen war eine Samariterin, die nicht zum auserwählten Volk Israel gehörte (Johannes 4). Jesus lädt sie zu einem Gespräch ein und gibt sich ihr als der Messias zu erkennen, auf den sie und ihr Volk gewartet haben. Anschließend verkündet diese Frau die gute Nachricht von Jesus vielen Menschen (Johannes 4,39-42).

Das Neue Testament beinhaltet viele andere Geschichten von Jesus und seinen Nachfolgern, und erweitert diese Einladung an alle Menschen (z.B. Matthäus 8,8-12; 8,28-34 und 15,24-28; Lukas 17,11-19; Apostelgeschichte: 1,8; 2,1-21; 8,26-40; 9,15; 10,17-48; 13,46-48; 15,6-19; 16,1-15; 16,17; 19,8-20).

Deswegen adressiert Petrus eine gemischte Gruppe von Jesusnachfolgern in einem Brief als auserwähltes Volk, und bezeichnet sie als "eine königliche Priesterschaft, Gottes heiliges Volk, sein persönliches Eigentum“ (1. Petrus 2,9). Er sagt, dass jeder Mensch, der Gottes Gnade empfangen hat, jetzt eine besondere Rolle einnimmt als "ein lebendiges Beispiel für die Güte Gottes, denn er hat euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen.“

Wenn wir uns den frühen Jesusnachfolgern anschließen und andere Menschen in die Geschichte von Gottes Liebe für alle Menschen einladen, leben wir auch aus unserer Identität als Gottes auserwähltes Volk; diejenigen, deren besonderer Zweck schon immer die Verbreitung von Gottes umfassender Liebe für alle Menschen war

Gottes Linie der Verheißung, des Segens, der Erlösung und des Heils nimmt den Anfang bei Abraham und verläuft über dessen Nachkommen Isaak, Jakob (= Israel), Juda und König David bis sich alles in Jesus erfüllt. Er ist der verheißene Spross, Nachkomme und Sohn Davids. Das bezeugen die Geschlechtsregister des Matthäus, Kap. 1, 1- 6 und des Lukas, Kap. 3, 23-38. Jesus stiftet den neuen Bund, wie er bei der Einsetzung des Abendmahls spricht (Lk. 22, 20; Mt. 26, 28): „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“

Und der Auferstandene sendet seine Apostel aus, dass sie Menschen aus allen Völkern durch sein Wort und seine Taufe zu seinen Jüngern machen (Mt. 28, 19.20). Das meinte Jesus als er schon vorher sprach (Joh. 4, 22): „Das Heil kommt von den Juden.“ In dieser Weise erfüllte sich Gottes Verheißung an Abraham (1. Mose12, 3): „In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ Paulus schreibt (2. Kor. 1, 20): „Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm (Jesus Christus) das Ja.“

Gott ist treu und er erfüllt all seine Verheißungen.

Mit seiner Rede an seine Blutrichter macht Stephanus nochmal die ganze Heilsgeschichte deutlich (Apg. 7, 1-53). Im Hebräerbrief, Kap 11, lesen wir, dass sich die Heilslinie Gottes vom Glauben und nicht von der Abstammung her bestimmt.

Und Jesus Christus ist der Mittler des durch die Propheten verheißenen neuen Bundes des Glaubens an ihn (Hebr. 8, 8-13; 9, 15). Die Heilslinie Gottes verläuft von Abraham über Isaak, Jakob, Juda, David und kommt in Jesus zur Erfüllung. Sie verläuft nicht von David über die Theologie der Pharisäer und Schriftgelehrten, vorbei an Jesus, zu den Rabbinen des nachchristlichen Judentums.

Für das fleischliche Israel, das damals wie heute, nicht an die Erfüllung der göttlichen Verheißungen in Jesus Christus glaubt, gibt es keinen anderen zusätzlichen Heilsweg von der Abstammung her.

Die alttestamentlichen Verheißungen erfüllen sich an und in Jesus Christus und nicht an ihm vorbei! Der Glaube an Jesus als an den Gottessohn und Christus, als den Heiland und Retter für alle Völker, vermittelt die Zugehörigkeit zum Volk Gottes.

Der Apostel Paulus macht das wahre Jude-sein von der Beschneidung des Herzens abhängig (Röm. 2,28.29, vgl. Offb. 2, 9): „Nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, sondern der es inwendig verborgen ist, und das ist die Beschneidung des Herzens, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht.“ Es ist die Beschneidung, die in der Taufe durch Christus empfangen wird (Kol. 2, 11.12).

Der Apostel Paulus macht das Geschehen an einem Bild klar (Röm. 11, 16 ff.). Israel, das Volk Gottes, ist vergleichbar einem kultivierten Ölbaum. Seine Wurzel ist heilig, denn sie ist die Erwählung, Gabe und Verheißung Gottes. Durch diese Wurzel sind die Zweige des Ölbaumes ( Israel)geheiligt. Die Zweige der Unfruchtbarkeit und des Unglaubens aber wurden herausgebrochen und andererseits etliche wilde Ölzweige (die aus den Nationen/ Heiden) eingepfropft. -

Die Mehrzahl der Juden hat die Verheißung und Erfüllung in Jesus Christus nicht geglaubt und ihn verworfen. Sie wurden als Zweige herausgebrochen. Aber Menschen aus den Heidenvölkern haben sich Jesus Christus im Glauben ergeben und so Gottes Verheißungen an Israel erlangt. Durch ihren Christus-Glauben sind sie Glieder des Volkes Gottes, des geistlichen Volkes des neuen Bundes geworden.

 Den eingepfropften wilden Ölzweigen sagt Paulus warnend, wenn ihr nicht im Glauben an Christus bleibt, werdet auch ihr herausgebrochen und abgehauen werden. Und über die abgehauenen Ölzweigen des fleischlichen Israels sagt er, wenn diese zum Glauben an Christus kommen, werden sie auch wieder eingepfropft. Wie viele wilde Ölzweige (Heiden) durch den Glauben noch eingepfropft oder auch wegen ihres zwischenzeitlich eingetretenen Unglaubens wieder herausgebrochen werden, liegt im verborgenen Ratschluss Gottes. Und ebenso entscheidet Gott, wie viele Nachkommen der der einmal herausgebrochenen natürlichen Ölzweige (Juden) durch den Glauben an Jesus Christus wieder eingepfropft werden.

Durch die Zeiten hindurch und auch am Ende steht da nur der eine Ölbaum – das eine Volk Gottes - mit seiner göttlichen Wurzel und seinen Zweigen aus den Juden und den Heidenvölkern. „So - auf diese Weise - wird ganz Israel gerettet werden.“



Biologisch haben einige Menschen aus dem jüdischen Volk natürlich Kinder bekommen und diese wurden dann irgendwann zu Christen. Aber das heißt doch nicht, dass Christen per se mit Juden verwandt sind bzw. Zum jüdischen Volk gehören. Der Germane Bernhart der im 10. Jahrhundert zum Christentum konvertierte hatte keinerlei biologische Verbindung zu irgendwelchen Völkern des nahen Ostens.

Das Christentum an sich entwickelte sich gewissermaßen aus dem Judentum heraus, ja. Natürlich gibt es da eine theologische Connection zwischen den Abrahamitischen Religionen.

Paulus definiert im Römerbrief sogar den Begriff eines Juden neu. Grob gesagt ist jeder, der von dem Heiliten Geist beschnitten wurde, ein Jude. Natürlich bezeichne ich mich weiterhin als Christ, aber letztendlich kommt es ja auf die Beziehung zu Gott bzw. Jesus Christus an. Ich habe auch den selben Gott wie ein Jude, Yahweh, ein Jude glaubt nur nicht, dass der Messias (Jesus) bereits auf der Erde gewesen ist, sondern wartet noch auf ihn ... wenn ich da jetzt nicht etwas ganz Falsches sage✝️🙋🏻‍♀️

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Königskind ❤🔥✝️

Über seine Mutter Maria war Jesus ein Jude aus dem Stamm Juda. Auch sein Adoptivvater Joseph war ein Jude aus dem Stamm Juda. Die Geschlechtsregister von Jesus finden sich in Matthäus 1 (über Joseph) und Lukas 3 (über Maria).

Jesus hat sich an das Gesetz de Mose aus dem Alten Testament gehalten, das dem Volk Israel gegeben wurde. Als einziger hat Jesus dieses Gesetz komplett eingehalten und es erfüllt und zu seinem Ende bzw. Endziel gebracht (vgl. Römer 10,4).

Jesus sagte: "Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen!" (Matthäus 5,17). Jesus war der erste Mensch, der das Gesetz erfüllt hat und in Wort, Tat und Gedankenwelt völlig sündlos gelebt hat. Deshalb konnte er stellvertretend für unsere Sünden sterben.

Vor einem reinen und heiligen Gott könnten wir mit unserem Leben nicht bestehen, da wir alle Sünder sind. Doch durch die Annahme des stellvertretenden Opfers von Jesus am Kreuz erhalten wir Vergebung unserer Sünden (1. Johannes 1,9), werden von aller Sünde reingewaschen und können rein und heilig vor Gott stehen. "Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; aber die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn" (Römer 6,23).

Die Propheten des Alten Testaments sagten das Erscheinen des Messias voraus. Dieser Messias sollte einmal als leidender und verachteter Messias und noch einmal als königlicher und herrschender Messias kommen.

Im Leben von Jesus wurden die Vorhersagen des leidenden und verachteten Messias erfüllt, z. B.: "Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden. Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, jeder wandte sich auf seinen Weg; aber der Herr warf unser aller Schuld auf ihn. Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut" (Jesaja 53,4-7).

Die Vorhersagen über den Messias, der als König kommen und herrschen wird, sind noch offen und werden sich in der Zukunft erfüllen (wenn man an die Worte der Bibel glaubt). Diese Zeit wird auch als Messianisches Reich oder Tausendjähriges Reich bezeichnet. Darüber berichtet auch Johannes in Offenbarung 20. 

In Antiochia wurden die Nachfolger der Lehre Jesu und der Apostel zum ersten Mal "Christen" genannt: "Und Barnabas zog aus nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen, und als er ihn gefunden hatte, brachte er ihn nach Antiochia. Es begab sich aber, dass sie ein ganzes Jahr zusammen in der Gemeinde blieben und eine beträchtliche Menge lehrten; und in Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt" (Apostelgeschichte 11,25-26).


Freewheelin  05.08.2024, 01:42

Good News.... Religion ist heilbar

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chrisbyrd  05.08.2024, 08:30
@Freewheelin

Religion (= von Menschen aufgestellte Regeln, Traditionen und Rituale) ist hoffentlich heilbar... :-)

Der Glaube an Jesus Christus (= die Wahrheit) braucht nicht geheilt zu werden... ;-)

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Kommen die Christen nicht von Juden?

Ja. Jesus war ein jüdischer Prediger

Sind Christen im Prinzip nicht "Juden" die nur an ein neues Testament glauben?

Nein. Es gab in der ganz frühchristlichen Zeit, in den Jahrzehnten nach Jesu Tod, eine heftige Diskussion um die Frage, ob Nicht-Juden der neuen christlichen Sekten beitreten dürfen.

Das wurde schließlich bestätigt - vor allem durch Paulus' Einfluss, glaube ich. Es gab aber noch ein Weilchen eine Unterscheidung zwischen den ursprünglichen Nachfolgern Jesu, die als Juden geboren waren, und den "Neuen", den "Heidenchristen", die ohne Blutsverwandtschaft zu Juden und oft ohne ein Verständnis jüdischer Kultur und Religion ins Christentum übertraten.

Diese Heidenchristen waren bald die Mehrheit, und christliche Gemeinden hielten sich nicht an jüdische Vorschriften und Traditionen.

Von daher kommen die Christen im Ursprung von den Juden, sind heute aber weder dasselbe Volk noch dieselbe Religion

Und die Juden nur an das alte Testament?

Wenn du sagst, die Juden glauben an das Alte Testament... Das ist wie: "in Süddeutschland isst man Pretzels. " In Süddeutschland isst man Brezeln, und "Pretzels" sind die amerikanische Kopie dieses Gebäcks.

Juden haben Torah und Tanach, das Alte Testament ist die christliche Version dieser Schriftensammlung.