John Cage und seine Schlüsselkomposition 4'33''?

3 Antworten

Hallo vxlxrxa!

4'33" spielt in mehrfacher Hinsicht eine Schlüsselrolle für die neue Musik des 20. Jahrhunderts.

  1. Der zu hörende Anteil in der Komposition besteht ausschließlich aus Geräuschen, die nicht von dem Musiker, sondern von der Umgebung ausgehen. Natürlich war keine Musik bis dahin frei von Umgebungsgeräuschen, sie wurden aber immer nur als Störung wahrgenommen. Jetzt bekommen sie die eigentliche musikalische Substanz.
  2. Der kompositorische Anteil an dem Stück besteht darüber hinaus aus einer Zeitgliederung. Der Pianist schließt genau nach Stoppuhr den Flügel und öffnet ihn wieder. Das verweist auf eine musikalische Formgestaltung, die in Zeitrelationen stattfindet. Auch dies eine Sache, die alle Musik vorher auch schon aufweist, doch durch die Reduktion darauf wird die Zeitform zu einer Gestalt für sich allein.
  3. Der Ort der Aufführung, den Cage gewählt hat, eine Straßenkreuzung mitten in New York, ist eine Entscheidung, mit der Musik den Konzertsaal zu verlassen und in ein profanes Ambiente zu wechseln, in dem kein ausgesuchtes Konzertpublikum, sondern zufällige Leute auf der Straße zu Hörern werden.

Gruß Friedemann

Hallo,

Du weißt, worum es bei diesem Stück geht? Hören kann man es ja nicht, aber eine Aufführung kann man ansehen.

Die Frage hat schon ein wenig eine philosophische Dimension. Ich denke, hier geht es darum, den Musikbegriff so weit auszudehnen, dass er von keiner sinnvollen, logischen Definition von Musik mehr erfasst werden kann. Denn eine Definition von Musik, die auch dieses Stück erfasst, schließt nichts mehr aus.

Ein größerer Bruch mit der Tradition ist kaum denkbar.

Das Werk kann theoretisch von jedem adäquat (!) aufgeführt werden, auch wenn er weder musikalische Ausbildung, ja nicht einmal eine musikalische Begabung hat. Somit gibt es eine unmittelbare Verbindung zu Joseph Beuys Aussage 'Jeder Mensch ist ein Künstler', die ja auch den hergebrachten Begriff von Kunst auf den Kopf stellte.

LG
Arlecchino

Bei 4 33 gibt es keine vorgegebenen Noten. Die Musiker halten sich an keine Regeln, das Stück unterteilt sich zwar in drei Sätze, welche exakt vorgegeben sind.

Dieses Stück bezeichnet die Musik nicht als etwas, was eine Person(engruppe) spielt, sondern zeigt, dass Musik in dem liegen kann, was um uns herum passiert.

Wir achten immer weniger auf uns und unsere Umwelt, dieses Stück zeigt uns 4 Minuten 33 Sekunden lang, was um uns herum passiert. Es regt zum Nachdenken um Stille und Andere an.

Hier mal ein Zitat Cages zu 4 33: " I realize that it's going on continuously"

going on continuosly, es geht immer weiter.

Das Stück verändert sich jedes mal wenn man ihm zuhört (denn es wird nicht im klassischen Sinne "gespielt"). Cage sagt selbst, es geht immer weiter.

Hoffe das hilft etwas.