Ist Rechtschreibung in der heutigen Zeit überhaupt noch wichtig?
Anlass meiner Frage ist eine neue Regelung, wie sie das Hessische Kultusminesterium kürzlich getroffen hat. Zukünftig sollen im Fach Deutsch bei einer Klausur in der Oberstufe nur noch maximal zwei Notenpunkte (statt bisher maximal vier) abgezogen werden können, wenn die Klausur erhebliche Mängel in Rechtschreibung, Ausdruck und Grammatik aufweist. Eine Klausur, die in kaum lesbarem Deutsch abgegeben wird, kann also noch mit einer Note von 13 Punkten (1-) bewertet werden, wenn sie ansonsten tadellos das Thema trifft.
Was haltet ihr von solchen Regelungen? Ist das den Schülern gegenüber fair? Oder wird das Abitur in Deutschland durch solche Regelungen noch mehr inflationiert? Ist Rechtschreibung heutzutage nicht mehr wichtig, oder befürchtet ihr einen Verfall der deutschen Sprache, ja möglicherweise sogar einen kulturellen und sozialen Verfall?
Ich bin gespannt auf Eure Antworten!
P.S. Einen interessanten Artikel aus der FAZ zum Nachlesen über die neue Regelung des hessischen Kultusministeriums findet ihr hier: http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/region/rechtschreibung-fehler-in-deutsch-werden-kaum-noch-gewertet-14573390.html#GEPC;s2
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Für mich ist Rechtschreibung nach wie vor sehr wichtig und wenn ich nicht gerade etwas meinem Dialekt verfalle und ein paar wenige Wörter vereinfacht schreibe (aus nicht wird z.B. nich), achte ich da sehr drauf und korrigiere kleine Fehler. Aber ich habe Rechtschreibung auch noch richtig gelernt und beherrsche sie ziemlich gut, inkl. Kommasetzung.
Ich habe einmal gelesen, dass schlechte Rechtschreibung der "Mundgeruch des Internets" ist. Ich finde diesen Vergleich ziemlich treffend. Erstens, weil durch eine gute Rechtschreibung alles gleich viel seriöser wirkt, gerade im Internet ist das wichtig (wer kennt sie nicht, die Spam-Werbung in grässlichem deutsch). Zweitens habe ich immer den Drang, Leute zu verbessern, wenn es fatale Grammatik- oder Rechtschreibfehler sind.
Da denke ich mir dann immer: "Bist du zu blöd, um richtig zu schreiben?". Womöglich hat das auch etwas mit Intelligenz und Reife zu tun. Denn ich kenne niemanden, den ich als intelligent einstufen würde, der nicht auf Grammatik, Rechtschreibung sowie Groß- und Kleinschreibung achtet.
Und dann immer diese Ausrede: "Ich habe keine Lust, auf Rechtschreibung zu achten". Wer sie wirklich beherrscht, der muss doch darauf gar nicht achten, sondern schreibt es direkt richtig. Oder liege ich da falsch?
Wo kommen wir denn da hin, wenn der Großteil die eigene Sprache nicht mehr richtig beherrscht? Bekomme ich in 10 Jahren dann Post von Anwälten, Internetanbietern und sonstigen Ämtern, die vor Schreibfehlern und schlechter Grammatik nur so strotzen? Wer nimmt das denn dann bitte noch ernst?
Also sollte jeder sich und seinen Mitmenschen den Gefallen tun, und die deutsche Sprache in Wort und Schrift richtig lernen!
Im Grunde gehe ich bei deinen Ausführungen mit dir, bin aber der Meinung, dass du nicht so hart pauschalisieren darfst. Es gibt genug Leute, die aufgrund einer (nachgewiesenen!) Lese- und Rechtschreibschwäche die Komplexität einer Schriftsprache nicht erlernen können. Sie beherrschen die Grammatikregeln zwar perfekt, können sie aber nicht anwenden, wenn sie schnell mal einen Text abtippen müssen. Bei vielen bleibt eine Legasthenie auch unerkannt, oder die Schwäche liegt an einem Hör- oder Sehfehler. Hier bedarf es noch vieler Forschungen, um die Menschen fair zu beurteilen. Aber da es inzwischen so viele auch einfach Dumme und Faule unter den "Schlechtschreibern" gibt, fällt es immer schwerer, diejenigen nicht zu benachteiligen, die eigentlich gar nichts dafür können. Und so schert man oft alle über einen Kamm. Deine Antwort geht etwas in die Richtung, deshalb mein langer Kommentar.
Allerdings entwickelt sich Sprache nun mal weiter - ein stures Verharren auf der aktuellen Entwicklungsstufe ist unsinnig, und daher die neue Regelung als sinnvoll zu bewerten!
Einerseits hast du sicher Recht, jedoch finde ich es auch nicht toll die Ansprüche zu senken um auch den dummen gerecht zu werden.
Die Nachlässigkeit in der RS
1. ist ein Zeichen für allgemeine Nachlässigkeit. Die schwache Form verrät den schwachen Inhalt.
2. erschwert das Lesen, ist also leserunfreundlich,
3. senkt das Niveau der höheren Bildung immer weiter ab, um jedem, auch dem ganz Ungeeigneten, das Abitur hinterherzuwerfen
Ziel ist es, möglichst vielen Schülern den Zugang zur Uni zu ermöglichen. Nicht nur in Hessen ist man gerne bereit, dafür das Niveau etwas zu verringern.
Das kommt natürlich vor allem den Kindern zugute, die eine andere Muttersprache haben.
Ich halte davon nichts.
Und am Ende sitzen diese Leute in der Uni, nehmen anderen die Plätze weg und hören spätestens nach dem 3. Semester auf, weil es einfach zu schwer ist. Nur weil man Abitur hat, ist man noch lange nicht intelligent genug, um studieren zu können..
Gute Rechtschreibung ist nicht nur für Abiturienten, sondern auch für alle anderen, die irgendeinen Schulabschluss besitzen, ein Muss. Ich bin sogar der Meinung, dass gute Grammatik insgesamt ein Muss ist.
Es erleichtert dem Leser enorm das Verständnis des Textes... und wenn man sich der Feinheiten einer Sprache bewusst ist, kann man sie auch entsprechend einsetzen.
Ausgenommen davon sind selbstverständlich Menschen mit nachgewiesener LRS... denn das ist etwas Anderes.
Trifft zu 100% meine Meinung! 👍