Ist Philosophie nutzlos?

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Ich glaube nicht, dass es viele Vertreter der empirischen Wissenschaften gibt, die auf Philosophen herabsehen - was sie aber wirklich verachten, sind Leute, die vorgeben logisch zu denken, obgleich sie genau das NICHT tun.

Was ich also sagen will ist: Es gibt Philosophen, die der Menschheit viel gegeben haben, es gibt aber auch Philosophen, die einfach nur Möchte-Gern-Philosophen sind (und auf die darf man ruhig herabsehen, denn sie haben wohl rein gar nichts verstanden).

Mir persönlich ist nicht klar, in welche dieser beiden Kategorien sich z.B. Ludwig Wittgenstein (in der ersten Phase seines Wirkens) einordnete. Und viele, die ihn damals verehrten ...

Euklid, Platon, und der große Logiker Kurt Gödel dagegen waren Philosophen, ohne die sich die Wissenschaften möglicherweise gar nicht so positiv entwickeln hätten können, wie das tatsächlich der Fall war ... (was z.B. wäre die Mathematik ohne das Axiom vom ausgeschlossenen Dritten, das - und dessen so ganz zentrale Rolle - als erster Euklid bewusst wurde?).


PlueschTiger  02.04.2014, 23:01
Es gibt Philosophen, die der Menschheit viel gegeben haben, es gibt aber auch Philosophen, die einfach nur Möchte-Gern-Philosophen sind

Was unterscheidet einen Philosophen von einem Möchtegern Philosophen?

sind Leute, die vorgeben logisch zu denken, obgleich sie genau das NICHT tun.

Die Realität hat in der Wissenschaft mehr als einmal gezeigt das Logik, sagen wir mal, Relativ ist. Gerade in der Astronomie passieren oft dinge die rein Logisch betrachtet unmöglich sind. Zudem würde ich sagen das Philosophie nicht unbedingt was mit Logik zu tun haben muss.

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grtgrt  05.04.2014, 01:42
@PlueschTiger

Auf Seite http://www.pinselpark.org/philosonst/01philosophie.html liest man (Zitat):

Philosophie (griechisch: Liebe zur Weisheit) ist das Streben der menschlichen Vernunft nach Wahrheit und „letzten Gründen“, insbesondere auch das Fragen nach der Stellung des Menschen in der Welt. Daraus resultieren die Einzelwissenschaften. ...

Mit der fortlaufenden Verselbständigung der Einzelwissenschaften seit Beginn der Neuzeit wurde die Definition der Philosophie als Universalwissenschaft problematischer. Heute wird Philosophie oft mit Erkenntnis- bzw. Wissenschaftstheorie gleichgesetzt. Sie soll die unbewiesenen, von den Einzelwissenschaften vorausgesetzten Prinzipien und Bedingungen (Axiome) klären.

Ich kann mir nicht vorstellen, wie die erste oder die letzte dieser beiden Definitionen erfüllbar sein soll, wo man beim Denken Logik außen vor lässt.

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grtgrt  22.06.2014, 17:17
@PlueschTiger

Logik ist NUR relativ in der Wahl der Axiome, von denen man beim logischen Argumentieren ausgeht. Genauer:

Logisch zu denken bedeutet, durch Anwendung logischer Regeln Aussagen W zu finden, die garantiert wahr sind, wenn gewisse andere Aussagen P (sog. Prämissen) wahr sind.

Ist eine dieser Prämissen NICHT beweisbar, so nennt man sie ein Axiom.

Als Axiome darf man natürlich nur Aussagen wählen, von denen es undenkbar ist, dass sie falsch wären. Beispiel eines Axoms ist das sog. Auswahlaxiom. Mathematiker verstehen darunter die von ihnen NICHT beweisbare Aussage: "Ist M eine nicht leere Menge wohldefinierter Objekte oder Begriffe, so lässt sich aus M stets ein Element auswählen."

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Philosophie ist nichts was du in dem SInne praktisch anwenden kanst, dass du dnn plötzlich die Lösung hast und alles erklären kannst und direkt irgendwelche Vorteile hast. Es lehrt dich aber das Denken und du lernst DInge zu hinterfragen, es ändert mehr deine Persönlichkeit als irgendwas sonst, kann man sich jetzt streiten ob das nützlich ist. Ich kann nicht sagen ob Naturwissenschaftler auf die Philosophie herabblicken, aber ich kann sagen, dass Philosophen teilweise auf Naturwissenschaftler herabblicken, weil sie ganz viele Behauptungen machen und als selbstverständlich annehmen, die aber in keiner Weise selbstverständlich sind, sondern eigentlich höchst problematisch. Zum Beispiel gehen sie davon aus, dass die ganze Welt erklärt werden kann und dazu noch auf Basis der Physik. Es ist aber sehr zweifelhaft ob zum Beispiel unser Bewusstsein so erklärt werden kann (Mary Gedankenexperiment von Frank Jackson). Außerdem schließt sie von einigen Fällen auf alle. Beispiel: Ich habe in meinem ganzen Leben nur weiße Schwäne gesehen, also sind alle Schwäne weiß. ABer es gibt eben auch schwarze Schwäne. Das gleiche machst du eben, wenn du ein Experiment durchführst und dann sagst unetr gleichen Umständen wird wieder ds gleiche geschehen. Es ist zwar nach einigen Versuchen sehr wahrscheinlich aber es ist keine Sicherheit. Die Naturwissenschaften schließen aber aus, dass es jemals anders sein könnte. Ich will jetzt nicht sagen, dass die Naturwissenschaften Quatsch sind oder so, aber sie sollten sich dessen bewusst sein. Natürlich sprechen technische Geräte udn auch die Medizin stark dafür, dass die Naturwissenschaften ihre Berechtigung haben, aber dennoch find eich sollte die NAturwissenschaft darüber nachdenken was sie tut und welche Berechtigung sie eigentlich dazu hat. Das ist zum Beispiel etwas was dir die Philosophie beibringt, dass man praktisch nichts mit Gewissheit wissen kann, auch nicht dass es eine Welt um uns gibt und wir uns nicht alles Matrix artig vorstellen. Letztlich müssen wir also entscheiden was wir glauben und wir sind wohl dazu angehalten einige Dinge anzunehmen um Leben zu können, aber es sind eben nur Annahmen. Das ist Philosophie!

qwert


willi55  15.02.2014, 14:47

qwen166 scheint nicht viel Ahnung von Naturwissenschaft zu haben. Diese kennen sehr wohl die Grenzen und wissen, dass sie nicht die ganze Welt erklären können. Das wollen sie auch nicht. Allerdings wird in populären Darstellungen dieser Unsinn verzapft. Selber denken ist besser, als dieses niveaulose Geschwätz nachzubabbeln.

Die Philosophie und andere Geisteswissenschaften veruchen die Erklärungslücken der Naturwissenschaften zu schließen. Allerdings können ihre Ergebnisse nicht experimentell überprüft werden. Es besteht daher immer die Möglichkeit, dass die Annahmen falsch und damit auch das Ergebnise falsch sind.

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qwert66  15.02.2014, 21:05
@willi55

Ich will nicht gesagt haben, dass die Naturwissenschaften glauben jetzt alles erklären zu können, sondern dass alles mit ihrer Methodik erklärt werden kann, auch wenn es eben noch viele Felder gibt auf denen man es eben noch nicht weiß. Letztlich bleibt aber das Problem, dass die Naturwissenschaften streng logisch betrachtet, aus ihrer Methodik, so wie sie vorgehen, nie mit Sicherheit sagen können, dass etwas wahr ist. Man kann, logisch gesehen, ich meine hier die philosophische Logik, nicht einmal sagen, dass die Erde Dinge anzieht. Wenn ich einen APfel in der Hand habe, kann ich nicht mit Gewissheit sagen, dass er nach unten Fallen wird. Ich denke in der Tat, dass die Naturwissenschaften sich diesem Problem in diesem AUsmaß nicht bewusst sind. Ich denke gerade in der theoretischen Physik und vielleicht auch auf dem Gebiet der Neurobiologie gibt es vielleicht Leute, die sich dessen bewusst sind, dass die Naturwissenschaften Lücken lassen, aber ich denke wenn du zu einem durchschnittlichen Ingeneur hingehst und im sagst, dass er nicht mit SIcherheit sagen kan, dass sein Motor funktioniert und er sich nicht in einen Kaktus verwandelt, dann wirst du auf wenig Verständnis stoßen. Und wenn man das "Wissen" der NAturwissenschaften anschaut, aus den AUgen eines extremen Skeptikers, dann kann man das nicht ausschließen.

Zum zweiten Absatz: Eine experimentelle Überprüfung, selbst wenn sie möglich wäre, würde uns eben auch keine Wahrheit geben. Das ist ja das Problem der Philosophie und sie ist sich dessen sehr bewusst, dass wir nichts mt Gewissheit sagen können, außer vielleicht dass es etwas gibt dass wir als uns wahrnehmen, dass denkt. Alles andere ist pure Annahme. Die Annahme dass etwas was man experimentell beweisen kann wahr ist, ist eben schon in einer gewissen Ignoranz der Naturwissenschaften geschuldet, philosophisch wäre ein solcher Beweis eben praktisch wertlos. Die Philosophie ist eben an einem Ounkt in der klar ist, dass es DInge gibt, die wir einfach annehmen müssen, auch wenn wir sie nicht wissen, zum Beispiel eben, dass es eine Welt um uns gibt und andere Menschen. Aber es gibt eben auch Menschen, die so etwas nicht machen, zum Beispiel David Hume oder andere Skeptiker.

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Welchen sinvollen Beitrag/Nutzen zum wohle der Menschheit stiften?

Vielleicht sollten wir uns mal klar machen, dass es verschiedene Formen von Nutzen gibt.

Die erste Form von Nutzen wäre das Nutzen durch praktische Umsetzbarkeit im Alltag. Durch eine Theorie wird hier der Alltag der Menschen erleichtert, dass sie praktisch genutzt werden kann. Ein gutes Beispiel für eine solche Theorie ist die Lorenzkraft: Ohne diese würde kein Motor funktionieren, kein Auto fahren.

Zu finden ist ein solcher Nutzen in der praktischen Philosophie- Ethik, politische Philosophie etc- wie auch bei Philosophen, die nach dem Glück oder dem Sinn des Leben fragen. Denn bei diesen Gebieten der Philosophie können Theorien entstehen, die unseren Alltag verbessern. Z.B. hat diese Philosophie die Grundlagen unseres Rechtsstaates geschaffen.

Die zweite Form von Nutzen hat jede Theorie, die uns hilft, die Welt zu verstehen, d.h. die uns das Gefühl gibt, die Welt zu verstehen. Diese Art von Nutzen hat fast jede Theorie, in der Naturwissenschaft ebenso wie in der Philosophie.

Und sehen Naturwissenschaftler (Vertreter der empierischen Wissenschaften) wirklich auf Philosophen herab?

Nun, sie haben vielleicht Grund dazu. Denn die Naturwissenschaft ist, was jede Art von Nutzen und das Hervorbringen von Konsens anbelangt, wesentlich erfolgreicher als die Philosophie.

Und einige Arten von Philosophie sind durch den naturwissenschaftlichen Fortschritt schlicht überflüssig geworden, z.B. die Metaphysik: Deren Fragestellungen, die erste Ursache, die grundlegenden Strukturen des Seins, können mittlerweile von der Naturwissenschaft besser beantwortet werden. Damit ist die Metaphysik wohl überflüssig geworden.

Selbiges gilt für die Ontologie, die ebenfalls von den Naturwissenschaften geschluckt wurde. Und die klassische Erkenntnistheorie wurde mittlerweile von der Psychologie und den Neurowissenschaften abgelöst.

Hoffe, ich konnte dir deine Frage beantworten: Die Philosophie ist in großen Teilen durchaus nützlich, aber einige Bereiche sollten wir wohl den empirischen Einzelwissenschaften überlassen.


qwert66  22.02.2014, 14:50

So einfach kann man das nicht sagen, dass die Naturwissenschaften Teile der Philosophie übernommen hätten. Das ist vielleicht in der öffentlichen Wahrnehmung so, aber in den letzten Jahrzehnten haben wir sowieso das merkwürdige Phänomen, dass Naturwissenschaften und Philosophie zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, aber beides nicht in Zusammenhang gebracht wird. Zum Beispiel wie unser Geist funktioniert und wie es ihn überhaupt geben kann, da ist eine riesige Diskussion in der Philosophie im Gange und geht mittlerweile eher in die Richtung, dass der Geist nicht identisch mit dem Gehirn ist oder von ihm verursacht ist, was aber eben weder die Neurowissenschaften noch sonstwen interessiert. Die Philosophie und die NAturwissenschaften haben komplett unterschiedliche ANsätze und ANsprüche, deswegen kann etwas völlig unterschiedliches rauskommen. Auch in der Erkenntnistheorie ist die naturwissenschaftliche Eklärung aus philosophischer SIcht nicht befriedigend.

AUßerdem ist die Methodik der NAturwissenschaft, wie ich bereits geschrieben habe nicht wirklich befriedigend. Ich würde es ablehnen zu sagen, dass die Philosophie durch die NAturwissenschaften ernsthaft bedrängt wird oder an Raum verliert, denn die NAturwissenschaften geben sich viel zu oft mit praktischen ANtworten zufrieden und sind in ihrer Methodik nicht konsequent genug. Aber die öffentliche Wahrnehmung ist wohl eine andere, wohl auch weil die Naturwissenschaften weniger anstrengend sind und die Illusion von Wahrheit mit sich bringt, in der Philosophie wird beständig gezweifelt, was in meinen AUgen so sein muss, da wir nie sicher wissen können, aber das ist eben anstrengend!

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die Frage kann man nicht knackig beantworten

historisch: Bis vor hundert Jahren waren Mathematik und Naturwissenschaften an der Philosphischen Fakultät angesiedelt. Mathe und Naturwissenschaften waren "Philosophie". DIe großen Philosophen des 18. und 19 . Jh., wie Kant und Hegel haben auch selbstverständlich Vorlesungen zu Mathematik und Naturwissenschaft gehalten!

Heute ist natürlich anders: Ich habe viele Experimental-Physiker in meinem Freundeskreis. Meine Physiker-Freunde sind sich sehr bewusst , dass Erkenntnis-Theorie die Basis ihres täglichen Werks ist und interessieren sich dafür. Aber es geht auch anders: Viele Experimentalphysiker, die meisten sogar, betreiben ihr Tagwerk als positivistisches Handwerk!

Sozial herabblicken können und machen die meisten es auch auf Leute gleichen Jahrgangs, die "Geisteswissenschaften" studierten: Als Physiker hast Du nach der Promotion Jobs mit Einstiegsgehältern zwischen 3000 - 5000 Euro, während die meisten abgeschlossenen Philosophen sich jahrelang mit Praktika und ZUsatzqualis gerade über dem Existenzminimum halten.

Hallo, wertester Mitmensch! ^^

Das Wohl der Menschheit ist doch vollkommen egal.
Die meisten Menschen machen doch sowieso alles kaputt!

Ganz gleich, ob nun bewusst oder unbewusst.

Doppelmoral, Scheinheiligkeit usw.

Man solle sich doch vorerst besser um das Wohl der Natur sorgen,
dann sind die Sorgen um das menschliche Wohl sowieso nur noch Nebensache.

Ist Philosophie nutzlos?

Ja und nein. Es kommt darauf an, welchen Nutzen Du erkennen kannst.
Aber wenn Du so willst, können wir noch einen Schritt weitergehen.
Dann können wir gerne die gesamte humanoide Existenz als sinnlos abstempeln.

Und sehen Naturwissenschaftler (Vertreter der empierischen Wissenschaften) wirklich auf Philosophen herab?

Nein, nicht jeder Mensch sieht einen Sinn darin, andere Menschen herabzuwürdigen.

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