Ist es wirklich so riskant Privatgebrauchwagen zu kaufen?

11 Antworten

Von privat sollte man tatsächlich ein Auto nur unter zwei Vorrausetzungen kaufen:

  • Man kann den Verlust verschmerzen, sprich, hat man ins Klo gegriffen, kann man damit auch leben
  • man sollte sich wirklich auskennen. Hier hilft es nicht nur generell mit Autos vertraut zu sein, sondern auch die Wehwehchen bestimmter hersteller oder Modelle zu kennen. so kann man ganz schnell sehen, was Masse ist.

Meine beste Freundin wollte sich als Übergangswagen, damit sie nicht laufend meine Karre nehmen muss einen schicken, günstig angebotenenen Audi A3 kaufen. Wir waren vor Ort und schon nach 5 Minuten war klar - das wird ein Griff ins Klo

Sich auskennen ist natürlich auch keine 100% Garantie, es senkt aber das Risiko enorm.

Hier ein paar Tipps:

  • Ob der Auspuff dicht ist, kannst du prüfen, in dem du hinten zu hältst. DAnn sollte sich ordentlich Druck aufbauen. tut es das nicht, weißt du, er ist undicht.
  • Wie die Bremscheiben und Beläge ausschauen, kannst du durch die Luftlöcher in den Felgen vergleichsweise einfach beurteilen. Zur Not: Rad ab, oder für 10 € oder so eine kleine endoskopkamera kaufen
  • Beim Wackeln an den Rädern kannst du zumindest grobe Mängel am Fahrwerk oder den Radlagern erkennen
  • das ausdrehen einer Zündkerze beim Benziner ist (meist) recht einfach. hier kann man mit dem Endoskop auch viel erkennen.
  • EIn blick auf den Kühlmittelbehälter, den Bremsflüssigkeitsbehälter etc. verrät auch sehr viel.
  • Öldeckel ab, und schauen, ob Schlamm dran! besonders dann wenn kühlwasser fehlt.
  • bei laufendem Motor am Auspuff richen. Stinkt er nach Sprit - finger weg!
  • Wenn die Motorkontrolleuchte an ist, egal was der Verkäufer sagt - finger weg!
  • schauen ob der leerlauf schön stabil ist, beim einschalten von Heckscheibenheizung und Klimaanlage sollte die Drehzahl schön stabil bleiben.
  • bei neuren Autos sollte die leerlaufdrehzahl irgendwo zwischen 600 und maximal 900 Umdrehungen liegen. höher ist ein Indiz für ein problem.
  • klingt er im leerlauf ungesund, oder und zieht er unregelmässig durch, stimmt was nicht
  • der Zustand des Keilriemens vertät einiges. wenn er risse hat wie Uschi Glas im Gesicht, kannst du davon ausgehen, dass auch der Zahnriemen nicht besser auschaut.
  • ungleichmässig abgefahrene Reifen deuten auf ein schlecht eingestelltes, verschliessenes fahrwerk hin.
  • ungleichmässige Spaltmaße deuten zumindest bei "Qualitätsautos" ich denke da an Premiumhersteller, auf Unfallschäden hin. weiß man das, muss man noch mal genauer hinschauen.
  • prüf die Fensterheber auf Funktion! sie gehen gerade bei älteren autos gerne kaputt.
  • dann halt eben die Klassiker! Roststellen usw... auch die Wartungszettel z.B. für Bremsfüssigkeit, zahnriemen, Öl etc. verraten vieles

du merkst, es ist ein sehr umfangreiches unterfangen..

ach noch was, tüv neu? darauf würde ich mich kaum bis nicht verlassen, der tüv guckt nur nach schweren mängeln.


Felyx6 
Beitragsersteller
 29.01.2024, 08:59

Dankeschön, das hat auf jeden Fall geholfen

Prinzipiell kannst du beim Gebrauchtwagenkauf Pech haben, aber viele Leute wollen einfach ihr altes Auto verkaufen.

Und da fängt schon mal das Überlegen an: Wieso wird das Auto verkauft? Ist der Grund glaubwürdig? Denn eventuell ist der Grund, dass der Verkäufer von einem schwerwiegenden Mangel weiß, dessen Reparatur sich nicht lohnt. Wäre also mal zu erfragen.

Darüber hinaus ist deine Vorgehensweise schon mal nicht verkehrt. Je mehr du über das Fahrzeug erfährst (Bilder, Text, Besichtigung vor Ort samt Probefahrt), desto besser. Das Sahnehäubchen wäre eine Vorstellung beim TÜV. Die machen extra Gebrauchtwagen-Prüfungen, kostet glaube ich knapp einen 50er.

Und wenn du am Ende doch zu viele Zweifel hast, kaufe bei einem gewerblichen Anbieter. Der kann die 12 monatige Gewährleistung nicht ausschließen und sobald ein Problem auftritt, ist der in der Beseitigungspflicht.

https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/reparatur-pflege-wartung/reparatur-rueckruf/pruefdienste/

Hier findet man Gebrauchtwagenchecks, die man vor Kauf mit dem Verkäufer abklären sollte. Gerade beim Erstkauf hat man nicht so DIE Ahnung, auf was alles geachtet werden sollte.

Gibt aber auch online Checklisten, wo bspw Dinge genannt werden, wo ein Laie nicht sofort drauf achtet. Nur einige Beispiele.

  • Bereifung (nur montiert oder mit Winterrädern), von den Reifen die Profiltiefe.
  • TüV Gültigkeit
  • Scheckheft gepflegt
  • Stimmt der Tachostand bspw mit dem Zettel im Motorinneren zum nächsten Ölwechsel überein.
  • Probefahrt (zieht der Wagen nach links oder rechts, wackelt das Lenkrad, kommt das Ding aus dem Arsch)
  • Bremsscheibenzustand
  • Allgemeinzustand (Lackschäden)
  • Bei unfallfreien Autos empfiehlt sich ein kleiner Magnet, der muss an jeder Lackstelle gleich stark haften.
  • Usw

Wenn man nichts von Autos versteht ist das wirklich sehr riskant.

Privatpersonen sind nur schwer zu belangen und du hast beim Kauf auch keine Gewährleistung.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass Privatpersonen ihr Auto oftmals erst verkaufen, wenn es sich nichtmehr lohnt das zu reparieren aufgrund von Defekten.

Das ist alles kein Thema und ich mache das ständig so. ABER: Man sollte sich technisch etwas mit den Autos auskennen, um beurteilen zu können in es in Ordnung ist. Alternativ kann man einen Freund mitnehmen der sich auskennt - falls man sowas im Freundeskreis hat.