Ist es respektlos, sich einen neuen Partner zu suchen, wenn der alte verstorben ist?

Nein 89%
Ja 11%

28 Stimmen

13 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Nein

Die Frau eines Arbeitskollegen hatte Krebs im Endstadion und wir kamen am Weihnachtsessen ins Gespräch. Ein intensives Gespräch, wo sie mir sagte, sie habe nicht Angst bald zu sterben. Das einzige wäre, sie weiss, dass ihr Mann nicht alleine leben kann und das bereite ihr mehr Kummer.

4 Wochen nach diesem Gespräch starb sie. Ihr Mann, die Zwei liebten sich wirklich sehr. Nur vier Wochen später, hatte er eine neue Freundin und es war ihm nicht recht.

Seine verstorbene Frau sagte ihm allerdings zuvor, wenn etwas ist, das ihn beschäftigt, solle er mich fragen, ich wüsste die richtige Antwort darauf, weil wir ein sehr gutes Gespräch hatten.

Und so konnte ich ihm sagen, was sie mir als Vermächtnis mitgab, dass sie sich eben wünschte, es ihr wichtig war, dass er bald wieder wen an seiner Seite hat.

Er sagte dann, er hatte das Gefühl, dass sie am Tisch sass, mit seiner neuen Freundin und ihm, zufrieden lächelte und dann wegging.

Das konnte ich ihm bestätigen, denn es war wirklich das, was sie mir zuvor sagte, dass dies ihre grösste Sorge wäre, um in Ruhe gehen zu können.

Ihr Wunsch wurde erfüllt. Eine grossartige Frau, denn sie sorgte für dieses etwas andere Testament, das mündlich bei mir hinterlegt war und sie ihm, bevor sie starb, sagte, wenn er an etwas zweifelt, dann solle er mich fragen, denn ich wüsste die richtige Antwort darauf und könnte ihm jeden Zweifel nehmen.

Das konnte ich dann auch, denn eben er kam zu mir. Das ist eine Geschichte die von Liebe geprägt war, ist und bleibt.

Dann erlebte ich noch eine andere Geschichte. Damals fuhr ich Taxi und ein Fahrgast buchte mich, zuerst zum Steinmetz, von da in die Druckerei, einen Blumenladen und dann zum Kaufhaus, des Sarges etc.

Er organisierte seine Beerdigung an jenem Tag und sagte mir, damals war ich 20, dass seine Erben nicht meinen müssen, sein Geld zu verprassen und ihn billig zu verscharren.

Also wählte er vom Feinsten für seinen Abgang und ich dachte, wie traurig, ist das denn? Was lief schief, warum diese Verbitterung. Ich meine die Fahrt war echt makaber und die Gespräche darin extrem berührend. Ich hörte einfach nur zu, weil es war gelaufen.

Ja, ich sah, er war ganz gelb im Gesicht und eingefallen. Ja, ich fuhr eigentlich mit einer noch lebendigen Leiche von einem Ort zum Anderen und das liess er sich auch grosszügig was kosten, inklusive Trinkgeld für mich, wo er sich echt nicht lumpen liess und ich sagte, nein, das ist doch nun wirklich nicht nötig, worauf ich gleich noch mehr bekam, so dass ich dann die Klappe hielt und nicht ganz wusste, also mich nicht ganz so locker verabschieden konnte, mit den natürlichen Redewendungen....

Zwei konträre Geschichten, am Ende des Lebens. Von daher zählt nur das, wie man miteinander umgeht, während wir hier weilen und da gilt es respektvoll miteinander umzugehen....denn ins Diesseits können wir nichts mitnehmen, ausser die Liebe, die wir schenkten und erfuhren.


mrquestion12345 
Beitragsersteller
 03.08.2022, 08:07

Wow, gerade Geschichte 1 bringt einen schon sehr zum Nachdenken!

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Prinzessle  03.08.2022, 09:45
@mrquestion12345

Ja dies berührt sehr. Es ist eine Geschichte voller Würde, obwohl er einen Monat nach dem Tod seiner geliebten Frau, eine neue, stabile Beziehung einging, Skrupel hatte...eben, dass dies doch nicht geht.

Bei mir aber der Wunsch seiner verstorbenen Frau deponiert war, dass ihr das wichtig war, einfach weil er nicht alleine sein kann.

Dazu muss man sagen, er hat einen sehr grossen, guten Freundeskreis. Das sagte sie mir auch, dass sie weiss, er wird da sicher sehr gut aufgefangen. Nur, dass er eben wirklich jemanden an seiner Seite braucht...damit er wieder glücklich wird.

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Prinzessle  04.08.2022, 07:31
@mrquestion12345

Lieben Dank für den Stern. Er möge auch dir stets hell leuchten, um dich auch in den dunkeln Momenten stets sicher ans Ziel zu geleiten. In dem Sinne alles Gute dir.

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Nein

ich halte es ganz und gar nicht für respektlos, denn hier sollte man immer den Einzelfall betrachten, es gibt da grundsätzlich keine "Faustregel", aber ich bin der Meinung, das, nur weil der Partner verstorben ist, man doch nicht dazu verdammt sein kann, den Rest seines Lebens alleine zu verbringen. Es muß jeder für sich selber entscheiden, ob und wann nach dem Tode seines Partners man wieder für eine neue Beziehung bereit ist, denn auch in einer neuen Beziehung kann man das Andenken an den verstorbenen Partner bewahren.


mrquestion12345 
Beitragsersteller
 03.08.2022, 16:32

Da hast du absolut Recht

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Nein

na ja, 2 Tage nach der Beerdigung wäre schon recht eigenartig.

Aber generell ist absolut nichts dagegen einzuwenden - oftmals hätte es der verstorbene Partner auch so gewollt.


Nill  03.08.2022, 06:28

Richtig eigenartig wärs mit dem neuen schatzi auf der beerdigung aufzutauchen

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gri1su  03.08.2022, 06:28
@Nill

daran hab ich noch gar nicht gedacht - aber stimmt :-)

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Nein

Der Tod ist das Ende der Beziehung man soll seinen verstorbenen Partner immer in guter Erinerung behalten aber das Leben geht weiter

Nein

Der Partner hätte sicher auch gewollt, dass der Hinterbliebende wieder jemanden findet. Es sollte natürlich nicht zu kurz nach dem Tod sein. Das kommt komisch.