Ist es eine wertende Aussage, wenn man sagt, eine Partei sei rechtspopulistisch, oder ist es einfach eine objektive Beschreibung eines Zustands?

13 Antworten

"Wertend" wird eine Aussage, wenn sie Begriffe benutzt, die mit Werturteilen belegt sind. Typisches Beispiel sind Schimpfwörter; die werden an sich grundsätzlich als (ab)wertend verstanden.

Schwieriger wird es bei Begriffen, die von einigen Menschen als neutral/sachlich verstanden werden, von anderen als Abwertung. So ist es zum Beispiel fast nie der Fall, dass "Linke" sich daran stören, "links" genannt zu werden; im Zweifelsfall bezeichnen sie sich selbst bereits so. Jemanden "einen Linken" zu nennen, wird also kaum je eine Beleidigungsklage nach sich ziehen (es sei denn, bei einer offensichtlichen, provozierend gemeinten Fehlzuweisung).

Bei "Rechten" ist das anders. Hier wird bei einem Großteil der Betroffenen das Attribut "rechts" auf entschiedene Ablehnung stoßen. Doch "Rechtssein" wird in Deutschland und in Folge unserer historischen Erfahrungen tatsächlich auch weit stärker als in den meisten anderen Ländern auch tatsächlich mit einem negativen Urteil verbunden.

Man kann also sagen: Selbst wo das Attribut "rechtspopulistisch" streng sachlich gemeint ist, wird es seinen negativ wertenden Charakter nie völlig ablegen (etwa so, wie ein "eisiger Wind" zwar als korrekt, aber nie als angenehm beschrieben gelten würde).

In der Politikwissenschaft ist das keine wertende Aussage. Da gibt es ein klares Differenzierungsschema (extreme right, radical right und populist radical right) und Kriterien, nach denen Parteien zugeordnet werden. Dass die Bezeichnung "Rechtspopulist" mitunter als Beleidigung und damit wertend aufgefasst wird, steht auf einem anderen Blatt.

Es ist eine objektive Beschreibung. Es gibt bestimmte Dinge an denen man Rechtspopulismus festmachen kann. Natürlich ist der Begriff für viele negativ belegt, aber das ändert nichts daran. Linkspopulismus ist ja auch keine wertende Aussage.

Das Wort populistisch ist eine wertende Bezeichnung.

Im Deutschen haben wir ohnehin ein Problem, selbst simple Sachverhalte neutral zu beschreiben. Wir benutzen (oft unbewusst) eine große Zahl wertender Begriffe, sodass eine Unterhaltung über ein im Grunde beiläufigesThema leicht in Missverständnis und gereizte Diskussion mündet.

Ein Dolmetscher hat mich mal darauf aufmerksam gemacht, dass wir im Deutschen deutlich mehr wertende Begriffe benutzen, als es zB im Englischen der Fall ist. Die sprachliche Vielfalt, die Möglichkeit unterschiedlich Nuancen auszudrücken, beinhaltet Wertungen, die wir oft unbedacht gebrauchen, ein anderer aber gleich in den falschen Hals kriegt.

Das kommt auf das zu beschreibende Objekt an.

Wenn ich zum Beispiel sagen würde: "Die Höcke-Truppe ist eine Gruppierung, die die freiheitlich-demokratische Grundordnung in Deutschland verteidigt", dann könnte man das für ein Werturteil halten. Es wäre aber eine objektiv inkorrekte Beschreibung.

Gruß, earnest