Ist das noch Meditation?

2 Antworten

Von Experte Buddhismus bestätigt

Eine wichtige Definition ist: Meditation ist ein Zustand ohne Ablenkung. Ein Fokus wie der Atem ist dabei nur ein Hilfsmittel. Es hilft, bei dem einen Gegenstand zu bleiben und sich nicht mit etwas anderem zu beschäftigen. Wer lange geübt hat und den Zustand wirklich kennt, der braucht diese Hilfsmittel nicht mehr.

Was du beschreibst, dir dein späteres Leben wie einen Film anzuschauen, bringt dich eher von der Meditation ab. Du bist ja dann mit deiner Aufmerksamkeit gerade nicht in diesem Augenblick, sondern abgelenkt.

Im übrigen geht es in der Meditation darum, dich selbst und die Realität besser kennen zu lernen, indem du deinen Aufmerksamkeit von dem, was außerhalb von dir geschieht mal abwendest und sozusagen nach innen schaust. Du richtest deine Aufmerksamkeit auf das, was in dir ist.

Ergebnisse der Meditation wie selbständig zu werden, viel zu erreichen oder auch gesund und ausgeglichen zu werden, sind angenehme Begleiterscheinungen. Aber darum geht es nicht. Meditation ist ein Lebensweg und ein großes Abenteuer, wobei immer wieder etwas Neues geschieht, wenn man dabei bleibt und immer wieder übt. 

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – 30 Jahre Belehrungen tibetischer Buddhismus; Zen

NotMyBae 
Beitragsersteller
 07.11.2023, 19:27

Vielen lieben Dank für Deine gut ausgeführte Antwort!

Meditaion kann visuelles Vorstellen beinhalten, genauso wie intensives Nachdenken oder Stille, Körperfokus (Fühlen, Riechen, Hören, genau genommen auch Sehen) oder eine Art von bewertungsfreier Akzeptanz.

An und für sich ist das also Meditation, du nutzt es meiner Meinung nach nur nicht optimal. Dir dein nächstes Leben vorzustellen hat mit deinem jetzigem Leben garnichts mehr zu tun. Wie willst du dein jetziges Leben verbessern wenn du schon im Nächsten bist?

Visualisier eher die Dinge die du in deinem jetzigen Leben erreichen willst, verbessern willst oder ändern willst.

Natürlich fühlt man sich dann gut, man hat sich ja ein schönes Leben vorgestellt, aber das Ziel einer Meditation ist eben das derzeitige Leben zu ändern, verbessern, etc.

Auch kann es so wie du es machst schädlich sein eine Bewertung einfließen zu lassen, was du aufgrund schöner Gedanken und Vorstellungen schon tust. Schaden kann sein, dass du mit der Zeit keine Lust mehr auf dein jetziges Leben hast, sondern eher auf das Nächste.

Konzentration steigt auf jeden Fall.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

NotMyBae 
Beitragsersteller
 07.11.2023, 19:06

Super, vielen Dank!

Eine Nachfrage würde ich aber stellen wollen: Ich visualisiere ja, indem ich mir mein Wunschleben vorstelle, gleichzeitig ist das ja immernoch ein Wunsch und somit möchte ich diesen ja auch erreichen. Deckt sich das nicht? Was sollte ich mir denn stattdessen vorstellen bzw. was kann ich verbessern?

Danke dir!

Tobimin5max15  07.11.2023, 19:14
@NotMyBae

Naja, im Prinzip deckt sich das. Es bringt nur nichts wenn du dir z.b. vorstellst dass du im Geld schwimmst. Davon kommt kein Geld rein. Stell dir eher vor was du tun könntest um Geld zu verdienen. Z.b. wie sehr es dir Spaß macht zu Programmieren (was dümmeres fällt mir wohl grad nicht ein :D). So macht es dir Spaß, du wirst von alleine gut darin, der Erfolg ist dabei ein wünschenswertes Nebenprodukt. So in Kürze. Prinzip verstanden? :)

Das ist zwar eigendlich ein anderes Prinzip als Meditation selbst, aber Meditation kann sehr gut genutzt werden um das zu intensivieren. Man fällt ja in einen tiefen Zustand der Ruhe, des Fokuses und bekommt einen, sagen wir mal Zugang, zu seinem Unterbewusstsein.

Mantras funktionieren ungefähr so. Wenn du dir in einer Meditation 100 mal sagst: "Ich werde heute viel lächeln", dann wirst du schon bei der Meditation mit genug Übung das Lächeln anfange, das wirkt sich dann nach INNEN, und kehrt sich nach der Meditation nach AUSSEN. Prinzip von Externalisierung aus der Psychologie.