Ist das LF 8/6 nicht ein großer Verlust für die deutsche Feuerwehr?

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ja und Nein. Einerseits ist der Gedanke nach einem vollwertigen Löschfahrzeug das kompakt ist und unter 7,5 Tonnen wiegt sehr gut, aus vor allem den Gründen die du schon gennant hast.

Der Hacken an der Geschichte ist, das schon damals extreme Gewichtsprobleme vorhanden waren mit den Fahrzeugen. Mit Mannschaft, Geräten und vollem Wassertank waren die in den seltensten Fällen leichter als 7,5 Tonnen. Mal ein Beispiel, ein LF 8/6 auf 814er Fahrgestell von Mercedes bringt leer ca. 5,2 bis 5,3 Tonnen auf die Wage, dann rechnen wir mal eine Tonne für 9 Personen mit Ausrüstung in Einsatzkleidung und 600 kg für den vollen Wassertank, von unseren 5,3 Tonnen sind nun noch 600- 700kg für Ausrüstung und Kraftstofftank da. Der Tank fasst 70 Liter, also sind schon wieder einige Kilos weg und dann sind die teilweise mit Tragkraftspritze, Lüfter, 4-6 Saugschläuchen, Stromerzeuger, 40 Liter Ersatzsprit etc. unterwegs. Sehr unrealistisch das die mit unter 7,5 Tonnen zum Einsatz fahren, also immer überladen…

Prinzipiell fehlt also nicht das LF 8/6, sondern ein Fahrzeug mit Gruppenbesatzung unter 7,5 Tonnen. Da muss man sich dann nunmal abfinden mit einem TSF-W oder einem MLF, letzteres ist aber auch nur als Daily mit beschränktem Platzangebot realistisch, auf einem MAN TGL kann man das heutzutage vergessen. Aber auch da hätte ein LF 8/6 mit der Gruppenkabine einen höheren Einsatzwert, ich bin der Meinung, anders als andere hier, das für eine Freiwillige Feuerwehr mit nur einem Fahrzeug der Unterschied schon groß ist, ob es 6 Plätze oder 9 gibt. Hat die Feuerwehr ein MTW/MTF oder ähnliches ist das hingegen egal.

Fazit: Es fehlt nicht das LF 8/6, sondern das Löschgruppenfahrzeug unter 7,5 Tonnen, das ist aber nicht realisierbar, also muss man sich damit abfinden und entweder C/CE-Führerscheine verteilen oder sich Zufriedengeben mit einem TSW-W/MLF.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäterin, Feuerwehrfrau, Rettungshundeführerin
Von Experte Highlands bestätigt

In meinen Augen nicht wirklich...

ich mein ein Einsatzfahrzeug mit so viel Freiraum im Gerätekoffer und Gruppenkabine, trotz kompakter Größe das unter 7,5 Tonnen wiegt 

Viel Freiraum? Seitdem LF8 mit Wassertank gebaut und damit zum LF 8/6 wurden, haben diese Fahrzeuge Gewichtsprobleme gehabt. Schon in den 1990er Jahren wurde häufig getrickst, damit ein LF 8/6 noch so gerade eben unter die 7,5 Tonnen kommt (z.B. Abnahme ohne Mannschaft, ohne Wasser im Tank, mit fast leerem Kraftstofftank und Teilbeladung) und fuhr in der Praxis dann nicht selten mit deutlich über 9 Tonnen durch die Gegend.

Heute wäre das mit moderner Abgastechnik und modernen Sicherheitssystemen gar nicht mehr umsetzbar.

Die Fahrzeuge hatten/haben doch eigentlich total große Vorteile. Die konnten mit der der alten Klasse 3, dem C1 Führerschein oder dem Feuerwehrführerschein (je nach Bundesland) gefahren werden.

Das hatte sicherlich viele Jahre seine Vorteile, weil viele Kameraden a) noch den alten Führerschein der Klasse 3 hatten oder aber b) bei der Bundeswehr den Lkw-Führerschein gemacht haben.

Diese Vorteile kommen heute aber so gut wie gar nicht mehr zum Tragen. Denn seit 1999 gibt es die Klasse 3 nicht mehr und die meisten machen ihren FS der Klasse B (bis 3,5 t), dürfen also ohne Lkw-Führerschein heute fast gar nichts mehr fahren (selbst ein ELW oder MZF kommt heute schnell an die 4 t heran). Und mit Wegfall der Wehrpflicht werden auch diejenigen weniger, die dort ihren Lkw-Führerschein gemacht haben. Ergo müssen die Kommunen sowieso verstärkt Führerscheinausbildungen für die Feuerwehr zahlen.

Vom "Feuerwehr-Führerschein" halte ich nur sehr bedingt etwas. Der ist sicherlich für Fahrzeuge gut, die knapp mehr als 3,5 t wiegen, also Transporter. Die fahren sich wie normale Autos, sind nur inzwischen nicht zuletzt aufgrund der neuen Abgastechnik schwerer geworden. Da kann ich es als Führungskraft mit meinem Gewissen vereinbaren, dass ein Inhaber der Klasse B mit etwas Fahrpraxis, nach Schulung und gründlicher Einweisung mit dem meinetwegen 4,2 t schweren Sprinter fährt. Ein LF 8/6 mit 7,5 t zGG ist aber etwas völlig anderes. Meist sind die auf einem Lkw-Fahrgestell aufgebaut, haben zudem einen Wassertank, in dem sich das Wasser aufschaukelt. Da einen 19-jährigen VW Polo-Fahrer, der alle paar Monate mal das LF fahren darf und nur eine zweistündige Theorieausbildung und kurze "Prüfungsfahrt" absolviert hat, nachts um 3 Uhr aus dem Schlaf zu reißen und hinters Steuer zu setzen, da halte ich relativ wenig von. Da braucht es m.E. dann schon eine "richtige" Führerscheinausbildung für Lkw.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

Das sich früher so zwanghaft an den 7,5 Tonnen festgehalten wurde lag an den alten Führerscheinen, ein LF 8/6 konnte jeder mit PKW-Führerschein bewegen. Außerdem waren früher die Fahrgestelle leichter und dadurch bei gleicher Tonnage mehr Zuladung möglich.

Dass das MLF "nur" eine Staffelbesatzung hat ist kein Verlust sondern gewollt, da zum einen kleine Wehren genauso wie große oft Personalnot haben und ein Gruppenfahrzeug sowiesosehr häufig nur mit einer Staffel ausrückt.

Das Gewicht spielt nur dann eine Rolle, wenn Gemeinden vergessen das zu ihren Pflichtaufgaben auch die Ausbildung gehört bzw verdrängt wird, das auch ein Führerschein teil dieser Ausbildung ist. Oft hört man "ein Fahrzeug muss leicht sein, damit man genügend Fahrer hat" die Wahrheit ist aber, die Gemeinden wollen einfach keine Ausbildung für Klasse C Führerscheine ausgeben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Zugführer in einer größeren bayerischen Feuerwehr

Inkognito-Nutzer   27.10.2024, 21:25

Wobei anzumerken ist das viele Gemeinden das auch nicht schaffen, nicht überall ist Geld da um mal eben 50 C/CE-Führerscheine zu finanzieren.

JuniorBJ92  27.10.2024, 22:07
@Inkognito-Beitragsersteller

Welche Feuerwehr braucht bitte 50 Maschinisten? Hat da auch jeder Gruppenführerqualifikation?!

Genau genommen braucht eine Feuerwehr mit einem Fahrzeug genau drei(!) Fahrer. Ein paar mehr sind zwar nicht schlecht, aber nicht notwendig und wer denkt jeder braucht einen Schein und muss Fahrer sein, der hat keine Ahnung wovon er spricht…

Inkognito-Nutzer   02.11.2024, 10:23
@JuniorBJ92

Bei einer Gemeinde mit 10-15 Orsteilen nicht ungewöhnlich. Und wenn wir über eine Wehr sprechen, die nur ein "C-Fahrzeug" hat, sind 3 Maschinisten sehr knapp und nicht ausreichend.

Nein, zum Glück nicht, auch wir bestellen nur das, was auch benötigt wird.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Wenn wirklich alle Stricke reißen, darf zur Einsatzstelle auch ein Fahrer ohne LKW-Führerschein eingesetzt werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Mit Thema intensiv befasst.