Ist das Einzelkind-Dasein eine Zumutung?

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Einzelkind sein ist keine Zumutung wenn es in der Nachbarschaft genug Kinder gibt und das Kind nicht durch Fürsorge und permanente Aufmerksamkeit der Eltern erdrückt wird. Weil ich immer genug FreundInnen hatte und für meine Eltern eine eher "untergeordnete" Rolle gespielt habe hat mir das Einzelkind-Dasein nicht geschadet.

Aber gerade wg. der Unterordnung habe ich mir oft ältere Geschwister zur Verstärkung gewünscht, die mit mir die Freiheitskämpfe gemeinsam durchgestanden oder mir so manchen Weg vorgeebnet hätten. Alleine ist man halt immer überstimmt ;)

Im Nachhinein finde ich es auch manchmal schade keine große Familie mit vielen Nichten und Neffen zu haben - aber dafür haben meine Freunde einige Kinder, die ich als s.o. ansehe - ist also auch nicht so schlimm.

Sehr positiv sehe ich es als Einzelkind, dass ich gelernt habe mich auch mal selber zu beschäftigen, kann deshalb auch sehr gut mal alleine sein ohne mich zu langweilen oder einsam zu fühlen.

Ich fand es zwar immer in Großfamilien klasse wo so richtig die Post abgeht - ob ich das allerdings immerzu genießen könnte bin ich mir nicht so sicher.

Ansonsten kann ich nur allen zustimmen, die geschrieben haben, dass es immer auf den Einzelfall, bzw. die Eltern ankommt. Wenn Eltern nicht in der Lage sind alle ihre Kinder gleich gern zu haben stelle ich mir das ganz schrecklich vor - sowohl für das benachteiligte wie auch für das bevorzugte Kind.


MaNic22 
Beitragsersteller
 20.07.2011, 12:17

Du fasst die Gedanken eigentlich gut nochmal zusammen und bringst noch den Aspekt des Erlernens der Selbstbeschäftigung rein, den ich persönlich aber als sehr schwierig betrachte, da Kinder heute allzu anfällig sind, den Fernseher oder Computer in diesem Fall zu ihrem besten Freund zu machen.

veritas55  20.07.2011, 15:36
@MaNic22

Klar, aber das kann auch Geschwister-Kindern passieren wenn die sich nicht so gut verstehen und vor allem der Computer ist ja in dieser Zeit sowieso nicht mehr wegzudenken. Aber auch jetzt hängt es viel von den Eltern bzw. Großeltern ab (auch ich hatte ne "böse Stiefmutter", die mich mit 16 in die Flucht geschlagen hat :/), was sie tun oder nicht tun um die Phantasie anzuregen bzw. zuzulassen.

Meine Oma hat mir einfach bei schlechtem Wetter einen Beutel mit Knöpfen oder eine Kiste mit Fotos hingestellt oder ich konnte malen oder irgendwas ausschneiden, mir mit Stühlen, Kartons und Tüchern Höhlen bauen, Schränke ausräumen und mich verkleiden uvm. - dann war ich immer stundenlang beschäftigt. Der Fernseher wurden nur Sonntags angestellt wenn "Corky und der Zirkus" kam - ansonsten bin ich im Garten rumgeturnt wo die ganze Nachbarschaft willkommen war.

Bei meinen Eltern war ich vollauf damit beschäftigt mir Ausbruchspläne auszudenken um meine Freunde treffen zu können ;)

Du schreibst ja selber, dass der Widerstand noch schwieriger sein kann, wenn die Geschwister nicht mitziehen - so kann man nicht pauschal sagen was besser oder schlechter ist, denn jede Familie ist eben ganz anders.

veritas55  20.07.2011, 22:59
@veritas55

Danke sehr für´s Sternchen :)

Es hat mir Freude gemacht über diese Frage nachzudenken, mitsamt aller Erinnerungen, die dabei wach wurden ;)!

Gaaanz wichtig ist eine sehr gute vertraute Freundin wenn man keine liebe Schwester hat !!!

Manchmal hab ich meine Nachbarsfreundin auch etwas um ihre beiden großen Brüder beneidet - manchmal war ich aber auch froh meine Ruhe zu haben ;)

  • Fazit: es hat beides Vor.-und Nachteile !
Halftac  20.07.2011, 23:34
@veritas55

es kommt einfach immer auf deine umgebung an die umgebung ist das was menschen formt oder manche auch nicht formt. damit meine ich nicht eine zerbrochene flasche am straßenrand!

varsinbirsin  26.07.2011, 17:44
@Halftac

Ja Casamaria in der tat eine sehr schöne Frage und meine liebe Veritass Du hast es soooo schön beantwortet, so ehrlich uns aus dem Herzen---DH!! :-)

casamaria  19.07.2011, 22:54

WAS für eine Antwort! Ein absolutes Hut ab und grande complimento für diesen Beitrag!

veritas55  19.07.2011, 22:58
@casamaria

HUCH - ;D - da werd ich ganz rot, als Einzelkind bin ich doch so schüchtern ;)))
Aber danke :)!

Hallo :)!

Du hattest auch nicht das Glück, daß Du Geschwister hast, die Dir charakterlich sehr ähnlich sind.

Es gab zwischen Euch zumindest Friede. Wenn auch keine große Freude (und keinen Eierkuchen)

Bei sehr vielen Personen sind jedoch die Unterschiede zwischen den Geschwistern so gravierend, daß diese miteinander überhaupt nicht auskommen. (Ich kenne einen Jungen, der seinen Bruder aus Eifersucht die Treppe runter geworfen hat, und eine 12 Jährige, die seiner Schwester aus Rache im Schlaf die Haare abgeschnitten hat. Sie hat ihr einen Lutscher "geklaut" ?)

Je nach Charakter sind dann Eifersucht, Manipulationen, körperliche Angriffe, und andere "Mätzchen" an der Tagesordnung. Und Familienmitglieder kann man sich nicht aussuchen. Nur Freunde.

Du kannst "Einsamkeit" nicht von vornherein verdammen. Weil jede Münze immer 2 Seiten hat bedeutet "Einsamkeit" auch Ruhe, Konzentration, Stärke und Kraft.

Wenn ich (seit meiner Kindheit) nicht "Einsam" gewesen wäre, wie Du es nennst, hätte ich es an der Uni und später bei der Fortbildung und in der Klinik nie zu etwas gebracht. Hätte ich mir nie irgendwas aufbauen können. Oder meist Du, daß ich neben lustige Partys mit meiner Schwester (meinem Bruder), ewige Interesse an (ihrer) seiner (problematischen) Lebensführung,Teilnahme an seinen/ihren Liebeskummer,ihre Schwangerschaft, seine Scheidung und Geldsorgen,u.s.w. die Gelegenheit hätte gute Abschlüsse und einen guten Job zu machen? Eher nicht!

Ein älterer Patinet hat es (glaube ich) treffend formuliert: "Familie ist der genetische Zusammenschluss von Leuten, die ansonsten vielleicht gute Feinde geworden wären."

Ich bin mir ziemlich sicher, daß meine Stärke gerade darin liegt, was Du "Einsamkeit" nennst. Bisher habe ich nie bedauert, daß ich keine Eltern und keine Geschwister habe. (Eher im Gegenteil!)

Gruß+Alles Gute: Isa`


MaNic22 
Beitragsersteller
 20.07.2011, 13:35

Du wiegst hier emotionale Familienbindungen, die natürlich AUCH problematisch sein können, gegen beruflichen Erfolg ab... worauf ich eher weniger Wert lege.

blunt  20.07.2011, 16:42
@MaNic22

Klar! Wir leben auch im Sozialstaat.

Harz IV für alle :D!

Gruß: Isa`

meine geschwister haben ihren zweck des daseins nicht erfüllt meine eltern durch dauernde abwesenheit auch somit habe ich früh das zocken ins rampenlicht gestellt was sich jedoch schlagartig durch geändert hat durch freunde aus der schule also ca. 7 klasse. jedoch hab ich mich selber erzogen und da meine freunde genug lasten zutragen haben trage ich meine selber und wie gesagt auf familie ist kein verlass.es gibt kein exemplar meiner geschwister welches besagtes vorbild sein könnte!

ich glaube einzelkinder lassen sich stärker durch freunde beeinflussen(umgebung) als durch ihre eltern.ich kenne auch ein paar aus meiner alten klasse welche einzelkinder waren und den gleichen gedankenstrang wie ihre freunde hatten/haben und ich mir sogar dachte sie seien brüder!

eine zumutung unwahrscheinlich entweder hat man was als eltern drauf oder nicht. also anwesend zusein hilfsbereit STRENG!!!


MaNic22 
Beitragsersteller
 21.07.2011, 11:05

Streng?

Kommt sicherlich sehr auf die Eltern und auch auf Freunde, Nachbarskinder in der Nähe an.

Ich hatte einen, knapp 2 Jahre jüngeren, Bruder. Wir haben uns viel gekappelt, aber wenn´s drauf ankam, haben wir wie Pech und Schwefel zusammengehalten.

Wir haben uns jeden Abend im Bett von unserem Tag erzählt, und wenn wir raus gegangen sind oder im Urlaub waren wir immer schon zu zweit - da steht man ganz anders da als alleine in der Fremde.

So hatten wir auch gute Freunde in der Nachbarschaft. Seine Freunde waren - ein bisschen - auch meine und umgekehrt. Ich ereinnere meine Kindheit so, dass wir oft in einer ganzen Schar von Kindern durch die Gegend gezogen sind. Einzelkinder taten mir - damals - einfach nur leid.

In der Pubertät war dann aber Ende der Geschwisterliebe. Unsere Wege sind in völlig verschiedene Richtungen gegangen. Hab auch nur noch von Ferne - über meine Mutter - Kontakt zu meinem Bruder.

Dennoch - das Positive überwiegt - ich hab´s denn genauso wieder gemacht: Meine Tochter ist knapp zwei Jahre älter als mein Sohn. Die zwei haben sich als Kinder wunderbar verstanden - und gehen nun - auch das hat sich wiederholt - sehr verschiedene Wege.

Ganz anders mein Mann.

Er war ein Einzelkind, wie es im Buche steht, wird noch jetzt von seinen Eltern, zum Glück, aus der Ferne, als eben ihr Kind und ihr ein und alles betuttelt.

Er hat diese Situation - schon seit der frühen Schulzeit - als sehr problematisch erlebt, fühlte sich einsam und unsicher im Umgang mit etwa Gleichaltrigen. Wollte am liebsten ganz allein auf der Welt sein.

Als wir uns dann kennengelernt haben - zunächst in einem größeren Freundeskreis - hat es dann noch über zehn Jahre gedauert, ehe wir uns näher gekommen sind.

Sobald wir zu zweit waren, (noch gar nicht in Richtung Intimität) hat er auf eine Weise dicht gemacht, die für mich völlig unverständlich war.

Er hat z.B. sehr interessant von sich erzählt, aber nie, null, nach mir und meinen Interessen gefragt Ich konnt´s nicht fassen - so nach dem Motto: So darf man einfach nicht sein.

Wir haben uns schließlich über ein Drittes - ein gemeinsames Projekt / Thema, das uns beiden existentiell wichtig ist, getroffen und gefunden. Seitdem entdecken wir unsere - sozial - völlig verschieden strukturierten Welten nach und nach und lernen ihre - eben sehr verschiedenen - Chancen und Risiken kennen.

Summa summarum ist meine Erfahrung:

  • Sowohl Einzelkinder, in deren Welt vermutlich oft andere Menschen nur als Autoritäten auftauchen, mit denen man sich auf irgendeine Weise arrangieren muss,

  • Als auch Geschwisterkinder (oder grad Älteste), die immer gleich automatisch an den anderen mitdenken, mitentscheiden etc. (egal, ob der das will oder nicht),

sollten irgendwann lernen, dass man auch anders als (für sie normal) sich auf andere Menschen beziehen kann. Und das können sie am besten, indem sie vom sozial ganz anders Denkenden / Fühlenden lernen.


MaNic22 
Beitragsersteller
 20.07.2011, 12:09

Wirklich gutes Resümee :) Danke für die Teilung deiner Erfahrung.

ich bin auch einzelkind, klar wär n geschwinster manchmal ganz brauchbar^^ ( wenn streit in der familie is oder wenn einem langweilig is, da kommt eben n bisschen sturm in die bude auf oder wie man des nennt ;) ) ne aber sonst ich bin selbstbewusst, hab Freunde und ich bin nicht verwöhnt ( hab eig nur meine Mum ) und bin eig recht zufrieden :P