IQ Test bei Autismus kennt sich jemand aus?

1 Antwort

Genau das selbe wie bei jedem, sonst wäre es kein IQ test.

Wie sollte man jemanden seine Mathe-Fähigkeit z.b. einschätzen, wenn man den Test anders baut für jede Person?

Der IQ test bleibt für jeden der gleiche


Zitruseulchen  29.08.2024, 19:54
Der IQ test bleibt für jeden der gleiche

Natürlich bleibt dieser für uns Autisten nicht gleich. Ihn gleich zu lassen, würde unsere neurologischen Differenzen ignorieren. Ich weiß das selber - Bei mir wurde während meiner Autismus-Diagnostik der Raven-Matrizen- und der Peabody-Picture-Vocabulary-Test angewandt. Beides IQ-Tests, welche speziell auf uns Autisten zugeschnitten sind.

Denn - und das sollte jeder wissen - wir Autisten haben eine völlig andere Neurologie, als der Großteil der restlichen Weltbevölkerung. Unser Gehirn funktioniert anders, da es sich anders entwickelt (hat). Alleine diese Tatsache spricht schon gegen deine Behauptung, man könne uns den selben IQ-Test wie für neurotypische Menschen hinlegen und wir würden nicht deutlich anders abschneiden, als bei einem Test, der extra mit Autisten in mind erstellt wurde. Ich hatte auch einen normalen IQ-Test gemacht, 3 Jahre nach meiner Autismus-Diagnose. 9-12 Punkte Unterschied. Bei den autismusspezifischen Tests schnitt ich besser ab. Klar, es mag nicht viel sein, aber bei anderen kann die Differenz sogar noch größer sein.

Yet recent findings (and new tests) suggest that typical intelligence tests, based on information collected from neurotypical children, are inappropriate for autistic kids. This means that autistic children may receive inappropriate results, and the IQ tests themselves may even be administered improperly.

Quelle

Und hier auch etwas auf deutsch.

Generell: Du kannst uns Autisten nicht A geben und denken, wir würden mit A genau so gut auskommen wie neurotypische Menschen. Manchmal brauchen wir eben B und das ist in Ordnung. Auch viele Tipps haben sich Leute mit neurotypischen und nicht mit neurodiversen Personen in mind (Ich bin gerade noch immer zu dumm den Satz komplett auf Deutsch zu schreiben) ausgedacht. Das bezieht sich also nicht nur auf IQ-Tests. Aber das ist ein generelles Problem, welches ich schon länger miterleben muss.

Ich denke, das kommt zum Teil davon, dass viele uns Behinderte unbedingt oberflächlich integrieren wollen, dabei jedoch versuchen, uns genau so zu behandeln, wie neurotypische/nicht-behinderte Menschen, da sie denken, es wäre schlecht, anders zu sein, behindert/neurodivers zu sein, uns anders, unseren individuellen Bedürfnissen entsprechend - aber trotzdem mit Respekt! -, zu behandeln.

Die Gesellschaft ist meist viel eher zur Stelle, wenn es darum geht, es körperlich behinderten Menschen einfacher zu machen (Was selbstverständlich etwas Positives ist), denn Dinge wie Rampen, Fahrstühle, Blindenschrift uvm. sind noch relativ leicht installiert/gebaut/angebracht. Doch bei unsichtbaren Behinderungen und allem voran Autismus (und Neurodivergenz im Allgemeinen) hört es sehr oft auf, weil hier der Lösungsweg nicht so simpel ist. Jeder Rollstuhlfahrer profitiert von einer Rampe, nicht jeder Autist profitiert von einer AAC-Device.

(Und ich will erwähnen, dass selbst die Hilfen im Alltag für körperlich Behinderte an einigen Stellen ziemlich rar ist.)

Und das geht alles auf IQ-Tests zurück.

Wir Autisten sollen haargenau so behandelt werden, wie allistische Menschen.

Inklusion ist in dem Fall sehr oft: Wir laden dich zur Party ein, aber es wird sehr laut sein, es werden viele Leute dort sein, es wird wild getanzt, jeder will Smalltalk führen, der Bass wird unerträglich für dich sein, die bunten Lichter werden dir Kopfschmerzen bereiten und wir werden passiv-aggressiv reagieren, wenn du die Einladung ablehnst.

Oder auch: Du darfst auf unsere Schule, aber wir werden unsere Schule nicht speziell auf autistische Bedürfnisse anpassen.

Oder auch: Natürlich dürfen Sie auch als Autist in unserem Supermarkt einkaufen gehen. Aber die Lichter werden immer so grell bleiben, die Kassen werden immer so laut piepsen, es wird immer etwas im Gang stehen, es werden immer Sachen in die Regale eingeräumt werden, ... Oh, und das Konzept der "stillen Stunde" kennen auch nur sehr wenige Läden hier in Deutschland.

Und genau so sollen wir auch mit den selben IQ-Tests auskommen, mit denen neurotypische Menschen auskommen, obwohl bereits mehrmal gezeigt wurde, dass deren Ergebnisse häufig nicht akkurat unseren IQ widerspiegeln.

Jeder soll mit A auskommen, jeder soll Tipp A hilfreich finden, denn statt mit A mit B besser auszukommen und statt Tipp A Tipp B hilfreicher zu finden, das geht ja nicht - Da müsste die neurotypische Gesellschaft mehr tun, als uns zu tolerieren und das wäre selbstverständlich zu viel verlangt. Denn "Die Welt dreht sich nicht um euch" und "Weshalb sollte sich die Mehrheit der Minderheit anpassen?". (Hab ich so schon oft gelesen.) Ist es nicht so? Mhm. Ich könnte darauf noch viel länger eingehen, doch ich denke, ich habe meinen Punkt klargemacht und mein Wissen vermittelt.

Immer wieder gerne.

1
Philip716  31.08.2024, 13:49
@Zitruseulchen

Das wäre aber inkorrekt. Es muss einen generellisierten IQ-Test geben und dann einen spezifisch angepassten. Wir können auch unsere Neurotypische IQ-Tests so gestallten, dass jeder einen durchschnittlichen IQ von 150 hat. Aber gerade durch die eventuellen Defizite durch Autismus, wird der Quotient errechnet, der die allgemeine Leistungsfähigkeit angibt.

Das wäre sonst ein Betrug, sollte der durchschnittliche IQ-Test nicht stattfinden.

0