Indirekte Rede auf Deutsch: Konjunktiv I und Konjunktiv II?

LiloB360  21.02.2024, 14:47

was genau möchtest Du wissen?

ymarc 
Beitragsersteller
 21.02.2024, 14:49

ob man diesen Unterschied zwischen "sei" und "wäre" noch macht.

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Dein Beispiel (Informant A= XY ➨ Empfänger A = Informant B = der Chef ➨ Empfänger B = Informant C = du ➨ Adressaten = wir) ist etwas unglücklich gewählt, denn es geht ja bei deinen Sätzen nicht darum, was der Chef tatsächlich denkt, sondern darum, was du glaubst, das der Chef denkt, und dass du deine Vermutung ausdrücken willst, wenn du dies berichtest.

  1. Der Chef sagte: "Der Mitarbeiter XY ist krank." Du gibst jetzt wieder, was der Chef gesagt hat, und du gehst davon aus, dass der Chef die Krankheit des Mitarbeiters einfach zur Kenntnis genommen hat und darüber neutral berichtet. Also berichtest du natürlich auch ganz neutral darüber: "Der Chef sagte, der Mitarbeiter XY sei krank."
  2. Der Chef sagte: "Der Mitarbeiter XY ist krank." Dabei grinste er vielsagend und verdrehte die Augen. Du entnimmst dieser Mimik, dass der Chef dem Mitarbeiter XY nicht geglaubt hat, als dieser anrief und sich krank meldete. Nun möchtest du du deinen subjektiven Eindruck wiedergeben. Dann sagst du vielleicht: "Der Chef sagte zwar, der Mitarbeiter XY sei krank. Ich hatte aber den Eindruck, dass er dem Kollegen XY seine Krankheit nicht abgekauft hat."

Lass mich das Beispiel etwas verändern. Dann ist es nicht so kompliziert.

  1. Mitarbeiter XY ruft an und sagt: "Ich bin krank." Du nimmst den Anruf entgegen und gibst diese Mitteilung neutral an die Kollegen weiter. Du sagst also: "Mitarbeiter XY sagte, er sei krank."
  2. Mitarbeiter XY ruft an und sagt: "Ich bin krank." Du nimmst diesen Anruf entgegen. Du kennst XY und weißt, dass er ein ziemlicher Faulpelz ist und gern mal blau macht. Du hast also Zweifel daran, dass XY wirklich krank ist, und möchtest diese Zweifel auch in deinem Bericht zum Ausdruck bringen. Also sagst du: "Mitarbeiter XY sagte, er wäre krank."

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Diesen Unterschied kann man tatsächlich dort machen, wo nicht sowieso der K.2 für die indirekte Rede genommen werden muss. Aber das sind Subtilitäten, die die meisten Leute überhaupt nicht registrieren. Du kennst diese Feinheiten, ich kenne sie, und wenn wir das voneinander wissen, können wir uns in Gesprächen miteinander natürlich die Sprache zunutze machen und mit diesen Feinheiten spielen.

Aber das hilft nicht viel im Kontakt mit Leuten, bei denen man schon froh sein muss, wenn sie 10-Wörter-Sätze (im Indikativ!) begreifen, die keine oder nicht mehr als 2 Pronomen und möglichst auch kein Passiv (oder Passiversatzformen "hat zu/ist zu/lässt sich + Infinitiv") enthalten.

Da müssen dann oft Mimik und Ton zu Hilfe genommen werden. - Mangels Mimik etc. geht hier auf GF ja auch so viel daneben, und in nachfolgenden Kommentaren muss alles noch mal und noch mal mit anderen Worten erklärt werden, oder es muss zum 100. Mal gesagt werden, dass ein bestimmter Satz wirklich und wahrhaftig falsch ist. Ironie wird überhaupt nicht verstanden, Spaß oft auch nicht, es sei denn, er ist wirklich ganz simpel.😥


spanferkel14  22.02.2024, 13:41

🌿🌷Vielen Dank für deinen Stern.🌺🍃

Normalerweise gilt Konjunktiv I. Dein erster Satz "Er sagte, dass der Mitarbeiter xy krank sei." ist richtig.

In manchen Fällen nutzt man jedoch den Konjunktiv II und zwar dann, wenn der Konjunktiv I und der Indikativ von der Verbform gleich sind.

Beispiel:

Direkte Rede: "Wir fahren dieses Jahr nicht in den Urlaub, da wir kein Geld haben."

Indirekte Rede: Sie sagten, sie führen (Konjunktiv II) dieses Jahr nicht in den Urlaub, da sie kein Geld hätten (Konjunktiv II)."

Im Konjunktiv I hieße es: Sie sagten, sie fahren dieses Jahr nicht in den Urlaub, da sie kein Geld haben.

In diesem Fall wären die Verbformen wie die des Indikativs, um die indirekte Rede besser zu verdeutlichen wird daher der Konjunktiv II versendet.

es ist vor allem eine inhaltliche Unterscheidung.

Fall 1 - es gibt Unterlagen , die das beweisen,- (Krankmeldung durch Arzt) - also kein Konditional erforderlich.

Fall2 -

neutrale Antwort - ohne Gewähr - darum Konditional 2 - aber auch 1 möglich.


LiloB360  21.02.2024, 14:59

Ich fürchte, diese feinen Unterschiede werden heute kaum noch gemacht. Da ich alt bin, bin ich für heute nicht kompetent,- aber "er sei krank" erscheint mir neutraler - und wäre von mir immer gewählt worden. Ohne jegliche Ungterstellung - oder Auslegung. War im Personlabereich tätig.

ymarc 
Beitragsersteller
 21.02.2024, 14:56

Herr XY ist an .... erkrankt. Indikativ = Tatsache

Man sagt(e), er sei krank. Indirekte Rede

Man sagt(e), er wäre krank (Man ist dessen nicht hundertprozentig sicher oder man bezweifelt es) ?

So habe ich es vor 50 Jahren im Ausland gelernt.

LiloB360  21.02.2024, 15:08
@ymarc

Schon aus Datenschutzgründen dürfen heute keine Auskünfte über Mitarbeiter gemacht werden. Es werden also lakonische Antworten , wenn überhaupt , erteilt. Dazu genügt "er ist krank" - also keine Interpretation - nur Information. Kurz und lakonisch - direkte Rede. Er ist krank -

ymarc 
Beitragsersteller
 21.02.2024, 15:43
@LiloB360

Sicher! Aber unter Kollegen! Sie wäre angeblich wieder krank!